Das Wesen des Depressiven, des Melancholikers (als solchen bezeichnet von Trier sich selbst) verneint jede Sinnhaftigkeit des Lebens. So geht es auch Justine, die ganz dem Wunsch des Regisseurs entsprechend als dessen alter Ego fungiert. Justine kann nicht, will aber etwas fühlen. Manchmal jedenfalls und dann versucht sie das, was andere Menschen lebenswert nennen, selbst zu erleben. Heiraten zum Beispiel. Der zweigeteilte Film setzt nach dem Intro mit Justines Episode ein, mit ihrer Hochzeit, die durch die Handkamera und die Räumlichkeiten nicht selten an žDas Fest von Kumpel und Dogma-Mitbegründer Thomas Vinterberg erinnert. Braut und Bräutigam verspäten sich, der Vater der Braut steht neben sich, die Mutter kann Hochzeiten nicht ausstehen und bald schon wird Justine von der erdrückende Leere ihrer Existenz und ihrer Emotionen verschluckt. Mit der Braut stimmt etwas nicht. In ihr brodelt es so stark, dass der Wedding Planer (Udo Kier, albern bis zur Parodie) sie nicht mehr anschauen will. Auch Schwester Claire bemerkt Justines Aussetzer und weiß von den psychischen Problemen, versucht den Schein der romantischen Hochzeit als Organisatorin zu wahren. Die zeitlich komprimierte Struktur macht aus der Feier einen spannenden Jahrmarkt der Psychosen, zunächst mit einem Überangebot an Figuren.