So, gestern drin gewesen. Natürlich Vorpremiere.
Kurzes Highlight bereits vor Filmstart, als SlyFan da wirklich mit einem "Rambo 3" Shirt über mir saß. War insgesamt aber ein sehr netter Besuch und nach dem Film gab es gar Applaus - und das überwiegend zurecht.
Ich versuche wirklich, es so kurz wie möglich zu halten.
Kinders, es gibt Sachen bei denen ist eine Geschichte weitestgehend egal, weil sie eben nur Staffage und Aufhänger ist. Es gibt Filme, da ist auch eine nur ansatzweise beschriebene Charakterisierung latte, weil es gar nicht um die Filmcharaktere geht, sondern um die, die sie spielen. Das ist dann so weit in Ordnung, wenn man es richtig zuordnet, das Ganze nicht tierisch ernst nimmt und der Film über die reinen Schauwerte hinaus Charme versprüht. Und das tut "Expendables" ohne perfekt sein zu wollen und zu können.
Story und Figurenzeichnung lassen wir also wie gesagt raus, diese Dinge sind zwar faktisch ein Nachteil, werden von den Stärken des Streifens jedoch weitestgehend egalisiert, nicht zuletzt deswegen, weil der Film im Ton wesentlich leichter und selbstironischer ist, als ich dachte.
Wenn man das also ignoriert: Was bekommt man von "Expendables": Ein simples schwarz-weiß Schema, welches für meinen Geschmack jedoch wesentlich besser umgesetzt wurde als bei "Rambo 4", weil man eben neben dem gesichtslosen Kanonenfutter einen Oberschurkenwie Eric Roberts hat, der noch dazu sichtlich Spaß an seiner Klischee-Rolle hat.
Man bekommt zusätzlich reichlich Action. Und nicht irgendwelche Action. Die Sequenzen sind durch die Bank erstklassig und vom Stil her, zumindest was Explosionen und die Fights angeht, schön altmodisch gefilmt worden. Hier gibt es keine 3-D Computer-Simulations-Explosionen, sondern speziell im Finale bleibt da wirklich kein Stein auf dem anderen. Diese Sequenzen sind recht hart, was auch für die Fights gilt. Da gibt es wenig zu meckern.
Zudem rast der Streifen förmlich durch die Szenerie. Ich las in einigen Vorab-Kritiken, dass es einen Hänger im Mittelteil gibt. Hm, ich sah das nicht so - ich hätte mir sogar gewünscht, dass "Expendables", der ohne Abspann gerde mal knapp 80 Minuten geht, eine längere Laufzeit hätte, damit der Film mal "zur Ruhe kommt", aber dazu später mehr.
Das Zusammenspiel Statham/Stallone macht Spaß, wobei gerade Lundgren in seinen Szenen nicht selten das Zepter an sich reisst. Die Sprüche und die Szenen mit allen "Expendables" untereinander machen Spaß. Gerade in diesen Momenten feiert Sly ohne Rücksicht auf Verluste das 80er Jahre Kino ab, sogar noch stärker, als man das aus dem Trailer vermutet hätte. Und das Zusammentreffen der drei Legenden macht einfach Freude, gerade,weil es wie ein Kaffekränzchen wirkt und sich durchaus selbstironisch besonders vor Arnie verbeugt.
Wenn man ein Fazit unter den positiven Faktoren setzen will: Tempo rasant, Action satt, charmant und erwartet Retro. Durch die Tatsache, dass der Ton so leicht und locker ist, habe ich, insgesamt gesehen, sogar mehr bekommen, als erwartet.
Ist "Expendables" perfekt? Natürlich nicht, aber das war ja bereits im Vorfeld klar, da es prinzipiell nie darum ging, einen neuen Actionklassiker zu inszenieren, sondern einen Retro-Streifen abzuliefern, der seine Darsteller und das Genre abfeiert und es dafür in Kauf nimmt, eindimensional zu sein. Das mag heute für den Mega-Blockbuster nicht mehhr zu reichen (Es sei denn, es handelt sich um eindimensionale Roboter, die seelenlos ein paar Städte pulverisieren, wobei einen das völlig kalt lässt, aber das ist eine andere Geschichte.
