Ich habe mir grade eben die Gamestar Kritik durchgelesen.
Dazu muss ich jetzt mal meinen Senf abgeben, denn ich frage mich ehrlich was für einen Film man dort gesehen hat.
Samuel L. Jackson gibt hier einen Boulevard-Moderator, der eine Live-Übertragung aus dem Nahen Osten kommentiert. Dort helfen vollautomatisierte Androiden einen Krieg ohne menschliche Verluste auf der eigenen Seite zu gewinnen. Robotik sei die Zukunft, erklärt er.
Das soll scheinbar breit und ausufernd das »Robo«-Universum einführen, wäre aber auch locker in zwei Sätzen abzuhandeln gewesen. Zumal es die Handlung kaum vorantreibt.
The Novak Entertainment ist jawohl die größte Persiflage im ganzen Film. Nicht nur, dass besagtes TV Medium die Meinung der USA so dermaßen überspitzt darstellt, sondern auch der angesprochene Liveberichte eine großartige Satire ist:
Wenn die Menschen in Teheran mit den Händen über ihren Köpfen an den Straßen aufgestellt werden und von den "glorreichen Maschinen der USA" gefilzt werden ist das nicht mehr urkomisch, es ist bitterböser Zynismus auf die aktuelle US Außenpolitik.
Zu Novak noch etwas: Wenn Pat Novak (Jackson) einfach das Gespräch der beiden Parteien so offensichtlich beeinflusst (der Senator wird einfach aus der Leitung geworfen), dann ist das ebenfalls starke Medienkritik. Man formt die Meinung der Öffentlichkeit mit allen Mitteln.
Eine schwächere Exposition hätte man sich kaum ausdenken können, so träge und spannungsbefreit ist sie. Und leider bleibt es bei diesem Tempo: Robocop schleppt sich weiter von Szene zu Szene, stellt uns nach 12 Minuten endlich Alex Murphy vor, kommt aber auch dann nicht zum Punkt.
RoboCop behandelt nicht nur Explosionen, sondern auch die Tatsache was Mensch und Maschine voneinander trennt und verbindet. Das wird durch Alex Murphy regelrecht verkörpert und stellt zum Glück(!) einen Großteil des Films dar.
Wenn ich sowas lese wie "spannungsbefreit" und "träge" und dazu die pure Ernüchterung, dann frage ich mich ernsthaft, was man von modernen Kino erwartet. Anscheinend will man wirklich nur noch stumpfsinnige Action und Explosionen haben. Man sollte froh sein, einen etwas tiefgehenderen Film in diesem Genre heutzutage zu finden.
Bis der Film endlich seinem Titel erstmals gerecht wird und den mechanischen Superpolizisten ins rechte Licht rückt, gehen rund 70 Minuten ins Land. Zu einem Zeitpunkt, wo in Verhoevens Klassiker längst die Körper in Säurebädern schmelzen, wird hier noch diskutiert, in welcher Farbe man Robocops Anzug denn nun eigentlich streichen wolle.
Hier geht es wieder um das Thema Mensch und Maschine. Wie bringt man die beiden Komponenten (nicht mehr so brutal wie bei Murphy selbst) zusammen, wie präsentiert man der Menschheit das Monster, welches umjubelt werden soll? Das ist der Knackpunkt, nicht die Oberflächlichkeit der Farbe, das spielt gar keine Rolle und war als simpler Seitenhieb auf das Original gemünzt.
Denn das US-Debut von Tropa de Elite-Regisseur José Padilha hat keine Schauwerte. 90 Prozent der Action ist ohnehin am Computer entstanden und lässt daran auch nie einen Zweifel aufkommen, wenn der tonnenschwere »Robocop« mal wieder wie eine Gazelle durch die Lüfte hüpft und FlicFlacs schlägt. Der Rest beschränkt sich auf überwiegend Identitäts-befreite Designs aus dem Science-Fiction-Almanach.
Wieder einmal verschränkt man sich vor dem menschlichen Aspekt des Films und reduziert alles auf die Action.
Wenn wir grade dabei sind, möchte ich dann gerne mal wissen, wie man die Produkte von Omnicorp sonst hätte darstellen sollen?
Und wenn man eine Kritik schreibt, sollte man sich doch auch etwas mit dem Film beschäftigen.
Nicht wahr?
Mit all seinen inneren Konflikten, den emotionalen Schwankungen und den Dialogen mit seiner einstigen Ehefrau wirkt Robocops Auftritt im neuen Jahrtausend wie eine Tragödie in vier Akten - nur halt mit Roboteranzügen.
Hier hat man wieder falsche Punkte eingestreut. Murphys Ehefrau kämpft die ganze Zeit um jeden preis für ihren Mann, für ihre Familie und Liebe. Der Punkt, dass ihr Mann nur noch eine Maschine zu sein scheint und ebenfalls gegen all das ankämpft, um wieder seine Familie zu erleben dürfen wird erneut vollkommen außer Acht gelassen und wenn, dann nur reduziert.
Verhoevens Original war trotz der bissigen, kritischen Zwischentöne in erster Linie aber ein Comic-Event, dessen Held genauso wortkarg, roh und eiskalt war, wie es sich für die 80er Genrebeiträge gehörte.
Genau, Verhoevens RoboCop war ein Beitrag der 80er. Das Remake ist aber ein Film aus dem Jahr 2014 und in den vergangenen 30 Jahren hat sich die Sichtweise auf diese Thematik deutlich verändert, gerade weil wir diesen Möglichkeiten immer näher kommen und große Fortschritte machen. Da sollte man auch hinterfragen, was das alles mit sich bringt.
Eine solche lustlose, verschränkte Kritik ist für mich nicht vertretbar. Einerseits verschränkt man sich stur vor einer Neuinterpretation des Stoffes und bleibt lieber 30 Jahre zurück. Bei aller Liebe zur Nostalgie, aber wenn man einen Film kritisiert, sei es positiv oder negativ, dann sollte man auch bei dem einen Film bleiben. Bei einem Remake kann man gerne Vergleiche ziehen und Parallelen aufzeigen, was welcher Film besser oder schlechter gemacht hat, aber man sollte sich nicht stur vor einer Neuinterpretation weigern.
Außerdem sollte man den Film auch gesehen haben. Viele der angesprochenen Szenen sind mit gefährlichem Halbwissen wiedergegeben und verfälschen den Eindruck gewaltig. Sowas darf nicht passieren. Einzig mögliche Erklärung für mich: Man hat die ganze Zeit auf sein Smartphone geschaut, anstatt den Film zu schauen.
Aus diesen Gründen kann ich so eine Kritik doch nicht für Ernst nehmen. Das ist pures Geschwafel und weder repräsentativ noch informativ.