In letzter Zeit gab es bei Actionfilmen öfters recht ungewöhnliche Regiestuhl-Besetzungen, die anstatt des immer gleichen Actionbreis eigenen Stil und kreative Spielereien in das sonst so stumpfe Genre brachten. Guy Ritchie brachte seine typischen Kamera-und Schnittspielerein in Zusammenhang mit Sherlock Holmes, Christopher Nolan inszenierte schwerelose-Kämpfe und setzte Slow-Motion sinnvoll und visuell interessant ein und was Edgar Wright in Scott Pilgrim vs. the World zeigte entzieht sich der Worteskraft. Dieser angenehme Trend, der das für mich sonst recht uninteressante Genre schmackhaft macht, geht nun weiter mit dem französischen Visionär und unser aller Lieblings-Musikvideoregisseur Michel Gondry, der Seth Rogen in dessen langjährigem Wunschprojekt The Green Hornet führen durfte.
Recht überraschend auf der einen Seite, da Gondry sonst eher als surrealistischer Wirrkopf bekannt war und weniger als Blockbuster-Mensch, dafür aber auch gar nicht so weit hergeholt, da Rogen schon beim Regieposten von Ananas Express eine ungewöhnliche Wahl traf und Independent-Drama-Regisseur David Gordon Green engagierte. Ob Gondry seinem Stil und seiner Kreativität bei so einem Projekt freien Lauf lassen konnte, blieb dabei, zu guter Recht, eher fraglich. Doch die Gondry-Fangemeinde kann aufatmen: Sein Einstieg ins Unterhaltungskino ist durchweg gelungen und wäre wohl gerade durch seine Abwesenheit lange nicht so gut geworden.
Um aber gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Wer ein Feuerwerk an speziellen Kniffen und Szenen erwartet wird enttäuscht. Die Kato-Vision-Szenen sind größtenteils schon in den Trailern und auch sonst hält sich Gondry was Spielereien angeht eher zurück, was nicht heißt das es gar nichts zu sehen gibt: Die angesprochenen Kato-Vision-Szenen sind toll, genauso wie schicken Geschwindigkeits-Spielereien und eine Splitscreen-Szene in der Mitte. Gegen Ende außerdem noch eine eindrucksvoll visualisierte Szene in der Hauptfigur Britt Reid die Lage entschlüsselt und auflöst. Darüber hinaus zeigt Gondry aber auch ein gutes Gespür für Action und Komik. Erstere ist durchweg rasant sowie klar gedreht und geschnitten. Die Komik ist immer auf dem Punkt und der Buddy-Humor geht durchweg auf. Außerdem ist es wohl auch Gondry zu verdanken, dass über den ganzen Film eine doch relativ skurrile Atmosphäre aufrechterhalten wird, die den Film nochmal etwas von den üblichen Actionkomödien und Superheldenstreifen abhebt.
Die durchweg einfallsreiche und gelungene Regie tröstet derweil über die dünne Story hinweg, die weder besonders innovativ noch überraschend noch sonst was ist. Wenigstens nicht vollkommen hohl oder dämlich, aber auch nichts was man irgendwie besonders positiv bewerten könnte. Ein durchaus besseres Händchen haben Drehbuchautoren Rogen und Evan Goldberg dabei aber bei den Figuren, die wieder gut gelungen sind. Britt und Kato sind als ungleiches Gespann göttlich, ebenso die Umkehrung der gängigen Standards in der Sidekick Kato der eigentliche Held ist und selbsternannte Hauptperson The Green Hornet ein vorlauter und sympathisch-unsympathischer Trottel ist. Auch Bösewicht Chudnofsky glänzt weitestgehend durch Klischeefreiheit und zeigt einen von sich selbst nicht ganz überzeugten, übbellaunischen Gangsterboss in Midlife Crisis, der sich eher Sorgen um ein furchteinflößendes Auftreten als die Geschäfte macht. Christoph Waltz hat da zwar relativ wenig zu tun und ist auch nicht unbedingt oft zu sehen, überzeugt aber und passt wie die Faust aufs Auge. Einzig komplett unnötig (zumindest in der Form) ist Cameron Diaz, die nie wirklich wichtig und verschenkt ist. Und Diaz selbst ist aus dem Alter die ultrasexy Sekretärin zu spielen auch irgendwie raus.
Komplett enttäuscht letztendlich nur James Newton Howards austauschbarer Score, der einem hinter der eigentlichen Komponistenwahl Danny Elfman nachtrauern lässt.
Fazit: The Green Hornet ist eine positive Überraschung. Michel Gondry zeigt, dass er Action inszenieren kann (Vor allem im knallig-verqueren Showdown) und mit typischem Seth Rogen-Humor harmoniert. Der Film ist kurzweilig, unterhaltsam, rasant und lustig und die Buddy-Dynamik der Hauptfiguren ist großartig. Selbst das nachkonvertierte 3D überzeugt.
7/10