Dr Knobel schrieb:
a) Filme kritisieren, wenn ich sie gesehen habe
b) Filme losgelöst von der Person Boll bewerten = Differenzierung
c) Sachliche Kritik an Person und Film
d) Alternativ keinen Boll-Film sehen, weil man ihn nicht mag, dann aber auch keine Filme abwatschen, obwohl ich sie nicht kenne
d) anerkennen, dass er scheinbar einen gewissen Markt bedient - dass der nicht gut sein muss, ist klar = Ansichtssache
e) anerkennen, dass er eben auch Produzent ist, und dabei keinen so schlechten Job machen kann. Alternativ kann der Punkt raus, sofern man keine Fakten verdreht oder gezielt etwas anderes behauptet.
Sagen wir unter dem Strich also, dass du dir aus Fairness mehr Respekt, Sachlichkeit und Differenzierung wünscht.
Gehen wir doch mal in der Zeit zurück.
Bekannt wurde er zur Zeit von Alone in the Dark. Der übertrieben hart zerissen wurde, ja. Zu der Zeit gabs viele spöttische Behauptungen Boll sei der schlechteste Regisseur aller Zeiten. Aber wo kam diese Antipathie denn her? Wirklich von dem Film an sich? Ich sage nein, denn selbiges erfuhren Macher von Filmen wie Street Fighter: The Legend of Chun Li nicht.
Sie rührte daher, dass Boll gezielt laufend kontroverse Interviews gab und der einzige Regisseur war, der ganz unverhohlen äußerte auch weiterhin Games verfilmen zu wollen.
Übertriebene Kritik hin oder her, Alone in the Dark und House of the Dead gefielen vielen nicht. Und als es dann hieß, Boll könnte eventuell Warcraft, GTA oder Metal Gear Solid verfilmen, brachte das einen Shitstorm. Weil da jemand war, der zwei mäßige bis schwache Filme abgeliefert hatte, offen dazu stand es nur zum Geld verdienen zu machen und der nun drohte, diverse beliebte Game Lizenzen in ebenfalls mäßig bis schwache Filme zu verwandeln.
Was er dann mit Dungeon Siege 1-3, Far Cry, Bloodrayne 1-3 so wahr machte.
»Ich habe mich für Videogames immer einen feuchten Scheißdreck interessiert und auch nie Videogames gespielt, sondern ich habe damit Geld verdient und war in der Lage damit Filme zu finanzieren.«
beide Zitate:
http://www.gamestar.de/news/branche/3077919/uwe_boll.html
Damit hat er nicht nur die Gamer und die an den Verfilmungen interessierten Leute angepisst, sondern eine Menge Leute. Und dann auch noch die Spiele studios selbst:
»[Videospielfirmen] sind kleine erbärmliche Würstchen. Blizzard und Gas Powered und diese ganzen Spackerlacken [sic!], die ihr so hoch verehrt, von Ubisoft, sind in Wirklichkeit kleine Vollfo**en, die da sitzen wie die kleinen Spackis und programmieren irgendeine Scheiße auf ihren Rechnern und bilden sich dann ein, sie haben irgendwas für die Welt produktives geschaffen.«
Ich mein, wie kann das nicht supernegativ ankommen?
Kritikern seiner Filme sagt er vermehrt, sie seien behindert. Ganz großes Minus.
Die Boxaktion war ganz witzig, warf aber wiederum ein schlechtes Licht auf ihn als sich herausstellte, dass Boll tatsächlich Boxerfahrung hat und er MMA Spezialist Seanbaby abwies - vermutlich, weil das mal ein ebenbürtiger Gegner gewesen wäre.
Dass er spöttisch erklärte, wie er seine Filme finanzierte brachte ihm ebenfalls Kritik ein. Nicht nur das, er selbst verdusselte sich diese Möglichkeit weil die Regierung wegen der Berichterstattung erst darauf aufmerksam wurde und die Option einstellte.
Als Postal kam, gab es kurzzeitig trotz allem was vorher gewesen war positive Vibes für ihn, da die meisten die Eröffnungsszene echt witzig fanden. Den fertigen Film hingegen fanden die Leute dann aber wiederum nicht gut.
