Clive77
Serial Watcher
Päng!!!
Dick Stendera schüttelte fassungslos den Kopf als er von der anderen Hälfte des Wohnzimmers aus mit einer Salve von halbleeren, tröstenden Worthülsen und Plattitüden seines Vorgesetzten bombardiert wurde. In seinen Gedanken war er bereits längst von der ursprünglichen Befragung der einzigen vernehmbaren Angehörigen weit abgedriftet und ertappte sich dabei wie er aus Zeigefinger und Daumen eine blitzende Remington Conversion, Rollin White Patent formte und mit dieser auf sein Opfer, Henrietta Henderson, zielte.
Die weinende Frau, die gerade im Begriff war, dem Chefermittler Sergeant Oscar de la Roja ihr Herz auszuschütten erschrak und blickte ängstlich wie ein Reh, das vom Fernlicht eines Trucks geblendet wurde und kurz davor war erfasst zu werden, auf ihn.
„Oh Sorry!“, rief Dick, als das gesamte Crime Scene Investigation-Team dem verstörten Blick der Frau folgte und sich nach ihm umdrehte.
„Das tut mir leid, Frau Henderson. Herr Stendera, ist halt ein etwas…hm… besonderer Typ“, sagte Oscar de la Roja, der in Dicks Augen nur ein schleimiger Antonio Banderas Abklatsch war und in der Mordkommission Miamis nicht zu suchen hatte. Eher sollte er als eloquenter aber inkompetenter Juror in einer viertklassigen Castingshow sitzen. Dort würde er keinen allzu großen Schaden anrichten.
Dick konnte Oscar nicht ausstehen, doch in diesem Moment schämte er sich dafür, dass er sich wieder einmal nicht beherrschen konnte. Wenn eine Sache feststand, dann dass es definitiv Gründe dafür gab, dass Dick lediglich Oscars Assistent war und nicht umgekehrt. Der leicht pummelige und blasse Mann Anfang dreißig, war nicht gerade das, was man einen lupenreinen Performer nennt. Er verkaufte sich genauso charismatisch wie Richard Nixon bei der US- amerikanischen Präsidentschaftswahl 1960. Eines stand fest: Dick wäre als Staubsaugervertreter verhungert und dies wäre bei seiner Leidenschaft fürs Essen ein grausamer Tod geworden.
„Ein ausgewachsener Mann der trotz eines abgeschlossenem Masterstudiums und einem IQ von 134 immer noch ein Exemplar Power Rangers- Bettwäsche im Schrank hat und nach einem stressigen Arbeitstag zu Hause von Sofa zu Sofa springt, um nicht in der imaginären Lava zu verbrennen, wird es mit Sicherheit immer schwer haben die berufliche Karriereleiter zu erklimmen…und das machst du leider auch komplett ohne Drogeneinfluss! Andere kiffen wenigstens dabei!“, das waren die Worte seiner Mutter Amanda, die einen Lehrstuhl für Psychologie inne hatte.
Dick wollte sich das alles eigentlich nicht mehr bieten lassen. Aber was sollte er tun? Er konnte Amanda nicht rausschmeißen. Schließlich war es ihr Haus, dessen Kinderzimmer er bewohnte.
„Selbst Sheldon Cooper wirkt zwanzig Mal seriöser und erwachsener als du, Ginger Doug! Das einzige was an dir hart ist, ist dein Name! Reiß dich endlich mal zusammen und blamier uns nicht immer! Es ist eine Schande, dass jemand wie du hier arbeiten darf. Da rettet dich deine Intelligenz auch nicht mehr lange, wenn du dich immer so selten dämlich aufführst.“
„Ginger Doug.“ Dick hasste es wenn Oscar ihn so vor allen Kollegen nannte. Er verabscheute es aufgrund seiner Art und seiner Optik so gemobbt zu werden, auch wenn er die Serie King of Queens sehr gerne schaute. Am meisten nervte es den Mann mit den roten Naturlocken, dass man über Nationalitäten und Rassen nicht ansatzweise scherzen durfte, aber das Witze über Menschen mit dämlichen Namen, Übergewicht und roten Haaren vermutlich in keiner Kultur auf dieser Welt ein Tabu darstellten.
