Envincar schrieb:
Die Schweiz lässt ja auch nicht jeden daher gelaufenen in ihr Land sondern prüfen ganz genau wer da hinein will
Moment, das ist jetzt auch wieder eine merkwürdige Pauschalaussage.
Wir müssen hier vielleicht mal unterscheiden. Es gibt Flüchtlinge, es gibt illegale Migration, Arbeitsmigranten, dann gibt es Migranten, die über die Personenfreizügigkeit der EU speziell geregelt sind und es gibt eine Einbürgerung.
In keinem Land, auch nicht in Deutschland. Kann jeder ohne Bedingungen ins Land kommen. Sonst gebe es ja keine illegalen Einwanderer bzw. den Begriff der Wirtschaftsflüchtlinge.
Was die Migration aus den EU-Staaten betrifft hat die Schweiz (seit 9. Februar "noch") die Regeln der Personenfreizügigkeit zu betrachten. Bei Drittstaaten gibt es verschiedene Kriterien, aber das Mantra lautet: " Aus allen anderen Staaten – sogenannte Drittstaaten – werden gemäss Auftrag des Bundesrates in beschränktem Ausmass lediglich gut qualifizierte Arbeitskräfte zugelassen, da diese erfahrungsgemäss bessere langfristige berufliche und soziale Integrationschancen haben als Personen mit tieferen Qualifikationen".
dazu kommt: "Als qualifizierte Arbeitskräfte gelten in erster Linie Personen mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss sowie mehrjähriger Berufserfahrung. Je nach Beruf oder Spezialisierung werden auch Personen mit besonderer fachlicher Ausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung zugelassen." und: "Für die Erteilung von Aufenthaltsbewilligungen sind neben den beruflichen Qualifikationen auch Integrationskriterien zu berücksichtigen" - "Abweichungen von den Zulassungsvoraussetzungen
In gewissen Fällen sind teilweise Abweichungen von den Zulassungsvoraussetzungen möglich."
In Deutschland findet man das, wenn man nach Kriterien für Visa sucht: "Voraussetzung für die Erteilung von Besuchsvisa
Der Antragsteller muss nachweisen, dass sein Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland finanziell abgesichert ist. Er darf für seinen Besuch keine öffentlichen Mittel in Anspruch nehmen. Kann er Reise und Aufenthalt nicht aus eigenen Mitteln finanzieren, kann sich auch ein in Deutschland wohnhafter Gastgeber verpflichten, für alle aus dem Aufenthalt des Gastes in Deutschland entstehenden Kosten einschließlich der Kosten für eventuelle Krankenbehandlungen aufzukommen. Zuständig für die Aufnahme einer solchen Verpflichtungserklärung nach §§ 66-68 ff. AufenthG sind regelmäßig die deutschen Ausländerbehörden am Wohnort des Einladers.
Die Auslandsvertretungen müssen zudem insbesondere zur "Rückkehrbereitschaft" und "Rückkehrmöglichkeit" des Reisenden eine positive Prognose abgeben.
Erfüllt der Antragsteller nicht die obigen Kriterien, muss der Antrag abgelehnt werden. Gleiches gilt u.a., wenn im Verlauf der Prüfung deutlich wird, dass der Antragsteller einen anderen als den von ihm angegebenen Aufenthaltszweck verfolgt."
Ich weiss aus persönlicher Erfahrung (Schwager Ghanaer), dass es in der Schweiz etwas dasselbe ist.
Wo es vielleicht grössere Unterschiede gibt, ist bei der Frage der Einbürgerung bzw. dem Erhalt der Staatsbürgerschaft. Da ist die Schweiz, so glaube ich, ziemlich restrektiv. MIr persönlich zu restrektiv - wenigstens in bestimmten Dingen.
Rebell schrieb:
Wer hier besonders gut abschneidet darf ohne Jobangebot einwandern. Wer diese Punkte nicht alle Erfüllt darf trotzdem rein, wenn es Jobangebot vorliegt! Sollte man im Test total Schlecht gewesen sein wird die Einreise verwehrt.
