Joel.Barish
dank AF
@Tyler
Die Ödipus-Parallelen waren ja relativ deutlich. Hatte ich in meiner Kritik auch kurz angedeutet. Allein die Szene mit dem Nachthemd, oder was es war, der Mutter. Ganz deutlich und ich fands sehr gelungen. Wie ich fast alles, was die Handlung in den 50ern betrifft, sehr gelungen fand.
@Jay dem seine Kritik:
"ist der Film ein stark konservatives, philosophisches Drama"
- Konservativ? Inwiefern? Meinst du die handelnden Figuren, den Vater und seine Erziehungsmethoden? Das macht ja den Film noch nicht konservativ. Es sind die 50er in einer Kleinstadt im Süden der USA. Wenn du da nicht konservativ warst, baumelst du nächste Woche am Laternenmast. Jetzt mal übertrieben formuliert. Denn als Film ist TOL alles andere als konservativ, sondern das komplette gegenteil. Er widerspricht allem, was man in Film Schools lernt, was man aus der Filmtradition gewohnt ist und was man sich unter filmischem Erzählen bisher vorgestellt hat. Was das betrifft, ist TOL so konservativ wie "Enter the Void".
"The New World und Der schmale Grat; Filme, die nichts von Explosionen und flotten Sprüchen halten"
- Merkste selbst, oder? Fand ich lustig.
"besticht Malicks Film mit ungeheuer einfühlsamer Bildästhetik nach alter Schule."
- Auch das passt nicht. Ist dieselbe Sache wie "konservativ". Nur weils ruhige Bilder ohne Computer und Krach Bumm Peng sind, ist die Kameraarbeit sicherlich nicht alter Schule. Diese Form der Beweglichkeit sieht man nicht oft, in Kombination mit dem Schnitt wird daraus dann gänzlich ein Schub hin zum Neuen, was Filmsprache betrifft.
"Es wirkt sogar kontraproduktiv, da die ständigen Sprünge zu Vulkanausbrüchen, Dinosauriern und Wolkenbänken immer wieder von der eigentlichen Handlung trennen, mit dieser nicht bündig verschmolzen sind."
- Aber das passiert doch nur in der ersten Halben- und der letzten Viertelstunde. Der Hauptteil springt doch nur innerhalb seiner eigenen Welt, aber ohne Dinosaurier, ohne den Weltraum, ohne Sean Penn. Zwar mit Landschaftsaufnahmen und Blätter im Wind, Vorhänge im Wind etc., aber das Springen geschieht wenn überhaupt innerhalb dieser feststehenden Handlung. Die setzt sich eben in Fragmenten zusammen, was rückbickend das einzig positive an der Sean Penn Rahmenhandlung ist, dass nämlich das Fragmentarische, bisweilen Unchronologische dadurch erklärt wird. Den visuellen Stream of Consciousness habe ich noch in keinem Film so schön, so frei, so federleicht und doch präzise gesehen. Sehr authentisch.
Und dass die ach so schrecklichen Szenen der Gegenwartshandlung (haben mir ja auch nicht so gefallen) kaum 15 Minuten eines 140 Minuten Films ausmachen, darf aber erwähnt werden.
Und die "Handlung dünn"? Die Narration ist dünn, aber die Handlung doch nicht oder in der emotionalen und charakterlichen Tragweite. Das ist enorm. "taucht The Three of Life auf der anderen Seite viel zu tief ins Subtile ein" - ? Das klingt, als wäre subtil gleich schlecht. Hä? Wo leben wir denn? Wer bist du und was hast du mit Jay gemacht? Hast du dich im Wort vertan und meintest vertrackten Symbolismus? Dann würde ich dir zustimmen, aber ein subtiler Umgang mit Figuren, Emotionen und Themen sollte das Ziel, jedes ernsthaften Filmemachers sein. All dies offensichtlich und ohne Hintergrund, ohne Hintergedanken zentral und zweifelsfrei in den Film zu stellen, ist doch billig und einfallslos. Subtilität kommt aus der Authentizität und da beweist die Haupthandlung wahre Meisterschaft.