Dann war er Produzent von Filmen anderer, hat dabei aber bislang noch kein nennenswertes Talent finden können.
Seine Dramen, die er gemacht hat, bekamen kaum Fett weg. Max Schmeling vielleicht, wegen Henry Maskes urgrottigem Schauspiels, aber diese Filme sind doch eher unter dem Radar geblieben. Überhaupt ist es ruhiger geworden seit er aufgehört hat, neue Gameverfilmungen anzukündigen. Würde er jetzt als nächstes Borderlands verfilmen, wäre der Shitstorm wieder am Start.
Aus genau den gleichen Gründen wie damals: da ist einer, der sich nicht darum schert einen guten Film zu machen, der hauptsächlich Geld verdienen will. Der das zwar auf dem DVD Markt mit Erfolg macht, im Kino aber nicht hinkriegt. Bestes Beispiel Dungeon Siege. Megaflop im Kino, trotzdem zwei weitere auf DVD raus.
Der bei jeder Gelegenheit über alles und jeden schimpft. Alle sind scheiße, die Vertriebe, die Gamestudios, die Schauspieler mit denen er arbeiten muss wie Michael Madsen, und jetzt auch alle Leute, die seine Filme nicht für ihn mitinvestieren wollen.
Und dann sagt er, er selbst habe genug Geld um für immer Golf spielen zu gehen. Er hat übrigens kürzlich ein angesehenes Restaurant mit einem Sternekoch in Kanada eröffnet. Aber die fehlenden 50.000 für Rampage 3 sollen andere belappen.
Was du erwartest, ist Respekt, Differenzierung und Sachlichkeit für jemanden, der jahrelang eben all das - Respekt, Differenzierung und Sachlichkeit mit Füßen getreten hat. Der niemals die Einstellung an den Tag legt, bei einem BG Treffen Leuten zu sagen "hey cool, dass ihr meine Filme seht" oder "ihr werdet euch auf meinen nächsten Film freuen können, ich bemüh mich, dass der richtig gut wird".
Und trotz allem wird der hier noch andauernd zum Thema gemacht. Wieso? Nicht um sich über ihn lustig zu machen - das ist nie meine Intention. Weil er sich oft gezielt in die Medienberichterstattung drängt und dann auch besprochen werden soll. So wie Shia LaBeouf, der sich laufend mit irgendwelchem neuen Nonsens präsentiert.
Sicher wirds viele geben, die ihn schon lange abgeschrieben haben, die seine Art inakzeptabel finden und nie wieder was mit ihm oder seinen Werken zu tun haben wollen. Und ganz ehrlich, nach der ganzen Liste oben kann man das völlig nachvollziehen, weil er fast alles dafür getan hat. Trotzdem bin ich überzeugt, dass gerade hier im Forum viele noch irgendwo einen Restglimmer haben. Jetzt nicht unbedingt die Hoffnung, dass Boll 2016 plötzlich mal versehentlich einen richtig guten Film abliefert - der, ganz wichtig, hier gefällt, und nicht den namenlosen treuen DVD Markt Kunden die er weltweit hat, die sind hier irrelevant - aber da er nach wie vor eine Kuriosität darstellt, wegen seiner Exzentrik, wegen seiner Genrevielfalt, wegen seiner scheinbaren Unbezwingbarkeit, bleibt er interessant. Und wie gesagt glaube ich, dass Leute was neues von ihm schauen würden, würden sich die Empfehlungen .
Rampage 1+2, Assault und Darfur haben bei IMDB alle Wertungen von 6/10 erhalten. Das ist stattlich, aber hier noch nicht so wirklich angekommen. Das stimmt. Dennoch sind auch das keine Filme, die man begeistert weiterempfiehlt, und sein Verhalten lässt nicht vermuten, dass sich der alte Boll je geändert hätte.
Kenshii schrieb:
"Der einen Vampirfilm im Wilden Westen dreht"
Sry Jay aber ab da nehm ich dich nicht mehr ernst
Also ists dir recht, dass deutsche Filmemacher zu 99% kleine Dramen ins Kino bringen und nie Genrezeug? Nie Horrorfilme, Actionfilme, Scifi Filme etc