Chernobyl Diaries zählt mit zu den Filmen, auf die ich dieses Jahr noch gewartet habe. Es müssen nicht immer nur Blockbuster Filme sein, die zu überzeugen wissen, hin und wieder streckt auch ein kleiner Film den Kopf aus der Masse heraus. Schon die Idee des Films, diesen nahe dem Atomkraftwerk von Tschernobyl spielen zu lassen, verdient einen Innovationspunkt. Wer PC Spiele wie Call of Duty oder Stalker kennt, weiß, wie beklemmend die Atmosphäre rundum Pripyat sein kann. Nun erlebt dies der Zuschauer auch erstmals über die große Leinwand.
Das (Pripyat)Szenario ist, filmisch gesehen, völlig unverbraucht und schreit praktisch nach einer Verfilmung. Der Regisseur Bradley Parker hat sich nun des Stoffes angenommen und diesen mit unverbrauchten Gesichtern besetzt. Wie jeder Survival Thriller, beginnt auch Chernobyl Diaries recht gelassen. Eine kleine Gruppe Jugendlicher begibt sich nach Kiew, um dort den Bruder eines Typen aus der Gruppe einen Besuch abzustatten. Danach sollte die Reise wie geplant nach Moskau weitergehen, allerdings hat Paul die Gruppe für einen kleinen Abstecher nach Pripyat, bei dem Abenteurer Juri angemeldet. Diese Idee kommt nicht bei jedem gut an, trotzdem macht sich die Gruppe mit einem alten russischen Geländewagen auf den Weg - inkl. Juri. Schon bei der Abfahrt, weiß der Zuschauer, daß nicht jeder aus der Gruppe die Heimreise antreten wird...
Auch das in der Zone, rundum Pripyat, allerhand Gefahren lauern, wird schon beim Erkunden der leerstehenden Häuser auffällig - noch treibt hier nur ein Bär sein Unwesen... Als bei der Rückfahrt dann der alte Geländewagen nicht mehr anspringen will, geht der Horrortrip für alle Beteiligten erst richtig los.
Schon tagsüber kann das verlassenen Gelände und die heruntergekommenen Häuser überzeugen. Richtig atmosphärisch wird es dann aber bei den vielen Nachtabschnitten, bei denen sich die Protagonisten mal mehr, mal weniger schnell nur mit einer Taschenlampe bewaffnet durch die Ruinen schlagen. Das Verhalten, bzw. das Vorgehen der Gruppe, gestaltet sich dabei nicht so dämlich, wie es in anderen Filmen zu sehen ist. Auch Passagen, wo ein einzelner Charakter sein Glück versucht sich seinen Weg durch die Wildnis zu bahnen, fehlen hier vollkommen - zum Glück ! Ein weiterer Pluspunkt des Films ist, daß er ohne große Splatterszenen auskommt. Vielmehr wird hier auf schleichenden Horror gesetzt, der aber leider nicht sein volles Potenzial ausnutzt. Richtige Schockszenen sucht man somit vergebens - schade. Auch hätten dem Film ein paar subtile Einfälle gut gestanden, wie sie bsw. The Ring (US Remake) zu bieten hat. Dabei wird mit simplen Methoden dem Zuschauer Angst eingejagt, ohne dabei groß Blut zu vergießen.
Trotzdem kann man mit dem Gezeigten ganz zufrieden sein. Die Atmosphäre ist ein großer Pluspunkt des Films. Schön dabei ist auch, daß der Soundtrack auf ein Minimum zurückgefahren wurde, somit wirkt der Überlebenskampf der Jugendlichen noch bedrohlicher. Meldet sich dann der OST zu Wort, passt er immer zur jeweiligen Szene und drängt sich nicht durch Lautstärke in den Vordergrund.
Mit dem Ende kann man leben, obwohl einem nichts überraschendes, oder neues gezeigt wird. Ab einem gewissen Punkt weiß der Zuschauer schon, worauf es hinaus laufen wird.
Mir hat dieser Überlebenstrip nach Pripyat ganz gut gefallen. Leider nutzt der Film nicht sein ganzes Potenzial was diese Genre zu bieten hat. So sind die Schockszenen einfach zu zahm ausgefallen, um den Zuschauer zu Hause in seinem Heimkino Schweißperlen auf die Stirn zu treiben. Zudem hätte der Film ein bißchen mehr Laufzeit vertragen können, denn mit gerade mal 80 min ist der Film viel zu schnell vorbei.