„Die fallen durchs Raster! Aber wehe mir rutscht mal ein N***** raus! Ginger ist seltsamerweise ok! Das böse G- Wort darf man sagen. Natürlich sind auch alle männlichen und zugleich rothaarigen Figuren in Filmen tendenziell kriminell, unfassbar dumm, hässlich, abgrundtief böse, intrigant oder eine Mischung aus allem. A NATURAL BORN EXTRA. Niemals eine Hauptrolle!"
Dick konnte auch das stetige Gegenargument nicht mehr hören: "Quatsch. Ron Weasley ist doch rothaarig.- Ja die erste Nebenrolle und Harrys Lakai…Bei den Frauen sieht es natürlich ganz anders aus. Diese werden begehrt, wie zum Beispiel Arielle. Und welche Disneyfigur ist rothaarig und männlich?
- Genau: Quasimodo!!!! Nur Horatio Caine hat's richtig drauf! Der Daywalker unter den Gingers! Aber ich vertrage leider keine Sonne!"
Dick war in Gedanken wieder völlig abgewichen. Schon oft hatte er die Aufmerksamkeitsspanne eines John Dorian aus der Serie Scrubs an sich selber verabscheut. Er wollte in diesem Moment eigentlich nur schlagfertig kontern, doch er erinnerte sich an den Tag, als er Oscar spaßig als „Nacho“ bezeichnete, kurze Zeit später eine Disziplinarstrafe kassierte, degradiert wurde und vier Monate als Tatortreiniger sein Dasein fristete, ehe seine Mutter Amanda ihre Kontakte spielen ließ und er sichtlich gebeutelt zurückkehren durfte.
Dick wusste, dass er anders war. Ein nicht wortgewandter Mann, der sich mit Teenagern über die letzten Oreos mit Vanillegeschmack im Spätkauf stritt und dennoch schon mehr Leichen gesehen hatte als viele andere hart gesottene Detectives im gesamten Staate Florida, ist nicht alltäglich. Doch der ganz große Fall, ein Magic Moment, in dem er endlich mal beweisen konnte was außer Milkshakes und Käsechips wirklich in ihm steckt, wurde ihm bislang verwehrt.
Er sagte nichts und streckte Oscar nur die Zunge, die ebenso wie seine Zähne, durch den Genuss ein paar saurer Warheads ihr Aussehen verändert hatte, entgegen. Sein Zahnschmelz und Dicks schwächster Muskel waren blau gefärbt. Die Spitze seiner Zungenoberfläche war ein wenig verätzt. Angewidert und wortlos wandte sich Oscar ab und begab sich zurück zu der weinenden Frau Henderson.
„Meiner armer Sohn. Dieses arme Kind. Er wollte das doch nicht. Es war ein Unfall. Er leidet mehr als ich. Vielleicht bin ich auch einfach mit seiner Erziehung überfordert und muss ihn weggeben? Ich bin eine furchtbare Mutter. Schließlich muss auch jemand mal daran denken, was das Beste für das Kind ist.“
Dick konnte das Gerede der Frau nicht ertragen. Er glaubte ihr irgendwie kein Wort und nickte der Frau kurz zu.
„Helen Lovejoy“, sagte er zynisch während er in Gedanken kurz an die Simpsons dachte.
„Und wer denkt endlich mal an die Kinder?!“, murmelte er leise vor sich her.
Mit skeptischem Blick ging er an der hysterisch weinenden Frau mit den schwarzen langen Haaren vorbei. Diese guckte ihn leicht irritiert an. Dick begab sich die Treppe hinauf zum Schlafzimmer des Ehepaars Henderson, um dort ein paar Spuren zu sichern. Er schaute sich das bis zur Unkenntlichkeit zersprengte Gesicht des Mannes im Doppelbett an und blickte anschließend auf das Familienporträt auf dem Nachttisch. Was er dort sah, schockierte ihn erst richtig.
„Typisch. Der Sohn ist ein Ginger! Da haben wir ja mal wieder die klassische Rollenverteilung. Natürlich war es das kleine Kind ohne Seele! Wer sonst?!“
Dick war nicht gerade ein Zeitgenosse, den man als sehr sozial oder mitfühlend bezeichnen konnte. Er war eher das komplette Gegenteil. Aber aus irgendeinem Grund hatte er Mitleid mit dem Jungen.
………………………………………………………………………………………………….
