Dann versteh ich aber deine 7/10 nicht. 7/10 ist für mich noch gut.
Warum haben sie das getan?
Aus Kostengründen? Hätte der Film ohne CGI gar 500 Mio gekostet?
Zum ersten Punkt: Da steht "nicht zu einem wirklich guten Indy-Film". Deswegen kann es aber ja ein guter Film sein.
Eine grundsätzliche Bewertung wie "X/10" kann ich ja aber nicht innerhalb einer Reihe geben, sondern nur in Relation zu anderen Filmen. Vielleicht wird das deutlicher, wenn ich die Indy-Filme mit einer allgemeinen 10er-Bewertung darstelle:
1: 9/10
2: 9,5/10
3: 10/10
4: 6/10
Zum zweiten: Das ist eben die Frage. Offenbar verstehen sie ja, was die Fanbase in dem Fall will, es wird sogar bisweilen plakativ ins Marketing eingebunden. Ich denke, es sind drei Gründe, und mit Geld hat das rein gar nichts und nochmal nichts zu tun, zumindest nicht primär und sekundär. Wenn ich z.B. mal das Budget von INDY 3 nehme, das seinerzeit 48 Millionen betrug und das inflationsbereinigt umrechne, dann sind wir bei deutlich unter 120 Millionen. Ja, das ist sicherlich in einem gewissen Rahmen eine Milchmädchenrechnung, weil auch viele andere Faktoren des Filmemachens teurer geworden sind, vor allem im Marketingbereich, zeigt aber selbst mit Berücksichtigung dessen, dass Geld da nicht der entscheidende Faktor ist. Selbst wenn ich MAD MAX: FURY ROAD, der bis auf minimale Ausnahmen handgemacht war und unter dementsprechend schwierigen Bedingungen bestand als Beispiel nehme, hat der 150 Millionen gekostet, inflationsbereinigt sind das etwa 190 Millionen, und der hat weiß Gott gigantische echte Actionszenen. Geht da also auch, ohne, dass ich bei 300 Mio. + bin, auch wenn es bei Indy 5 mehrere Faktoren für dieses Budget gab. Ja, MM hat keine Szenen, die in den 60er-Jahren spielen usw., aber einerseits steht es einem völlig frei, Actionszenen so auszurichten, dass das zum jeweiligen Film passt und andererseits spricht auch niemand davon, kein CGI zu verwenden. Wenn es anderes nicht darstellbar/umsetzbar und in der Form zwingend nötig für den Film ist - De-Aging als Beispiel: Do it. Betrifft auch digitale "Kulissen", sofern das mit echten Action-Pieces umsetzbar ist. Aber nehmen wir doch einfach mal die Szene zu Beginn auf dem Zug und vergleichen das mal mit der Anfangssequenz von INDY 3, die ja ebenfalls auf einem Zug spielt. Das eine wirkt von den Abläufen wie aus einem Videospiel übernommen, spielt im Dunkeln, damit man die Künstlichkeit etwas abmildern kann und hat keine "Schwere", keinen Impact, keine Glaubwürdigkeit. Das andere funktioniert auch heute noch hervorragend und ist annähernd 35 Jahre alt.
Okay, also warum machen sie das, wenn Geld bei gewollt glaubwürdigen und umsetzbaren Actionszenen nicht die Rolle spielt?
1. Stunts dieser Form sind ein Handwerk. Spätestens seit Ende der 90er-Jahre wird ein Teil dieser Kunst aber immer mehr abgelöst von CGI, und die alten Recken, nehmen wir mal Craig. R Baxley, sind in die Jahre gekommen und werden nicht mehr gebraucht, weil die auch keinen Bock darauf haben, weil sie nicht mehr so wie früher arbeiten können. Die sind es gewohnt am Set zu arbeiten, wenn an einer Actionszene aber 25 Spezial-Firmen aus Indien, China usw. beteiligt sind und auf deren Vorgaben Rücksicht genommen werden muss, obwohl die vom klassischen Filmemachen keinen Schimmer haben, wird es halt schwierig. Andere Spezis wie Spiro Razatos passen sich halt an, weil es Actionfilme früherer Machart so auch nicht mehr gibt, Indy ist vom Ansatz her ja genauso eine löbliche Ausnahme wie teilweise M:I. Die arbeiten dann halt für FatF oder Marvel und versuchen dort möglich zu machen, was noch geht. Dauerhaft fehlt da also Nachwuchs, denn alle großen Stuntkoordinator haben ihre Karriere als Stuntman angefangen und dort gelernt - aber eben in den 60er-, 70er- oder 80er-Jahren als noch Oldschool in dem Bereich gearbeitet wurde. hat ja seinen Grund, warum so ein alter Sack wie Razatos mit weit über 60 Lenzen noch für Marvel werkelt.
2. Der Hauptgrund in meinen Augen: Die Studios werden in der Regel eben nicht mehr von Leuten "vom alten Schlag" geführt, sondern von Leuten mit einem betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Die lasten gerne ihre eigenen Studiogelände aus, die mögen es gar nicht, wenn teilweise über Monate hinweg von der Crew solche Mammut- und Actionszenen vorbereitet werden, am besten noch im Ausland, wo man keine Kontrolle hat und man sich mit den dortigen Gesetzmäßigkeiten und Problemen herumärgern muss. Da ist es planbarer, diese Arbeit als CGI umzusetzen und auszulagern, was zu einem Dumpingpreiskampf bei den SFX-Firmen und immer vermehrt auch zu schlechten Effekten führt, weil Zeit, Geld und Personal fehlt. Dazu rennt man jedem Trend hinterher, und da Superheldenfilme ja das Nonplusultra über mehrere Jahre hinweg waren, dann muss natürlich alles auch so ähnlich aussehen.
3. Hat natürlich alles mit einem gewissen Look zu tun. Und der Look der Actionfilme der 80er-Jahre, und darum geht es ja im Grunde immer, resultierte natürlich auch daraus, dass du Leute am Set hattest, die mit Film groß geworden sind, die ausschließlich mit 35 mm gearbeitet haben. Natürlich war da immer noch was im Schneideraum und in der Post Production zu retten, aber hat es der Kameramann am Set völlig verkackt, dann war der Ofen aus. Anders ausgedrückt: Das Zusammenspiel von Regie (Dabei auch bitte nicht die Second Unit vergessen, die häufig früher als Stuntkoordinator gearbeitet haben) und Kameramann war von essentieller Bedeutung und definierte den Look der Action. Als alles auf digital umgestellt wurde, gab es für diese Künstler aber plötzlich keine Verwendung mehr, siehe z.B. den wunderbaren Dean Cundey. Die wollten oder konnten sich nicht so schnell anpassen, und damit ging eine große Kunst verloren. Heute ist in der digitalen Post Production ALLES möglich. Du kannst Beleuchtung, Farben, Ausschnitte ändern. Ich will den heutigen DoP keineswegs ihre Qualität absprechen, sie sind aber bei weitem nicht mehr so wichtig wie zu früheren Zeiten, weil ihre Entscheidungen nahezu komplett rückgängig gemacht werden können. Und das mögen Regisseure, weil sie dann mehr Kontrolle haben, und die mussten sie ja an anderer Stelle schon massiv abgeben. Es ist aber halt auch nicht schlecht, wenn Du Fachleute dabei hast, deren Entscheidungen eben nicht im Nachhinein veränderbar ist, weil selbst ein Regisseur wie Spielberg einräumte, dass er manchmal daneben lag.
Langer Text, aber vielleicht kann ja einer was damit anfangen.