Ar, Chilis... ja, die sind scharf!
Man kann den Film durchaus gut finden, aber ich sträube mich ziemlich dagegen, meine Erwartungen immer so runterzuschrauben und auf Dinge zu verzichten, damit ich einen Film mag. In diesem Fall schrammt "Troja" nur recht knapp an einer mittelschweren Katastrophe vorbei.
Ich kann noch einigermaßen tolerieren, dass man Homers Vorlage nur mehr als grob behandelt und sich auf schicke Decors und Schlachten konzentriert, aber ein bisschen Logik und Ernst ist immer willkommen, wird hier jedoch eher selten geboten.
Der Film ist einzig und allein auf Achilles zugeschnitten, die Fehde der Könige, Helena und Paris - Alles Nebenhandlungen. Solange Brad Pitt die Klappe hält, kann man da auch noch seine Freude haben. Als übermenschlicher Krieger (Halbgott...) ist er sehr stark und die Kampfszenen fetzen ordentlich. Doch sobald er versucht, bedeutungsschwangere Reden zu schwingen, fällt auf, wie dünn das Drehbuch ist und leider Gottes fällt auch auf, wie blöd Pitt mit blonden Löckchen aussieht.
Noch blöder ist, dass Orlanda Bloom und Diane Krüger sich gegenseitig an grausam einfältigen und geradezu infantil runtergeleierten Dialogen unterbieten. Besonders Bloom wirkt mit seiner aufgesetzten Theatralik und angestrengten Mimik, als befinde er sich in einer Theater Aufführung der 10. Klasse einer Realschule. Die erste Stunde des Films kann man geradezu als grausam bezeichnen, da auch die erste Actionszene völlig vermurkst ist. Nicht nur, dass Achilles Auftritt völlig desillusionierend und lächerlich inszeniert ist, die Anwesendheit von zig Tausend Kriegern suggeriert zunächst auch noch viel mehr, als diese merkwürdige Achilles- Spezialattacke.
Da ist es schon fast eine Freude, dass Brian Cox Agamemnon zumindest solide unoriginell angeht und einen schön eindimensionalen Bösewicht gibt. Damit kann man wenigstens was anfangen, wenn der größte krieger aller Zeiten schon so wirkt, als käme er gerade aus dem Kuhstall. Das Problem ist jedoch, dass Petersen das einstündige Vorgeplänkel dermaßen uninspiriert und nach Schema F inszeniert, dass sich selbst ein an Dialogintensive-Filme erprobter Zuschauer wie ich, tierisch langweilt. Bei der Feier in Sparta konnte man das Auftreten der Tänzerinnen und ihre Bewegungen fast perfekt vorhersagen, die Kulissen und Kostüme wirken recht günstig und die anschließende Szene zwischen Paris und Helena darf getrost als hundsmiserabel bezeichnet werden.
Zum Glück rettet den Film die zweite Hälfte, wenn der Krieg ausgebrochen ist. Die Dialoge sind immer noch Gülle, die Dramatik aufgesetzt und die Story vorhersehbar - nicht nur wenn man die Geschichte kennt - aber immerhin ist die Action ziemlich gut gemacht. Da wirkt Petersen auf einmal auch leichtfüßig und versiert und irgendwie wirkt auch die gesamte Machart dort aufwändiger. Achilles erster Killing Spree hat einige sehr starke Momente und sobald Eric Bana als Hector auftritt, reißt er jede Szene an sich. Bana ist mit Abstand der Beste im gesamten Film, vielleicht sogar
das Beste. Highlight des Films ist zweifellsohne sein Zweikampf mit Achilles, doch auch die erste Schlacht ist durchaus gut gemacht.
Doch auch in der zweiten Hälfte, gibt es Szenen, die man eigentlich nur mit Kopfschütteln würdigen kann. Die gesamte Geschichte mit Achilles Vetter, der völlig verschenkte Auftritt von Odysseys und vor allem die seelenlose Geschichte zwischen Achilles und Brizeis (falls die so geschrieben wird.) Völlig lieblos und nicht nachvollziehbar wirken Achilles Gefühle für sie und die angeblich aufkommende Liebe nimmt man keinem der Beiden auch nur irgendwann ab. Doch zum Glück ist Orlando Bloom den gesamten Film über einfach nur unterirdisch, so dass seine Szenen immer noch ärgerlicher oder lächerlicher wirken.
Das Finale ist dann sehr vorhersehbar und nichtmal besonders packend inszeniert. Immerhin sieht das Pferd ganz dufte aus.
Fazit:
Als 200 Millionen Dollar Epos sollte man Troja eigentlich als gigantische Enttäuschung ansehen. Die fehlende Ernsthaftigkeit um Umgang mit Homers Vorlage war ja fast zu erwarten, dass jedoch Abgesehen von einem starken Bana und zwei, drei guten Kämpfen alles andere einfach nur mies ist, auch oder besonders, für einen Film dieser Größe, sollte einige Punkte Abzug bringen. Man kann durchaus seinen Spaß hier und da haben, aber als ich den Film im TV nun zum zweiten Mal gesehen habe, war ich ziemlich enttäuscht.
4,5/10 Punkte