Jay schrieb: Schwieriges Stück. Ja, da hat er Recht.
Sucker Punch hätte besser sein können, viel schlechter oder auch ganz anders. Interessiert jetzt erstmal nicht, da Zack Snyder den Film vorerst so gemacht hat (inwieweit ihm das auferlegt wurde, wird man ja im Falle eines DCs sehen).
Es ist ja immer so eine Sache: Man will einen Film möglichst unvoreingenommen sehen, dann kommt eine (Filmstarts-) Kritik daher, die sagt, die Mädchen sind alles nur leblose Hüllen, und plötzlich achtet man auf genau dieses eine Detail, ob man das will oder nicht. Auch wenn mir der Filmstartskritiker schon in sofern keinen besonders aufgeweckten Eindruck macht, da er behauptet, die durchweg gut eingeleiteten und an dem passenden Stellen stehenden Übergänge der verschiedenen Traumwelten wären zu hecktisch (wie alt ist der Kerl?
), so kann ich ihn in dem Punkt leider nicht widersprechen: Durchweg alle Mädels sind Schablonen, platt wie ein Playboybunnysticker auf dem Bordellfenster in der Rotlichtmeile nebenan. Knappe zwei Stunden später und ich weiß so gut wie nichts über die Charaktere, was an sich sehr schade ist. Oder um es noch krasser auszudrücken: Hätten die guten Mädels nicht so ausgefallene Namen, würde man sie ständig verwechseln, nicht wissen, wer wer ist... Und es wäre schlicht egal.
Statt jetzt lange zu kritisieren kann man sich ja fragen, warum Snyder das macht. Oder musste er das gar machen? Wie auch immer. Besonders zu Beginn macht es den Eindruck, als würde Snyder die Charakterisierung mit dem größten Vergnügen über den Haufen schmeißen, um stattdessen ein düster-melancholisches, von einem Sweet Dreams Cover unterlegtes Intro (ja, man muss es wirklich "Intro" nennen) im Gothik-Musikvideostil zu schaffen. Und verdammt: Es funktioniert. Und lässt unweigerlich die Frage aufkommen, ob der gute Zack, vorausgesetzt, er verzichtet mal auf Slow Motion, nicht der richtige Regisseur für eine weitere Silent Hill Verfilmung wär. Aber zurück zum Thema: Alleine in diesen paar Einführungsminuten, so kalt und oberflächlich sie sein mögen, sorgt Snyder mit einer so kaum gesehenen optischen Stilsicherheit für Gänsehaut. Er schafft es, uns trotz Oberflächlichkeit hineinzuziehen. Und diese Stilsicherheit verliert er über die komplette Laufzeit nie.
Düster-schöner Soundtrack, optische Superlative, schöne Frauen, Over the Top Actionszenen höchster Qualität. Das ist es, was Sucker Punch kann und das ist es, was bei Sucker Punch im Gedächtnis bleibt.
Im Vorfeld sagte ich oft: "Leute, seid nicht enttäuscht. Es kann gut sein, dass wir fast nur Gefängnisdrama sehen und kaum Action". Nun, ich irrte mich. Es knallt viel. Sehr viel. Und ununterbrochen auf hohem Niveau. Diese Fantasieebene funktioniert so gut, ist so vollgepumpt mit Adrenalin, dass, den schwachen Charakteren wegen, die anderen Ebenen zwangsläufig abfallen müssen. In wenigen Momenten sogar so sehr, dass man sich dabei erwischt, auf die nächste Phantasie-Action-Traumszene zu warten und im Kopf die letzte Schlacht noch einma Revue passieren zu lassen. Statt ergriffen von den Dialogen und den Schicksaalen der Mädchen zu sein, will man sie schnellstmöglich wieder in knappen hautengen Outfits dabei sehen, wie sie sich durch Horden Fantasiegestalten schnetzeln und schießen. Und (eventuell dem neuen Schnutt sei Dank???) meist wird unser Wunsch erfüllt und es dauert wahrlich nicht lange, bis wir die Mädels genau so wieder sehen.
War aber das nun Sinn der Sache? War es das, was Znack Snyder im Kopf hatte? Oder anders gefragt: Wenn er doch nur auf EyeCandy aus ist, warum dann eine solch ausgefallene Story von "Sich wegträumen" und verschiedenen Ebenen, ja, theoretisch ein im Kern klassisches Psychiathrie-Drama schreiben? Und wirklich: Die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, den Film nur in der Actionebene spielen zu lassen und eine neue Fantasiewelt zu erschaffen drängt sich nun einmal auf.
Letztlich muss die Antwort wohl leider lauten: Nicht, weil er was zu sagen hat. Nicht, weil er etwas aussagen will. Sondern, weil er diese Idee hatte, die so geil schräg klingt und Platz für krasseste Phantasieaction mit netten knapp bekleideten Mädchen hat. Aber es macht Spaß, dem ganzen so zuzuschauen, wie es letztlich geworden ist.
Also: Hinsetzen, genießen und sich wegfegen lassen. Das kann der Film. Und auf optisch atmosphärischer Eben schlägt Znyder sich selbst! Was man hingegen lassen sollte: Drüber nachdenken, was aus dem Stoff noch alles hätte werden können. Ein Hohelied auf die Phantasie. Eine dramatische Auseinandersetzung mit dem Schicksaal eines mundtot gemachten Mädchens, das im Leben schlecht mitgespielt wurde. Ein Plädoyer für die Eigenständigkeit der Frau. Nein, das ist es alles nicht. Und so vieles anderes auch nicht. Intellektuell angehauchte Menschen werden mit Sicherheit mit gutem Willen eine Botschaft erkennen... Aber letztlich kann die ebensogut durch Zufall dort gelandet sein. Es ist schlicht egal. Die Mädels sind knapp bekleidet des Aussehens wegen, die Action und die fette Optik ist da drin wegen der Action und der fetten Optik wegen, die Story ist so strange der Strangeheit wegen.
Das ist Zack Snyders Werk. Nicht mehr. Nicht weniger. Kühl, und trotzdem berauschend. Leer, aber trotzdem satt machend.
Sagte ich schonmal, dass ich Punktevergabe hasse? Daher lasse ich das auch