Gestern erstmalig gesehen. In Kurzform mal meine Einschätzungen für den bisher schwächsten Pixar (der immer noch ein überdurchschnittlicher Film ist):
Hauptkritikpunkt ist dieser: Ich kann mit diesen Autos als Figuren nichts anfangen. Ich finde das Design mit den Mündern und Kulleraugen blöd und komm auch nur unzureichend damit klar, aus der Auto-Handlung in eine Menschen-Handlung umzudenken. Das ging bei Toy Story und Nemo wesentlich besser. Auch finde ich, dass die Welt unlogisch entworfen ist. Sie sieht einfach zu sehr wie unsere Welt aus, nicht wie eine für Autos konzipierte Welt. Und dann diese Details. Sogar Insekten haben eine Autoform, Langwirtschaftsmaschinen sind sprachunfähiges Vieh und der VW-Hippie schwafelt von Hendrix. Wie soll denn das gehen? Gerade von Pixar erwarte ich, dass man so eine Welt nicht "einfach so" entwirft.
Der zweite Kritikpunkt ist, dass die Hauptfigur zu lange zu arschig ist. Lightning ist einfach dermaßen arrogant und unsympathisch, dass man ihm keinerlei Erfolg gönnen will. Natürlich soll er sich wandeln (ein reichlich alter Hut die Story, eigentlich) und durch die rostigen "Hinterwäldler" zur "Menschlichkeit" (Autolichkeit?) finden, aber das dauert zu lange und wirkt auch am Schluss nicht vollständig überzeugend. Lightning ist ein sich selbst produzierender, egomanischer, eitler Kotzbrocken und das kann nicht für fast 75 Minuten die Hauptfigur in einem Unterhaltungsfilm sein.
Dadurch, dass das so lange dauert, wird die Stilisierung des grünen Konkurrenten vom energischen Rivalen zum fiesen Möpp auch zu konstruiert, da man am Ende einfach einen echten Gegenspieler brauchte. Das Rennen an sich ist ja auch einfach megamäßig langweilig. Tue mich mit Rennsport generell schon schwer, aber immer nur im Kreis und dann nur zu dritt ist echt öde.
Und zuletzt, auf der negativen Seite, nerven die Gaststars. Gut, ich hab jetzt die deutsche Synchro geschaut, bei der ist das vielleicht noch schlimmer, aber Jay Leno und Schwarzenegger brauche ich nicht als Gastfiguren in einer Auto-Welt. Im Deutschen sind die beiden RTL-Formel1-Laberköppe grauslich schlecht, werden aber noch von Niki Lauda unterboten. Furchtbar. Und die deutsche Variante des Liebes geht auch gar nicht.
Toll synchronisiert aber übrigens die beiden italienischen Mechaniker-Autos. Das sollte auch mal gesagt werden. Rick Kavanian nehme ich an? Bin jetzt zu faul nachzuschauen. Wenn ja: Der kann das eh!
Und was rettet den Film nun? Einen Film mit blöder Alternativwelt und einer doch recht ausgelutschten Story? Die Nebenfiguren. Hook, das Feuerwehrauto und die Italiener sind witzig, der Doc bringt schön etwas Tiefe hinein und Madame Porsche stört zumindest nicht. Der Humor ist zwar ausbaufähig, aber ganz okay. Zumindest bleibt der Film, auch wenn die Hauptfigur unsympathisch ist, die meiste Zeit über sympathisch. Und final natürlich die Technik. Da ist Pixar seiner Konkurrenz einfach Lichtjahre voraus. Man kann es nicht anders sagen. Realismus, Details, Bewegungsabläufe - einfach fantastisch. Highlight: Radiator Springs erstrahlt in neuem Neon.
Insgesamt komme ich auf knappe 6/10. Auch weil mich die angesprochenen Kritikpunkte nicht so sehr gestört haben, wie es vielleicht klingt. Wie gesagt, der Film bleibt durchweg angenehm und sympathisch. Irgendwie.