Das mit der nicht festgelegten Perspektive stimmt allerdings. Es ist zwar meistens der älteste Sohn, aber nicht durchgängig. Ist manchmal ein wenig brüchig. Widersprüche kommen da aber kaum auf und die Figuren bleiben nachvollziehbar und greifbar. Zumindest die zentralen und das sind Papa und der älteste Sohn. Das Mysterium Mutter wird auch als solches behandelt. Die Szene mit der schwebenden Jessica Chastain (oder der Schneewittchensarg) - göttlich. Wie gesagt, so konsequent und wirkungsvoll wurde die Innensicht eines Kindes schon lange nicht mehr visualisiert und umgesetzt. Von den Perspektivbrüchen mal abgesehen.
"In allen Sichten bleibt die erzählte Geschichte zu klein und eher ein reines Nachstellen von Empfindungen."
- Und ist das nicht eine großartige Leistung? Es ist Stimmungskino. Und dass es voller Nostalgie an die eigene Kindheit erinnern vermag (und ich z.B. sah mich wieder als 7-Jähriger mit dem Holzschwert über den Bauernhof oder durch den Wald bei meinen Großeltern stapfen), ist doch ein reichhaltiges Erlebnis! Über ein paar Kritikpunkte bin ich sehr verwundert. Die Bewertung... joa, meinetwegen, aber die Begründung irritiert mich manchmal. Und dann zum Schluss ausgerechnet die Moldau loben. Ausgerechnet...
Na ja, die Vergleiche mit TF3 fand ich dann doch sehr gewollt. Im Vorfeld dachte ich, dass dieser Eye-Candy fürs "Arthouse-Publikum" Vergleich einigermaßen passt, aber in der Kritik passt das nicht mehr. Und Mr. Bean erwähnen... naaaa ja.
Edit: Und dieser neue TOL <-> TF3 Vergleich machts auch nicht besser. Ja, manches kann man so sehen, anderes ist Geschmackssache, aber vieles ist auch passend zurechtgestutzt und - ob absichtlich oder nicht - so oberflächlich betrachtet, wie man dem Film unterstellt zu sein. :/
Allein das mit den Frauenfiguren. Ähnlich wie bei "Lohn der Angst"... es ist eine Frage der Perspektivierung und auch wenn die nicht immer einheitlich ist, ist doch klar, dass es nie eine objektive Perspektive gibt, dass die Mutter selbst nie ins Zentrum rückt. Ihr Sohn und ihr Mann blicken auf sie. Das zusammen mit der Zeit, dem Ort und der Gesellschaft - tadaa!
Die Ödipus-Parallelen waren ja relativ deutlich. Hatte ich in meiner Kritik auch kurz angedeutet. Allein die Szene mit dem Nachthemd, oder was es war, der Mutter. Ganz deutlich und ich fands sehr gelungen. Wie ich fast alles, was die Handlung in den 50ern betrifft, sehr gelungen fand.
@Jay dem seine Kritik:
"ist der Film ein stark konservatives, philosophisches Drama"
- Konservativ? Inwiefern? Meinst du die handelnden Figuren, den Vater und seine Erziehungsmethoden? Das macht ja den Film noch nicht konservativ. Es sind die 50er in einer Kleinstadt im Süden der USA. Wenn du da nicht konservativ warst, baumelst du nächste Woche am Laternenmast. Jetzt mal übertrieben formuliert. Denn als Film ist TOL alles andere als konservativ, sondern das komplette gegenteil. Er widerspricht allem, was man in Film Schools lernt, was man aus der Filmtradition gewohnt ist und was man sich unter filmischem Erzählen bisher vorgestellt hat. Was das betrifft, ist TOL so konservativ wie "Enter the Void".
"The New World und Der schmale Grat; Filme, die nichts von Explosionen und flotten Sprüchen halten"
- Merkste selbst, oder? Fand ich lustig.
"besticht Malicks Film mit ungeheuer einfühlsamer Bildästhetik nach alter Schule."
- Auch das passt nicht. Ist dieselbe Sache wie "konservativ". Nur weils ruhige Bilder ohne Computer und Krach Bumm Peng sind, ist die Kameraarbeit sicherlich nicht alter Schule. Diese Form der Beweglichkeit sieht man nicht oft, in Kombination mit dem Schnitt wird daraus dann gänzlich ein Schub hin zum Neuen, was Filmsprache betrifft.
"Es wirkt sogar kontraproduktiv, da die ständigen Sprünge zu Vulkanausbrüchen, Dinosauriern und Wolkenbänken immer wieder von der eigentlichen Handlung trennen, mit dieser nicht bündig verschmolzen sind."