Es waren zwei Tage vergangen und so richtig ließ der Fall Dick nicht los. Dabei war für die meisten im Team klar: Der vierjährige Sam Henderson hatte an jenem Samstagmorgen Langweile. Er wurde früher wach und begab sich in das Schlafzimmer seiner Eltern wo Joshua Henderson nach einer langen Spätschicht als Polizist noch schlief. In einer Kiste unter dem Bett fand der kleine Sam die Pistole, die er für eine Spielzeugwaffe hielt. Er wollte mit der Pistole spielen und diese seinem Vater zeigen. Er kletterte auf das Bett, beugte sich über seinen noch schlafenden Vater, zielte wie ein Cowboy mit dem Lauf auf das Gesicht des Vaters und dann passierte es…
„CSI für Arme! Columbo reloaded!“ Das waren Dicks Gedanken. Der konsternierte Blick von Frau Henderson ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
„Die Frau fühlte sich doch eindeutig von mir ertappt! Hundert pro!“
Doch keiner seiner Kollegen wollte Dicks Verdacht hören, obwohl viele Nachbarn, wie die alte Frau McCluskey angedeutet hatten, dass es in der Ehe der Hendersons seit der Geburt von Sam kriselte.
„Sie hasst einfach rothaarige Menschen und sie verabscheute Joshua dafür, dass er ihr ein rothaariges Kind schenkte! Joshuas Onkel hatte auch rote Haare. Also lag es an seiner Familie. Das hatte er ihr verschwiegen. Damit kam sie nicht klar... Nichts für Ungut Herr… Stend…era… Aber nicht jeder mag rothaarige Menschen. Gerade Kinder…Die können schon etwas Gruseliges an sich haben! Rote Haare Sommersprossen sind des… Na ja, Sie wissen schon...“
Er hatte sich über die Jahre ein dickes Fell angelegt und legte nicht mehr jedes Wort auf die Goldwaage. Außerdem gab Dick ihr ein bisschen recht, aber das sollte keiner wissen. So konnte er der alten nützlichen Dame schnell verzeihen. Eine Sache wurmte ihn jedoch: Keiner wollte Dicks Theorie hören. Es gab ja auch keine Indizien für einen Mord. Schließlich gehörten die Fingerabdrücke, die auf der Tatwaffe gefunden wurden, zu 100 Prozent zu Sam.
Dick Stendera schüttelte fassungslos den Kopf als er von der anderen Hälfte des Wohnzimmers aus mit einer Salve von halbleeren, tröstenden Worthülsen und Plattitüden seines Vorgesetzten bombardiert wurde. In seinen Gedanken war er bereits längst von der ursprünglichen Befragung der einzigen vernehmbaren Angehörigen weit abgedriftet und ertappte sich dabei wie er aus Zeigefinger und Daumen eine blitzende Remington Conversion, Rollin White Patent formte und mit dieser auf sein Opfer, Henrietta Henderson, zielte.
Die weinende Frau, die gerade im Begriff war, dem Chefermittler Sergeant Oscar de la Roja ihr Herz auszuschütten erschrak und blickte ängstlich wie ein Reh, das vom Fernlicht eines Trucks geblendet wurde und kurz davor war erfasst zu werden, auf ihn.
„Oh Sorry!“, rief Dick, als das gesamte Crime Scene Investigation-Team dem verstörten Blick der Frau folgte und sich nach ihm umdrehte.
„Das tut mir leid, Frau Henderson. Herr Stendera, ist halt ein etwas…hm… besonderer Typ“, sagte Oscar de la Roja, der in Dicks Augen nur ein schleimiger Antonio Banderas Abklatsch war und in der Mordkommission Miamis nicht zu suchen hatte. Eher sollte er als eloquenter aber inkompetenter Juror in einer viertklassigen Castingshow sitzen. Dort würde er keinen allzu großen Schaden anrichten.
Dick konnte Oscar nicht ausstehen, doch in diesem Moment schämte er sich dafür, dass er sich wieder einmal nicht beherrschen konnte. Wenn eine Sache feststand, dann dass es definitiv Gründe dafür gab, dass Dick lediglich Oscars Assistent war und nicht umgekehrt. Der leicht pummelige und blasse Mann Anfang dreißig, war nicht gerade das, was man einen lupenreinen Performer nennt. Er verkaufte sich genauso charismatisch wie Richard Nixon bei der US- amerikanischen Präsidentschaftswahl 1960. Eines stand fest: Dick wäre als Staubsaugervertreter verhungert und dies wäre bei seiner Leidenschaft fürs Essen ein grausamer Tod geworden.
