Rowling hat es zwar nicht konkret gesagt, aber ihre Worte implizierten, dass sie Transgenderfrauen nicht gleichwertig zu geborenen Frauen sieht. Jedenfalls wurde es vom Internet so aufgenommen und viele wendeten sich von ihr ab, weil gemeint wurde, sie würde LGBT schaden, und dass sie das gerade in ihrer Verantwortungsrolle nicht hätte machen dürfen.
Was da aber ignoriert worden ist - dass sie schrieb, sie kenne und respektiere viele Transgenderfrauen. Was sie nur nicht sagen will, ist, dass geborene Frauen in allen Belangen gleich sind wie Transgenderfrauen. Sie z.B. sagt, dass es für sie einen Unterschied mache, ob sie mit Frauen in einem WC ist oder ob da ein Mann mit weiblicher Identität auftaucht.
Auf der einen Seite kann ich vollkommen verstehen, dass es die LGBT Community erzürnt, andererseits denke ich, dass Rowling - die ironischerweise Autorin ist - sich hier einfach völlig schlecht ausdrückt, bzw nicht in der Lage ist, genau zu vermitteln, was sie eigentlich ausdrücken will. Da sie ihren Aussagen nach misshandelt worden ist und schlechte Erfahrungen mit Männern gehabt hat, fällt es ihr schwer, dieses Erlebnis auch auf männliche Körper mit weibl. Identitäten zu übertragen. Was so impliziert natürlich fucking engstirnig, dämlich und beleidigend ist, da sich jeder mit vagesten Kenntnissen ausmalen kann, wie viel unfassbar schwieriger ein Leben als Transgender sein muss und wie viel höher die Quote schlechter Begegnungen sein muss. Dass sich jemand mit solch einer Vorstellungskraft so eine Alltagssache nicht vorstellen kann, ist peinlich.
Dennoch war das Contra dagegen zu albern hoch. Da wurde sich aufgeführt, als spräche sie Transgendern Rechte oder Leben ab, oder als rufe sie zur Inakzeptanz einer ganzen Identifizierung auf. Diese Cancelkultur nervt bisweilen und erinnert an die Fackelzüge wilder Farmer, die Frankensteins Bude abfackeln wollen.
Ich glaube auch nicht allen heterosexuellen Celebs, die da so like-baitend rausposaunen, dass für sie alle Transgenderfrauen = Frauen sind, dass sie alle locker bedingungslos auch sofort jederzeit Männer daten würden, wenn diese weibliche Identitäten haben. Klar, in einer idealen perfekten Welt würde man sexuell und romantisch für jedes Gender, jeden Körper offen sein können, egal ob m, w, nonbinär, ob mit Penis oder Vagina oder beidem oder 3 Penissen, ob dick, dünn, groß, klein, ob Star Wars Episode 8 Sympathisant oder nicht, aber das ist halt nicht so. Und wenn jemand sagt, er kann eine geborene Frau daten, aber keinen Manneskörper der sich als Frau identifiziert oder einen Frauenkörper, der vor einer OP mal ein Männerkörper war, dann ist da ganz zweifelsohne eine greifbare Differenzierung, dass eben nicht alles das exakt gleiche ist, so wie "Äußerlichkeiten sind egal, nur das Innere zählt" eine leere Phrase bei der Partnersuche ist. Und ich denke, dass sich Rowling eben darauf bezog, ohne speziell jemanden beleidigen zu wollen.
Wenn da jemand militant die Meinung hat, dass alle als das wahrgenommen werden sollten, als was derjenige sich identifiziert, kann man ja direkt die Frage stellen, ob diese Person schlichtweg jeden erdenklichen Menschen daten würde, da ja jede Abweisung wegen warum auch immer eine gewisse Form von Inakzeptanz oder Bevorzugung bedeutet, die man wiederum ankreiden könnte. Damit will ich gewiss nicht implizieren, dass sich ein Transgender sein Gender aus einer Laune heraus aussucht. Wenn jemand als Frau geboren worden ist, sich aber immer als Mann gefühlt hat und in dieser Identifizierung lebt, dann ist das unweigerlich so. Wie die eigenen Präferenzen kann man sich das nicht aussuchen, damit wird man einfach auf diese Welt gebracht, bzw es kristallisiert sich nach einiger Zeit hervor. Manchmal passt das Gender leider nicht zum erhaltenen Geschlecht. Man kann diese Transition, den Ursprung aber niemals ausklammern oder ungeschehen machen, und meiner Meinung nach ist es auch schwierig, zu erwarten, dass der Rest der Gesellschaft das als ungeschehen wahrnimmt.
Von daher find ich Rowlings Aussage gar nicht so... schlimm*, sag ich mal vorsichtig, wenn sie geborene Frauen und sich als Frauen identifizierende zwar differenziert, aber beide akzeptiert und beiden allen Rechten zustimmt etc. Was meint ihr?
*jedenfalls nicht so schlimm, dass man sofort alle Bücher wegschmeißen und sich vehement vom Werk distanzieren muss, weil man sich damit nicht mehr wohlfühlt und man das fragwürdige keineswegs unterstützen will
Ich für meinen Teil glaube zb, dass Lana Wachowski eine irre coole Person ist und es bestimmt mega interessant ist, sich mit ihr zu unterhalten. Ich respektiere ihr Werk sehr und würd mich niemals anmaßen, sie auf ihre Transition oder diese ganze Sache anzusprechen. Es sollte ihr wiederum aber auch völlig egal sein, ob ich sie als Lana Wachowski sehe oder als ehemaliger Laurence Wachowski, der jetzt einen Frauenkörper hat, einen anderen Namen trägt und als Frau lebt. Sie sollte mich aber niemals fragen, ob ich mir auch eine Transition vorstellen könnte oder ob ich mir vorstellen könnte sie zu daten, denn die Antwort wär nicht positiv. Aber das sollte ok sein, denn Meinungen und Orientierungen hat jeder individuell, und ob ich da irgendwas positiv oder negativ sehe hat nichts mit dem anderen Respekt zu tun, den ich ihr gegenüber habe.