- Aber das passiert doch nur in der ersten Halben- und der letzten Viertelstunde. Der Hauptteil springt doch nur innerhalb seiner eigenen Welt, aber ohne Dinosaurier, ohne den Weltraum, ohne Sean Penn. Zwar mit Landschaftsaufnahmen und Blätter im Wind, Vorhänge im Wind etc., aber das Springen geschieht wenn überhaupt innerhalb dieser feststehenden Handlung. Die setzt sich eben in Fragmenten zusammen, was rückbickend das einzig positive an der Sean Penn Rahmenhandlung ist, dass nämlich das Fragmentarische, bisweilen Unchronologische dadurch erklärt wird. Den visuellen Stream of Consciousness habe ich noch in keinem Film so schön, so frei, so federleicht und doch präzise gesehen. Sehr authentisch.
Und dass die ach so schrecklichen Szenen der Gegenwartshandlung (haben mir ja auch nicht so gefallen) kaum 15 Minuten eines 140 Minuten Films ausmachen, darf aber erwähnt werden.
Und die "Handlung dünn"? Die Narration ist dünn, aber die Handlung doch nicht oder in der emotionalen und charakterlichen Tragweite. Das ist enorm. "taucht The Three of Life auf der anderen Seite viel zu tief ins Subtile ein" - ? Das klingt, als wäre subtil gleich schlecht. Hä? Wo leben wir denn? Wer bist du und was hast du mit Jay gemacht? Hast du dich im Wort vertan und meintest vertrackten Symbolismus? Dann würde ich dir zustimmen, aber ein subtiler Umgang mit Figuren, Emotionen und Themen sollte das Ziel, jedes ernsthaften Filmemachers sein. All dies offensichtlich und ohne Hintergrund, ohne Hintergedanken zentral und zweifelsfrei in den Film zu stellen, ist doch billig und einfallslos. Subtilität kommt aus der Authentizität und da beweist die Haupthandlung wahre Meisterschaft.
Das mit der nicht festgelegten Perspektive stimmt allerdings. Es ist zwar meistens der älteste Sohn, aber nicht durchgängig. Ist manchmal ein wenig brüchig. Widersprüche kommen da aber kaum auf und die Figuren bleiben nachvollziehbar und greifbar. Zumindest die zentralen und das sind Papa und der älteste Sohn. Das Mysterium Mutter wird auch als solches behandelt. Die Szene mit der schwebenden Jessica Chastain (oder der Schneewittchensarg) - göttlich. Wie gesagt, so konsequent und wirkungsvoll wurde die Innensicht eines Kindes schon lange nicht mehr visualisiert und umgesetzt. Von den Perspektivbrüchen mal abgesehen.
"In allen Sichten bleibt die erzählte Geschichte zu klein und eher ein reines Nachstellen von Empfindungen."
- Und ist das nicht eine großartige Leistung? Es ist Stimmungskino. Und dass es voller Nostalgie an die eigene Kindheit erinnern vermag (und ich z.B. sah mich wieder als 7-Jähriger mit dem Holzschwert über den Bauernhof oder durch den Wald bei meinen Großeltern stapfen), ist doch ein reichhaltiges Erlebnis! Über ein paar Kritikpunkte bin ich sehr verwundert. Die Bewertung... joa, meinetwegen, aber die Begründung irritiert mich manchmal. Und dann zum Schluss ausgerechnet die Moldau loben. Ausgerechnet...
Na ja, die Vergleiche mit TF3 fand ich dann doch sehr gewollt. Im Vorfeld dachte ich, dass dieser Eye-Candy fürs "Arthouse-Publikum" Vergleich einigermaßen passt, aber in der Kritik passt das nicht mehr. Und Mr. Bean erwähnen... naaaa ja.
Edit: Und dieser neue TOL <-> TF3 Vergleich machts auch nicht besser. Ja, manches kann man so sehen, anderes ist Geschmackssache, aber vieles ist auch passend zurechtgestutzt und - ob absichtlich oder nicht - so oberflächlich betrachtet, wie man dem Film unterstellt zu sein. :/
Allein das mit den Frauenfiguren. Ähnlich wie bei "Lohn der Angst"... es ist eine Frage der Perspektivierung und auch wenn die nicht immer einheitlich ist, ist doch klar, dass es nie eine objektive Perspektive gibt, dass die Mutter selbst nie ins Zentrum rückt. Ihr Sohn und ihr Mann blicken auf sie. Das zusammen mit der Zeit, dem Ort und der Gesellschaft - tadaa!