Generell finde ich es gut wenn die Bond Regisseure schon gute Referenzen wie Mendes haben, aber ich würde noch viel lieber einen Bond Veteranen wie Martin Cambell (Goldeneye, Casino Royale) oder einen der anderen Brosnan-Bond-Regisseure (ausser vielleicht Lee Tamahori) sehen.
Früher wurden die Bond Filme auch mehr oder weniger von den selben Regisseuren gedreht, was nicht unbedingt ein Nachteil für die Kontinuität und den Stil der Serie war.
Natürlich braucht es frische Impulse - jede Generation wird seine Regisseure haben, aber jedesmal ein Experiment mit einem anderen Regisseur ?
Kein Wunder dass die Serie in den letzten Jahren immer mehr von den vorherigen Filmen abwich und neue Stile ausprobierte (die zum Glück nie von langer Dauer waren weil die eigentliche Fanbasis sie abgelehnt hat). Auf Dauer wird sich nur der Klischeebond wieder durchsetzen wie ihn die meisten sehen wollen. Der kann dennoch intelligenter und interessanter werden als die meiner meinung nach schlechteren mittleren Roger Moore Teile, die doch sehr nach Schema-F aufgebaut waren. Aber man sollte am Grundgerüst nicht zu stark rütteln sonst kracht das ganze zusammen. Diese Meinung habe ich schon immer vertreten und bleibe auch dabei - und am Ende werde ich wieder Recht behalten (hoffe ich natürlich).
Man beachte einfach wie oft etablierte Bond Regisseure tätig waren :
Terence Young (3 Filme)
Guy Hamilton (4 Filme)
Lewis Gilbert (3 Filme)
John Glen (5 filme)
Martin Cambell (2 Filme)
Mit Ausnahme des ehemaligen Bond-Editors (Cutters) Peter Hunt (On her Majesties secret Service), der mir inhaltlich gut, regietechnisch aber überhaupt nicht gefallen hat, haben gerade die ersten Bond Filme immer wieder auf die gleichen Regisseure zurückgegriffen. Ich glaube, dass nur dadurch der typische Bond Filmstil entstehen konnte - unter jedem Regisseur ein wenig mehr.
Seit dem Ende der Ära John Glen werden aber ständig neue Regisseure bemüht, und seit dem ist Bond auch in der Kriese.
Als Martin Cambell sich in Goldeneyer der alten Filme besann, und dennoch neue zeitgemäße Elemente einbrachte, bescherte das der Bond Serie das lang erwartete Comeback, und es war auch Cambell der erneut einen neuen Bond-Schauspieler mit einem weiteren Film einführen sollte - und auch das mit großem Erfolg. Warum kann man den Mann nicht einfach für mehrere Filme umwerben ?
Seit Barbara Broccolli und Michael G Wilson das Ruder in der Hand haben, achten sie zu sehr auf Unabhängigkeit zum Regisseur (John Glen lag sowohl mit dem damaligen Darsteller Dalton als auch mit den Produzenten im Clinch), und umso mehr auf die Entmachtung des Hauptdarstellers (Frühzeitige Verpflichtung eines damals kaum bekannten Darstellers für gleich mehrere Teile). Diese einerseits flexible (Regisseur) andererseits unflexible (Darsteller) Wirtschaftsdenkweise mag finanziell wichtig sein, aber es fehlt nun leider die Sicherheit bei der Regie.
Und hier lag man bei der Wiederverpflichtung von Cambell eigentlich richtig.
Die anderen Kandidaten haben für mich zu stark am Bond Gerüst gewackelt (und hiermit meine ich nicht unwichtige Floskeln die so mancher vermisst hat, sondern Regietechnik, Stil, Bilder etc...).
- Roger Spottiswoode - war eigentlich noch sehr gut - hatte aber wieder ein wenig übertrieben. War aber immerhin noch Bondmäßig
- Michael Apted - hat einen Bond mit guten Darstellern und einer anspruchsvollen Geschichte erzählt und sich immerhin noch figurentechnisch an Goldeneye gehalten - für viele aber schon eine Spur zu anspruchsvoll... (übrigens nicht für mich)
- Lee Tamahori - meinte unbedingt Bond dadurch zeitgemäß zu machen indem er überschnelle Kamerafahrten und CGI-Overflow betrieb (nicht dass es CGI nicht schon ab Goldeneye gab - aber nie war es schlechter und schlimmer als hier).
- Marc Forster - wollte unbedingt einen anspruchsvollen Bond bringen - wovon ich nichts im Film finden konnte - stattdessen hat er mit seinem "zeitgemäßen" Schnittstakkato in den ersten 20 Minuten den besseren Rest des Filmes schon so geschadet, dass der Film sich kaum noch erholen konnte.
Ende des Gebets...
Sicher mögen das wieder viele anders sehen - so soll es ja auch sein. Das Thema Regisseur wird aber seltener hier behandelt als die Wahl des Darstellers, daher wollte ich einfach mal meine Mutmassung zum Thema Bondfilm Probleme und (einen der) Hintergründe anreissen. Sicher gibt es auch viele andere Gründe warum es die Serie heute nicht leicht hat.
Vielleicht findet man in Mendes ja mal wieder einen Regisseur, der wie Cambell versteht, die Bond-Seele trotz zeitgemäßer Ergänzungen zu erhalten und nicht das Fundament des Erfolges zu demontieren.