„Ein ausgewachsener Mann der trotz eines abgeschlossenem Masterstudiums und einem IQ von 134 immer noch ein Exemplar Power Rangers- Bettwäsche im Schrank hat und nach einem stressigen Arbeitstag zu Hause von Sofa zu Sofa springt, um nicht in der imaginären Lava zu verbrennen, wird es mit Sicherheit immer schwer haben die berufliche Karriereleiter zu erklimmen…und das machst du leider auch komplett ohne Drogeneinfluss! Andere kiffen wenigstens dabei!“, das waren die Worte seiner Mutter Amanda, die einen Lehrstuhl für Psychologie inne hatte.
Dick wollte sich das alles eigentlich nicht mehr bieten lassen. Aber was sollte er tun? Er konnte Amanda nicht rausschmeißen. Schließlich war es ihr Haus, dessen Kinderzimmer er bewohnte.
„Selbst Sheldon Cooper wirkt zwanzig Mal seriöser und erwachsener als du, Ginger Doug! Das einzige was an dir hart ist, ist dein Name! Reiß dich endlich mal zusammen und blamier uns nicht immer! Es ist eine Schande, dass jemand wie du hier arbeiten darf. Da rettet dich deine Intelligenz auch nicht mehr lange, wenn du dich immer so selten dämlich aufführst.“
„Ginger Doug.“ Dick hasste es wenn Oscar ihn so vor allen Kollegen nannte. Er verabscheute es aufgrund seiner Art und seiner Optik so gemobbt zu werden, auch wenn er die Serie King of Queens sehr gerne schaute. Am meisten nervte es den Mann mit den roten Naturlocken, dass man über Nationalitäten und Rassen nicht ansatzweise scherzen durfte, aber das Witze über Menschen mit dämlichen Namen, Übergewicht und roten Haaren vermutlich in keiner Kultur auf dieser Welt ein Tabu darstellten.
„Die fallen durchs Raster! Aber wehe mir rutscht mal ein N***** raus! Ginger ist seltsamerweise ok! Das böse G- Wort darf man sagen. Natürlich sind auch alle männlichen und zugleich rothaarigen Figuren in Filmen tendenziell kriminell, unfassbar dumm, hässlich, abgrundtief böse, intrigant oder eine Mischung aus allem. A NATURAL BORN EXTRA. Niemals eine Hauptrolle!"
Dick konnte auch das stetige Gegenargument nicht mehr hören: "Quatsch. Ron Weasley ist doch rothaarig.- Ja die erste Nebenrolle und Harrys Lakai…Bei den Frauen sieht es natürlich ganz anders aus. Diese werden begehrt, wie zum Beispiel Arielle. Und welche Disneyfigur ist rothaarig und männlich?
- Genau: Quasimodo!!!! Nur Horatio Caine hat's richtig drauf! Der Daywalker unter den Gingers! Aber ich vertrage leider keine Sonne!"
Dick war in Gedanken wieder völlig abgewichen. Schon oft hatte er die Aufmerksamkeitsspanne eines John Dorian aus der Serie Scrubs an sich selber verabscheut. Er wollte in diesem Moment eigentlich nur schlagfertig kontern, doch er erinnerte sich an den Tag, als er Oscar spaßig als „Nacho“ bezeichnete, kurze Zeit später eine Disziplinarstrafe kassierte, degradiert wurde und vier Monate als Tatortreiniger sein Dasein fristete, ehe seine Mutter Amanda ihre Kontakte spielen ließ und er sichtlich gebeutelt zurückkehren durfte.
Dick wusste, dass er anders war. Ein nicht wortgewandter Mann, der sich mit Teenagern über die letzten Oreos mit Vanillegeschmack im Spätkauf stritt und dennoch schon mehr Leichen gesehen hatte als viele andere hart gesottene Detectives im gesamten Staate Florida, ist nicht alltäglich. Doch der ganz große Fall, ein Magic Moment, in dem er endlich mal beweisen konnte was außer Milkshakes und Käsechips wirklich in ihm steckt, wurde ihm bislang verwehrt.
