Es ist schon eine Weile her, dass ich diesen Film gesehen habe und wirklich eindeutig war er mir auch nicht mehr im Gedächtnis. Natürlich, die Eröffnungsszene und der grobe Plot waren noch irgendwie abgespeichert, aber von allen Tarantino-Filmen habe ich "Jackie Brown" einfach am seltensten gesehen. Nach der ersten halben Stunde ist mir dann bewusst geworden, woran das liegen könnte: der Film ist deutlich langsamer erzählt als so ziemlich jeder andere Film in seinem Werk. Auch fehlt ihr der flashige Stil eines "Kill Bill Vol.1", die ikonischen Zitate eines "Pulp Fiction" oder der schiere Wahnsinn eines "Inglourious Basterds". Nein, "Jackie Brown" ist viel näher an seinem Debütfilm, "Reservoir Dogs".
Und auch wenn der FIlm durch die Zusammenarbeit mit Pam Grier sicherlich irgendwie als Tribut auf das Blaxploitation-Genre gesehen werden kann, so ist "Jackie Brown" eben nicht eine dieser Verbeugungen, wie sie QT so oft in seinen anderen Filmen zur Schau stellt. Es fallen vergleichsweise wenig Schüsse, es sterben weniger als eine Handvoll Menschen und das Erzähltempo ist unüblich gedrosselt. Das liegt zum Teil sicher auch daran, dass das Drehbuch nicht auf einer originalen Idee von Tarantino basiert, sondern eben zumindest auf dem Papier eine Adaption des Elmore Leonard Romans "Rum Punch" darstellt.
Was den Cast betrifft, schreit "Jackie Brown" dann allerdings wieder voll und ganz nach Quentin Tarantino. In der Hauptrolle macht Pam Grier, die
Grande Dame des Blaxploitation-Kinos einen ausgezeichneten Job. An ihrer Seite brillieren sowohl Robert Forster als der gutmütige Kautionsvermittler Max Cherry, als auch Samuel L. Jackson in der Rolle des Waffenhändler Ordell. Irgendwo dazwischen passen dann noch Nebenrollen von Robert De Niro, Bridget Fonda und Chris Tucker. Selbst Sid Haig hat einen Kurzauftritt als Richter. Sicher, es mag nicht der "aufregendste" Cast sein, den QT jemals versammelt hat, aber ich würde nach erneuter Sichtung soweit gehen und ihn zumindest als einen der charmantesten QT-Casts bezeichnen.
Irgendwie will "Jackie Brown" dennoch nicht in das Image von Tarantino passen. Es fühlt sicher eher an wie Filme im Stil von "Point Blank" (1967) oder "The Long Goodbye" (1973). Gangstergeschichten mit einem leichten Augenzwinkern, das aber nur so lange wie es dauert, eine neue Zigarette anzuzünden. Ja, wenn ich jetzt eine Erkenntnis nennen sollte, dann vielleicht, dass "Jackie Brown" wirklich etwas aus dem typischen QT-Schema herausfällt. Sind so Filme wie "Django Unchained" oder "Inglourious Basterds" doch so in etwa Remixes von Tarantino's Lieblingsfilmen, fühlt sich "Jackie Brown" eher wie eine gute Cover-Version an - wohlig bekannt, aber dennoch mit einer eigenen Note.
Und meine zweite Erkenntnis nach der wiederholten Sichtung: ich muss "Jackie Brown" deutlich öfter gucken als bisher!
9 / 10 Tüten mit Handtüchern