Zugegeben, auf den ersten Blick klingen Conjuring und Insidious fast identisch. Aber nach und nach stellt man immer mehr fest, dass das 2 komplett verschiedene Paar Schuhe sind und nur noch das Grundgerüst des Spuks gemeinsam haben. Aber welcher ist denn nun der bessere Film? Ganz klar Insidious.
Conjuring ist bei Gott kein schlechter Film, sogar immer noch nahe an sehr gut, aber gerade nach Insidious geht hier einiges verloren, beziehungsweise man glaubt doch schon alles in irgendeiner Form gesehen zu haben. Das war bei Insidious auch der Fall, aber dadurch, dass Conjuring nach gut der Hälfte in anderen Gewässern schwimmen geht, muss er sich auch mit anderen Größen messen und zieht da etwas den kürzeren.
Aber, wie ich bereits sagte, Conjuring ist immer noch ein guter Film und vor allem mal wieder ein richtig guter Schocker. Weitestgehend wird wieder auf Blut verzichtet und der Film lebt mal wieder von seiner brillianten Atmosphäre. Wan scheint ein Meister auf diesem Gebiet zu sein. Death Sentence, Saw, Dead Silence, Insidious, alle ließen sie einen sich auf den Nägeln rumkauen und jeder auf seine eigene Art. Bei Conjuring bin ich teilweise richtig übel zusammengezuckt. Hut ab.
Der Film fängt sehr gemächlich an und Schocks gibt es nicht häufig, aber wohl dosiert. Und wenn mal einer kommt, dann sitzt er aber so richtig. Aber auch abseits der schreckhaften Momente herrscht so eine bedrückend-bedrohliche Atmosphäre, die einen permanent mit Skepsis füttert. Man weiss genau, es passiert was, man weiss aber nicht was und wann.
Soundtechnisch ist alles wieder wunderbar spärlich untermalt und niemals aufdringlich. Die Kamera fängt immer schöne Bilder ein und es wird ein gutes 70er Jahre Flair vermittelt. Manch Älterer fühlt sich vielleicht ein wenig nostalgisch, wenn man nicht gerade die Hand vorm Gesicht hat.
Die Schauspielerriege passt auch wieder wie Arsch auf Eimer. Allerdings ist da niemand dabei, der auch nur irgendwie heraussticht. Das war aber wohl auch, wie bei Insidious, niemals der Plan gewesen.
Bei aller Lobhuldigung über Kamera, Cast, Ton, Schocks und Erzählweise, was macht diesen hier im Vergleich zu Insidious minimal schlechter. Während Insidious weitestgehend beim Übernatürlichen bleibt und einem das Grauen nie so wirklich ganz vor Augen führt, schlägt Conjuring irgendwann zu sehr in die Kerbe Exorzist ein und das ist so der Punkt, wo der Film einen minimalen Einbruch durchlebt. Der Suspense ist flöten und es wird volle Lotte auf alles draufgehalten. Das ganze ist immer noch sauspannend und gut in Szene gesetzt, aber im Vergleich zum großen Vorbild nicht ganz so gut gelungen.
Ich will das aber nicht zu sehr als Kritik einführen. Immerhin kann man froh sein, dass sich Conjuring dann doch deutlich von Insidious abhebt, wo doch das Grundgerüst erst mal nach einer 1:1 Kopie in einem anderen Jahrzehnt klingt. Ich halte die andere Variante aber für besser, auch wenn die Schocks hier teilweise richtig übel und noch einen zacken heftiger waren als in Insidious.
Was bleibt ist ein, mal wieder, wunderbar gruseliger, atmosphärischer Film von Wan der sicher zu den Highlights im Horrorgenre diesen Jahres zählt, aber gen Ende hin in eine etwas zu plumpe Richtung abdriftet. Tut dem Geschehen und dem Gruselfeeling aber keinen Abbruch.
8/10
Zum Thema doofes Ende: Bei Insidious heult jeder rum, das sei zu klischeehaft. Hier heult jeder rum, das sei zu Hollywood. Schreibt dem Wan doch einfach mal, wie ihr so einen Film enden lassen würdet. Es kommen ja Fortsetzungen. Mich würde das aber auch mal interessieren. Einfach alle sterben lassen und dann sind wir zufrieden?