Er sagte nichts und streckte Oscar nur die Zunge, die ebenso wie seine Zähne, durch den Genuss ein paar saurer Warheads ihr Aussehen verändert hatte, entgegen. Sein Zahnschmelz und Dicks schwächster Muskel waren blau gefärbt. Die Spitze seiner Zungenoberfläche war ein wenig verätzt. Angewidert und wortlos wandte sich Oscar ab und begab sich zurück zu der weinenden Frau Henderson.
„Meiner armer Sohn. Dieses arme Kind. Er wollte das doch nicht. Es war ein Unfall. Er leidet mehr als ich. Vielleicht bin ich auch einfach mit seiner Erziehung überfordert und muss ihn weggeben? Ich bin eine furchtbare Mutter. Schließlich muss auch jemand mal daran denken, was das Beste für das Kind ist.“
Dick konnte das Gerede der Frau nicht ertragen. Er glaubte ihr irgendwie kein Wort und nickte der Frau kurz zu.
„Helen Lovejoy“, sagte er zynisch während er in Gedanken kurz an die Simpsons dachte.
„Und wer denkt endlich mal an die Kinder?!“, murmelte er leise vor sich her.
Mit skeptischem Blick ging er an der hysterisch weinenden Frau mit den schwarzen langen Haaren vorbei. Diese guckte ihn leicht irritiert an. Dick begab sich die Treppe hinauf zum Schlafzimmer des Ehepaars Henderson, um dort ein paar Spuren zu sichern. Er schaute sich das bis zur Unkenntlichkeit zersprengte Gesicht des Mannes im Doppelbett an und blickte anschließend auf das Familienporträt auf dem Nachttisch. Was er dort sah, schockierte ihn erst richtig.
„Typisch. Der Sohn ist ein Ginger! Da haben wir ja mal wieder die klassische Rollenverteilung. Natürlich war es das kleine Kind ohne Seele! Wer sonst?!“
Dick war nicht gerade ein Zeitgenosse, den man als sehr sozial oder mitfühlend bezeichnen konnte. Er war eher das komplette Gegenteil. Aber aus irgendeinem Grund hatte er Mitleid mit dem Jungen.
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Es waren zwei Tage vergangen und so richtig ließ der Fall Dick nicht los. Dabei war für die meisten im Team klar: Der vierjährige Sam Henderson hatte an jenem Samstagmorgen Langweile. Er wurde früher wach und begab sich in das Schlafzimmer seiner Eltern wo Joshua Henderson nach einer langen Spätschicht als Polizist noch schlief. In einer Kiste unter dem Bett fand der kleine Sam die Pistole, die er für eine Spielzeugwaffe hielt. Er wollte mit der Pistole spielen und diese seinem Vater zeigen. Er kletterte auf das Bett, beugte sich über seinen noch schlafenden Vater, zielte wie ein Cowboy mit dem Lauf auf das Gesicht des Vaters und dann passierte es…
„CSI für Arme! Columbo reloaded!“ Das waren Dicks Gedanken. Der konsternierte Blick von Frau Henderson ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
„Die Frau fühlte sich doch eindeutig von mir ertappt! Hundert pro!“
Doch keiner seiner Kollegen wollte Dicks Verdacht hören, obwohl viele Nachbarn, wie die alte Frau McCluskey angedeutet hatten, dass es in der Ehe der Hendersons seit der Geburt von Sam kriselte.
„Sie hasst einfach rothaarige Menschen und sie verabscheute Joshua dafür, dass er ihr ein rothaariges Kind schenkte! Joshuas Onkel hatte auch rote Haare. Also lag es an seiner Familie. Das hatte er ihr verschwiegen. Damit kam sie nicht klar... Nichts für Ungut Herr… Stend…era… Aber nicht jeder mag rothaarige Menschen. Gerade Kinder…Die können schon etwas Gruseliges an sich haben! Rote Haare Sommersprossen sind des… Na ja, Sie wissen schon...“
Er hatte sich über die Jahre ein dickes Fell angelegt und legte nicht mehr jedes Wort auf die Goldwaage. Außerdem gab Dick ihr ein bisschen recht, aber das sollte keiner wissen. So konnte er der alten nützlichen Dame schnell verzeihen. Eine Sache wurmte ihn jedoch: Keiner wollte Dicks Theorie hören. Es gab ja auch keine Indizien für einen Mord. Schließlich gehörten die Fingerabdrücke, die auf der Tatwaffe gefunden wurden, zu 100 Prozent zu Sam.