Über das richtige Verfahren wird ja auch diskutiert. Das ist eines von vielen Verfahren, das wohl oder übel Vor- und Nachteile mit sich bringen dürfte. Ich kenne es nicht im Detail. Am Schluss läuft es doch aber immer aufs selbe hinaus, wer Profit mitbringt, wer reich oder zumindest wohlhabend ist - der darf rein, bei allen anderen stellen wir die Hürde so hoch wie möglich. Das heisst, so lange wir profitieren, ja. Wir nehmen gerne alles Wertvolle, das von aussen kommt und das andere lassen wir in den Ursprungsländern. Die guten ins Kröpfchen - die schlechten ins Töpfchen. Na, ein hoch auf die Gerechtigkeit! Die schlecht Ausgebildeten, die Armen etc. die sollen dort bleiben. Die Steuern der dort tätigen Grossunternehmen, die von ihnen ausgebildeten Spezialisten, ihre Vermögenden, ihre billig produzierten Rohstoffe und Waren - das alles nehmen wir gerne, aber nicht die schlechtbezahlten, nicht ausgebildeten Arbeiter - wenn die alle zu uns kommen, wer soll denn dann noch das Coltan aus den Minen im Kongo rausholen oder unsere Kleider in Fabrikhallen in Bangladesch für einen Hungerlohn nähen . Ausser natürlich es handelt sich um Krankenschwestern und Pflegerinnen, Putzfrauen etc. die brauchen wir auch ..... Übrigens brauchen Wohlhabende und Spezialisten auch keine Sprachkenntnisse zu besitzen oder überhaupt ein Interesse an Integration zu haben. Über Villenghettos regen sich ja auch die wenigsten auf. (ja, das war jetzt auch nicht sonderlich differenziert - aber auf das läuft es ja auch hinaus)
Noch was zu den Problemen in Frankreich und England. Dort hat Migration natürlich auch eine andere Geschichte. FR und GB waren ehemalige Imperien. Bis in die Sechziger waren beide noch bemüht diesen Status zu behalten. FR versuchte gar ihre letzten Kolonien über die Integration in die EU zu retten. Commonwealth und Französische Gemeinschaft waren die Begriffe, mit denen die Kolonien nach 45 legitimiert wurden. Die Migration ist in diesen Fällen von ganz anderen Faktoren geprägt. AfrikanerInnen migrierten nicht einfach aus dem Ausland, sondern kamen aus den Mitgliedstaaten der Community nach Frankreich und GB, das selbe gilt für Asiaten. Ich will hier kein Referat über Kolonialismus und Dekolonisation halten, aber das ist nochmal eine ganz eigene Form von Migration.
Clive77 schrieb:
Wie soll denn bitteschön eine Europäische Union funktionieren, wenn jeder Staat seine Souveränität beibehält?
Die Frage ist ja auch, was meint man mit Souveränität, was bedeutet das Wort. Den Kampf führt man und hat man auch innerhalb von Staaten geführt - Zentralismus vs. Föderalismus. Die Frage muss doch sein, wo brauchen wir einheitliche und gemeinsame Regeln um der globalisierten Welt gerecht zu werden. Und da kann man nicht einfach Souveränität ja - nein sagen, sondern muss in den einzelnen Punkten genau überlegen, ist hier mehr oder weniger nationale Souveränität sinnvoll.
Clive77 schrieb:
Probleme in einer Union sollte man gemeinsam anpacken und zusammen lösen. Auch wenn das teuer wird. Um mal den populistischen Ton der AFD aufzugreifen: "Wieviel hat die deutsche Wiedervereinigung gekostet und war es das wirklich wert?" Ich erinnere mich nach wie vor an das große Stöhnen im Zusammenhang mit dem "Aufbau Ost" und das hält auch bis heute an. Solche Prozesse lassen sich nicht einfach lösen, sondern kosten Geld, Zeit und auch Geduld. "Einfache Lösungen", wie sie die AFD vorschlägt, existieren nicht. Damit schiebt man Konfliktlösungen nur beiseite und das ist falsch.
Dazu sollte man ja nicht vergessen, das Deutschland auch finanziell wie kein anderes Land unterstützt wurde - siehe Marshallplan. und natürlich ist es so, dass Deutschland in der EU jetzt als reiches Land finanziell mehr zahlen muss als andere. Aber man muss ja eben auch miteinbeziehen, dass Deutschland (unfreiwillig) Nutzniesser der Krise in den europäischen Ländern war. Man hat ziemlich sicher durch die Krise der anderen Länder wirtschaftlich als Staat mehr gewonnen, als man nun in Form von Wirtschaftshilfe zahlen muss. Aber das sieht man eben nicht.