) Doch selbst wenn man eben diese Schwächen erwartet, in Kauf nimmt, zwar registriert, aber für sich persönlich als "Ok, das war zu erwarten" einordnet, hat "Expendables" Schwachpunkte, die auch vor einem bekennenden Fan dieser Gattung Film nicht halt macht. In erster Linie liegen diese darin begründet, dass man einfach zu viele Charaktere/Stars im Film hat, und man ständig das Gefühl hat, jeder kommt zu kurz. Bis auf Stallone und Statham, vielleicht noch in Ansätzen Rourke, geht da so ziemlich jeder unter. Sicher: Stallone versucht, dass jeder seinen Auftritt hat und nicht zu kurz kommt. Doch das gelingt ihm nicht wirklich. Es wäre vielleicht besser gewesen, auf mindestens drei Charaktere zu verzichten, so dass Typen wie Jet Li, der sein Können trotz des Actionchoreographen Cory Yuen nur in Ansätzen zeigen kann, Gary Daniels, Dolph Lundggren oder auch Terry Crews etwas mehr Screentime bekommen hätten. So sind sie halt einfach ... da. Dieser Gruppengedanke, der aufkommt, wenn man sich die Plakate anschaut, geht dem Film fast völlig ab, so dass die "Stars" verheizt wirken, einiges improvisiert wirkt. Hier gerne mehr Laufzeit, damit man die anderen Figuren etwas besser eingebaut hätte.
Aus technischer Sicht gibt es wenig zu meckern. Gut, ob es nun wirklich CGI Blut sein musss, darüber lässt sich streiten, wobei mich das jetzt nicht störte. Mir stieß da im Finale eher eine Szene mit Austin auf, Stichwort Feuer, die unangenehme Erinnerung an die sehr künstlich wirkende Explosions-Schlussszene in "Rambo 4" aufkommen ließ. Man, das Ding kostet ~80 Mio. Dollar, die jagen da halb Brasilien in die Luft und dann haben sie nicht mehr die paar Dollar für einen vernünftigen Effekt in der Tasche?
Zudem ist der richtige Schluss, in dem ein tot geglaubter nochmal aauftaucht, etwas arg ... sweet :aso:
Mein persönliches Fazit: Ich habe exakt das bekommen, was ich wollte und erwartete - in Nuancen sogar wesentlich mehr. Hatte ich meinen Spaß im Kino? Absolut und zwar in einer Form wie schon lange nicht mehr. Kam ich zufrieden aus dem Kino? Jo. Ist "Expendables" das Eintrittsgeld wert? Ein definitives ja, wenn man sich mit Gesetzmäßigkeiten des Ganzen abfinden kann. Wer hier Kritikpunkte bzgl. Story, Glaubwürdigkeit, Charakterentwicklung usw. finden WILL, der findet die auch
- wobei dann zu konstatieren wäre, dass sich derjenige schlicht und ergreifend im Kinosaal verirrt hat, da ja schon im Vorfeld klar war, dass das Ding keine brauchbare Story hat und auch gar nicht benötigt. Doch für diejenigen ist der Film auch nicht gemacht, erhebt er doch nie den Anspruch, mehr als ein 80er Jahre Retro Actioner zu sein, der gerade wegen des abfeierns solcher Klischees und solcher Stereotypen von der Zielgruppe so gefeiert wird. Das Sly es schaffte, das alles so charmant und leicht-locker anzugehen, ist vielleicht seine größte Leistung. "Expendables" ist aber auch abseits solcher Gedankenspiele nicht perfekt und Stallone hätte gut daran getan, ein paar zusätzliche Szenen für die weiteren Jungs einzubauen, denn die bleiben überwiegend gesichtslos und überflüssig.
Ist denn nun das Experiment "Back to the roots" geglückt. Ja, und zwar besser als von mir erwartet - allerdings mit leichten Abstrichen, was den dramaturgischen Aufbau und die Leinwandpräsenz des Komplett-Casts angeht.
Von mir gibt es hoch zufriedene 8/10.