Ich war mit dem bisherigen MCU eigentlich sehr zufrieden und freue mich auf fast alles, was da noch kommt, auch wenn ich gewiss nicht alle Facetten zelebriere.
Ich befürchte, ich habe mich etwas zu kurzatmig ausgedrückt, da ich davon ausging, dass Du meine Haltung dazu kennst. Ich war bei einigen MCU-Filmen im Kino, mehrere habe ich zu Hause. Es ist nicht so, dass ich das komplett ablehne. Spätestens (!) mit dem letzten Avengers ist das Ding aber für mich gegessen. Mich langweilt der stetig gleiche Look, die immer mehr ausartenden CGI-Effektorgien, der stets gleiche Ablauf, die Vorhersehbarkeit. Ich bin einfach übersättigt und müde. Da hilft es auch nicht, dass da zwischendurch etwas variiert wird wie bei GotG. Das sind nur Nuancen. Mir ist es auch visuell mittlerweile zu abgedreht. Der erste IRON MAN ist nach wie vor klasse, aber mittlerweile stehen die Darsteller ja nur noch vor rudimentären Kulissen und grünen Wänden. Klar, das betrifft nicht nur Marvel, aber eben verstärkt, weil sie diesen Output haben.
Sicherlich gab es schwächere Filmbeiträge, aber meiner Meinung nach gibts es keinen einzigen wirklich schlechten MCU Film.
Richtig geärgert hat mich auch keiner, aber für mich geht es in die falsche Richtung.
Die Brand lässt natürlich keine stilistischen, tonalen Abweichungen wie Logan, Joker, Watchmen oder Sin City zu, was dich vermutlich stört, aber ich brauch das da auch nicht zwingend.
Es lässt es nicht zu. Exakt. Das ist es, was mich stört. Dadurch wird es mir zu eintönig, weil man trotz aller Taschenspielertricks fast immer einer Formel folgt und diese nur vordergründig variiert. Alles muss sich unterordnen, vor allem visuell und stilistisch.
Das können ruhig andere auskosten, im reinen Marvel Familyblockbusterrahmen genügt mir die Abwechslung, die bspw Guardians 2, Ant-Man und Cap 2 haben.
Sei Dir gegönnt, ich halte es nur vordergründig für Abwechslung. Im Kern ist es das nämlich nicht.
Überdies gefallen mir auch die völlig anderen Sachen der anderen, weil sie anders sind. Ich brauch jetzt kein FSK 18 Iron Man nur weil der Gore bei Logan gefunzt hat.
Nicht, weil es woanders funktioniert, sondern, weil Abwechslung nicht verkehrt sein und man eine Marke auch öffnen kann. Ich gebe Regisseuren und Autoren mehr Raum, mehr Möglichkeiten, mehr Innovation, als wenn ich immer wieder in ein Schema passen muss.
Im MCU gibts noch viele erwartbare Highlights, insbesondere mit ihrer neuen Interpretation der F4 oder X-Men, also ist nicht so als wär der Farbkasten leer.
Ich bin halt auch überhaupt kein Comic-Fan, das spielt da sicherlich mit rein. Ich brauche die F4 oder X-Men nicht noch einmal, nur eben in der MCU-Variante. Der Farbkasten mag nicht leer sein, aber wenn ich nur unterschiedliche Nuancen von einer Farbe habe, bringt mich das halt auch nicht weiter.
Prinzipiell dominieren die im Kino immer wieder, aber ich würd nicht sagen, dass sie dem Rest was wegnehmen.
Das ist ja wieder eine andere Diskussion, und hat eher mit der Gesamtsituation und nur bedingt mit dem MCU zu tun.
Wenn ein kleiner, dreckiger, spektakelloser Joker 1 Mrd einspielen kann, überschattet Familymarvel nicht allzu viel.
Es geht auch nicht ums überschatten, sondern eher darum, was mit den Kapazitäten möglich wäre, die seit Jahren ins MCU fließen und was das für die Finanzierung anderer Filme bedeutet, ganz zu schweigen von der Platzierung am Markt. Das MCU, also mittlerweile Disney, ist mitverantwortlich für die derzeitige Situation, sprich: Studios setzen lieber auf einen 200 Mio. Dollar-Franchise-Tite, als auf zehn 20 Millionen-Dollar-Titel, die dann auch mal was wagen und dann das Kino maßgeblich beeinflussen, neue Talente hervorbringt oder Stars die Möglichkeit geben, sich anders zu zeigen. Diese mittelteuren Projekte gibt es aber im Grunde nicht mehr, sind ins Streaming abgewandert und mitverantwortlich für den Aufstieg von Netflix und Co. Und das Fehlen dieser Projekte und die Fokussierung auf das reine Event ist auch ein großes Problem fürs Kino an sich. Es verliert einen Teil seines Publikums. Und das MCU steht dafür sinnbildlich.
Das läuft halt konstant weil es konstant gut ist und sein Publikum erfüllt. Wirds mal schlecht, wird sich das zeigen und eine Abkehr schaffen.
Bin ich fast komplett bei Dir: Der Erfolg gibt ihnen Recht. Und was sie erschaffen haben ist ein filmhistorischer Einschnitt. Da ziehe ich alle Hüte. Mittlerweile sind wir aber an einen Punkt angekommen, dass es fast schon egal ist, wie die Qualität tatsächlich ist, weil die Marke zieht, und nicht das einzelne Produkt.