Jetzt fühle ich mich wie Hanks auf der Brücke, zwischen den Meinungsfronten Joels und Neos stehend. Bibbernd, aber im schicken Mantel.
Mache ich mir Sorgen, bzw, würd das helfen?
Für mich ist das ein guter Film geworden, aber ein doch eher unterwältigender Spielberg und vor allem unterwältigender 2016er Best Picture Kandidat. Die Ausstattung ist tops, die Übergänge sind immer elegant, oft sogar richtig durchdacht und auffallend stark, Spielberg ist für seine Verhältnisse mal überraschend subtil unterwegs (tolles Zaunmotiv), Mark Rylance ist klasse und die Art, wie die damalige gesellschaftliche Sicht der Dinge mit eventuellem drohenden Nuklearkrieg, dauerpräsenter Skepsis vor dem Feind und der invasiven Arbeit der Geheimdienste präsentiert wurde.
Hanx selbst aber verleiht Jim Donovan kaum Ecken und Kanten. Er ist zwar ein wunderbar nerviger Kämpfer für das Gute, er bleibt jedoch ein relativ langweiliger, gewöhnlicher Typ, der eher wegen Hanks als durch sein Gehabe, Auftreten an Fahrt gewinnt. Hanks selbst ist das nicht geschuldet, aber dem Drehbuch, das es Donovan alles viel zu einfach macht. Okay, er wird mal von Fotografen genervt, höflich überfallen und muss im kalten Ostberlin viel frieren, aber obwohl hier quasi der Dritte Weltkrieg vor der Tür steht und sich bereits die Schuhe abputzt, ist das gesamte Unterfangen nie sonderlich spannend oder dramatisch inszeniert. Die CIA wird als inkompetenter Haufen dargestellt, von russischer Seite sehen wir nahezu nichts. In manchen Szenen ist Donovan überaus mutig, weil er Forderungen stellt und sich damit im Grunde ungefragt mit einem gesamten Land anlegt und global pokert, aber wo ist der Fokus auf Schweißperlen? Wo ist die Intensität? Dabei wird Donovan als lässiger, aber auch eher ruhiger, schüchterner Mann vorgestellt, keiner der einem Regierungschef ins Auge sieht und ihm Dirty Harry mäßig vorschreibt, was nun zu machen ist.
Auch der spätere Moment auf der Brücke, in dem so viel passieren könnte und auf dem Spiel steht, wäre es von der aufgebauten Spannung her wahrscheinlicher, dass alle lachen und sie zusammen bisschen bei Glühwein zusammenstehen, anstatt dass es da gleich kracht, Kugeln fliegen und die Balance der Welt ausgehebelt wird. Das müsste eigentlich so dermaßen spannend sein, dass man sich die Fußnägel kurzknabbert. Hanks hatte packendere Momente im Da Vinci Code, und das darf nicht sein. Jetzt mag man sagen, dass Spielberg halt nicht auf Thrill wie bei München aus war, aber das muss man meiner Meinung nach. Das ist ja was anderes als die Lincoln Gespräche, in dem bloß alle rumstehen oder rumsitzen und bei Pfeifenqualm über Moral schwatzen. Comedy war es ja zum Glück auch nicht, obwohl Spielberg schon sichtlich wichtig war, die Handlung immer mal wieder mit kleinen gelungenen Schmunzlern aufzuheitern.
Zu wenig Szenen gab es mir auch mit Hanks Familie zuhaus, mit Abel, der nach Filmmitte dezent vergessen wird, sowie mit dem Piloten bzw seine Freunde, die nie zu Charakteren werden, sondern bloß zu liefernde Objekte sind. Das hätte den Film noch mehr ausgeschmückt. Von Newman bin ich auch besseres gewohnt, um ehrlich zu sein.
7/10 , vielleicht weniger...
Übrigens, fun fact: Donovans Tochter wird von Eve Hewson gespielt, die ... die Tochter von Paul Hewson ist, den man auch Bono nennt. Jap, den Bono von U2, die sich nach dem Flugzeug benannt haben, das im Film gezeigt wird.