Ursprünglich war ich nicht besonders heiß auf den Film, das Thema sprach mich nicht an, und auch die Trailer konnten mich nicht so wirklich überzeugen. Nach der großteils positiven Resonanz war ich dann doch neugierig und hab mich am Donnerstag in den (Pseudo-, aber besser als nix)IMAX-Saal begeben.
Es gibt sicher so manches am Film zu bemängeln. Logik, Realismus (seien wir ehrlich, schon die Ausgangssituation, dass die Menschheit in naher Zukunft keine Lösung mehr gegen Pflanzenschädlinge finden und deshalb die geheim laborierende NASA eine andere Galaxie besiedeln will, ist eher weit hergeholt), und zu Beginn (alles auf der Erde bis zum Start) wurde für mich auch manches zu hastig abgehandelt, wohl weil man den Film ja dann doch irgendwie kürzen musste
...aber alles danach ist einfach derart fesselnd inszeniert, dass diese Gedanken irgendwann beiseite geschoben wurden und ich den Film einfach wirken ließ. Wie im Spoiler-Thread schon angemerkt, empfand ich
Interstellar vom Aufbau her fast als ein Weltraum-Märchen - Die verschiedenen Theorien bilden die Grundlage, Nolan spinnt den Gedanken weiter und schickt seine Protagonisten auf eine Expedition in unbekannte Weiten. Anfangs wirkt der Film eher trocken und bodenständig, tatsächlich kristallisiert sich aber immer mehr der emotionale Kern der Geschichte heraus. Und das effektiv, meine Freundin ließ den Tränen freien Lauf, und auch ich spürte bei einer bestimmten Szene einen Kloß im Hals.
Einen Teil trägt natürlich auch die Wucht der Inszenierung bei - Riesige Leinwand, unendliche Weiten, treibender Score, der Film ist Kino wie es sein sollte. Nolans Devise, CGi nur dann einzusetzen wenn unbedingt notwendig (und dann hervorragend), ist eine seiner Stärken. Hier ist der CGi-Faktor natürlich deutlich höher als bei seinen anderen Filmen, dennoch kam mir nie bewusst der Gedanke "das ist jetzt Computer/sieht fake aus". Auch der Filmlook ist meiner Ansicht nach hier etwas stärker als bei den Batman-Filmen, auch bei digitaler Projektion war eindeutig auszumachen, dass auf Filmmaterial gedreht wurde. Gab dem ganzen einen "klassischeren" Anstrich, finde ich. Die Sache mit dem Aspect Ratio - Wechsel bei den IMAX-Szenen finde ich allerdings immer noch eine Unart. Soll er doch lieber den ganzen Film in 16:9 drehen, als ständig zwischen schwarze Balken/keine schwarzen Balken zu wechseln.
Prinzipiell finde ich es wundervoll, dass Nolan als einer der wenigen Regisseure mit hohem Budget ein derart sperriges Projekt auf die Beine stellen darf, 3h lang, philosophisch-nachdenklich, in glorious 2D auf Film. Der Film strotzt vor Ideen, und auch wenn man hier und da das Gefühl bekommt, es wird ein bisschen zu viel, ist allein der Versuch aufregend genug um am Ball zu bleiben.
Ist Interstellar ein Meisterwerk? Vielleicht nicht ganz, aber ein sehr ambitionierter, souverän gemachter Film, der tatsächlich Balls hat und nicht die gleiche Formel wiederkäut, wie es in Hollywood sonst gern der Fall ist.
Punktewertung fällt mir etwas schwer. Gleich nach dem Kino herrscht noch die Euphorie vor, die starken Momente sind noch im Gedächtnis. Würde ich den Film in einem Jahr nochmal auf BD schauen, vielleicht würde er ziemlich verlieren, ähnlich wie bei Gravity (Wobei Interstellar mir glaube ich sogar ein Stück besser als Gravity gefallen hat. Die Effekte waren atemberaubend, aber die Story eher so ausreichend). Andererseits kann ich mir auch vorstellen dass der Film bei mehrmaligem Schauen vielleicht sogar wächst. Für den Moment geb ich jedenfalls
8,5/10
Constance schrieb:
Hat der Theme so starke Phillip Glass Anleihen? :>
Ich würde sagen von der Stimmung her und wie es sich langsam und treibend vorwärts wälzt, kann man auf jeden Fall eine gewisse "Verwandschaft" erkennen
Fand das
Themeübrigens sehr eingängig. Überhaupt war der Score sehr wuchtig und beeindruckend, und dabei recht anders als das was Zimmer sonst üblicherweise macht. Beweist für mich wieder mal, dass Zimmer zu vorschnell in die "macht immer dasselbe"-Schublade gesteckt wird.