Eine gute Kritik, ich denke auch, dass wir da im Grunde sehr ähnliche Meinungen haben, du nur etwas gnädiger bewertet hast.
Auch ich denke, dass es Soderbergh sehr gelungen ist, den Film authentisch wirken zu lassen. Sicherlich wäre es einfacher gewesen, wäre man cineastischer vorgegangen. Dass ein Matt Damon im Krankenhaus ausrastet, dass er schreit, dass er später heulend in der Ecke sitzt. Manche reagieren so, doch dieser Damon ist eher von der atemlosen Sorte, kann es nicht verstehen, nicht für real empfinden und steht reglos neben sich. Oder wenn die Nachbarn überfallen werden und er und sein Sohn am Fenster stehen und das mitbekommen - hier könnte man Spannung aufkommen lassen, dass die Killer vielleicht als nächstes in ihr Haus kommen (Überlebenskampf wie in The Road) oder starkes Leid, dass die geliebten Nachbarn ermordet wurden. Aber Soderbergh will weder das eine, noch das andere, und das hemmt zu sehr. Um in stillerer Herangehensweise emotional wirken zu können, bedarf es Szenenruhe, doch er fertigt die meisten Momente in kurzen 2-3 Min Szenen ab, nach denen dann schon wieder in Luxussuites, nach Hong Kong oder sonstwohin geschaltet wird. Rausgerissen aus der Möglichkeit, mitzuempfinden. Terrarium.
Von der Regie und dem Schnitt her toll gemacht, keine Frage, aber bei allem Wert auf Nüchternheit bleibt es dennoch zu simpel. Weil es so viele Figuren gibt, weil rasch zwischen Seuchenforscher, Paranoikerblogger, Politiker, Totkranken und Angsterfüllten gewechselt wird, bleiben fast alle Figuren so oberflächlich wie in einem Katastrophenfilm ala Deep Impact. Da wäre es kraftvoller gewesen, sich auf weniger Figuren zu beschränken. Dabei kommen auch viele Darsteller zu kurz, eine Marion Cotillard ist hier beispielsweise völlig verschenkt. Spätestens das unnötige Käsekuchenende lässt dann nur noch schwerlich mitfiebern, denn dafür, dass es eine sachliche, emotionskalte Darstellung eines solchen Themas sein will, endet es fast schon im Kitsch. Gut möglich, dass er vielleicht im Sinn hatte, das Mantra "the death of one is a tragedy, the death of a million is just a statistic" kritisch zu beleuchten, aber dann kann er nicht in der Eröffnungsszene nah rangehen und da einmal kurz Mitleid empfinden lassen.
Die Besetzung ist gut, wenn auch verschenkt, der Film ist toll gemacht, lässt jedoch nichts spüren, und obwohl das Thema interessant ist, endets zu kitschig.
Ich gebe 5/10