So, hab ein kleines Nolan-Weekend gemacht. Dabei Inception das zweite Mal gesehen. Muss sagen, dass er mir nicht mehr so gut gefällt, wie beim ersten Mal. Es bleiben die selben positiven Punkte, aber die Kritikpunkte sind grösser geworden.
Zuerst würde ich Inhalt und Form unterscheiden.
Von der Inszenierung her, kriegt der Film 10/10. Unglaubliche Bilder, verrückte bombastische Action, toller Score, auch klasse Schauspieler. Super.
Inhaltlich gibts meiner Ansicht nach aber doch viel zu bemängeln.
1. Ist der Film nun wirklich so unglaublich intelligent?
Der Film wird immer für so intelligent und komplex genannt. Da halte ich dagegen. Klar die Prämisse ist nett, originell, ja sogar klug. Aber, was schliesslich damit gemacht wird, ist es nicht. Ich meine, die Komplexität des Filmes entsteht aus der komplizierten Struktur der Traumebenen und damit hat es sich auch. Inhaltlich ist der Film aber eigentlich just ein dumpfer Actionfilm. Man ballert sich durch die Welten bis zum Ziel. Die Liebesgeschichte zwischen Copp und seiner Frau gibt dem ganzen aber sicherlich noch einen positiven Touch. Aber auch hier, das ist jetzt nicht so unglaublich intelligent, sondern einfach eine schöne traurige Geschichte, die man noch reingebaut hat.
Hätte man statt auf grosse Action, mehr auf intellignte Heist-Handlung gesetzt, hätte viel, viel mehr und richtig intelligentes Kopfkino entstehen können.
2. Perceptions: Grosse Psychologie des Unterbewusstseins oder schlicht Vorwand, damit man wild rumballern kann?
Die Perceptions haben mich wirklich genervt und einen Grossteil des Films für mich kaputt gemacht. Ich versuche mir die dauernd schon irgendwie neurologisch/psychologisch zu erklären - komme aber immer wieder zum Schluss, das ist so ein Blödsinn. Wir haben also in unseren Träumen die Welt mit kleinen Unterbewusstseinchen bevölkert, welche sich ganz autonom durch die Traumwelt bewegen und reagieren. Und davon gibts hunderte. Die Laufen rennen, leben ihren Alltag ganz autonom, während wir uns selbst irgendwo anders im Traum träumen. Die ballern dann mit automatischen Waffen auf Eindringlinge, gehen in Deckung, versuchen zu überleben, schreien, haben Schmerzen und das scheinbar gänzlich autonom vom eigentlichen Träumenden. Klar, das Unterbewusstsein steuert sie, sie sind also nicht autonom. Aber sagt mal, was ist denn das für ein Unterbewusstsein. Einerseits ein echt waffengeiles, total militantes Unterbewusstsein und andererseits auch ein verdammt komplexes Unberbewusstsein, das ja wirklich tausend kleine Individuen sich gleichzeitig im Detail und autonom handeln lassen kann - Boah :waaa:
3. Superkräfte und unnötige Thrills
Etwas weiteres, das mich störte neben dem ganzen Actionoverkill, der in der Schneetraumwelt ja wirklich schon absurd wurde, war die Tatsache, dass das Team rund um Copp ja alles konnte. Ich meine, gut, man kann das damit erklären, dass es Träume sind. Also können sie Skifahren, Stunts machen, schiessen, Autotüren problemlos unter Wasser öffnen - aber warum können sie dann nicht gleich fliegen oder unsterblich sein? Und warum macht Paiges Figur das Schneelabyrinth so gefährlich. Ich meine, wieso muss Fischer erst einmal eine riesige Steilwand hochklettern, um ans Ziel zu kommen? Ich meine, damit geht man ja ein komplett unnötiges Risiko ein. Klar, es sieht halt geil aus und bringt Thrill.
Was meint Ihr zu den Punkten? Die meisten werden es, im Hinblick auf die meist grossartigen Wertungen, ganz anders sehen - nehme ich an. Im Moment tendiere ich zu: 10/10 als Action-Fantasiefilm mit Blick auf die Insezenierung und zu einer 6/10 mit Hinblick auf den Inhalt. Insgesamt ergebe das eine 8/10 - gefühlt ists eher ne 7/10.