L.A. Noire
Bin sehr zwiegespalten was das Game angeht. Einerseits kriegt man eine super 40er-Jahre Atmosphäre serviert, mit typisch markanten Charakteren wie man sie aus entsprechenden Filme der Marke "L.A. Confidential" kennt, kann mitunter sehr interessante und teils einigermaßen clevere Fälle untersuchen, die in durchaus nette Geschichten verstrickt sind.
Andererseits sind manche Designentscheidungen zum Kopfschütteln und die Plumpheit, nach der sich 90% der Fälle wiederholen, macht sich als dicker Minuspunkt im Gesamtbild bemerkbar.
Das Grundkonzept ist super, Detektiv spielen, Indizien sammeln, Verdächtige befragen und den Täter identifizieren. Ich würde es ungemein gerne lieben, wenn sich die Entwickler nur nicht so sehr auf Ihren revolutionären Gesichtsanimationen ausgeruht (die wirklich fantastisch sind) und mehr Leben und Möglichkeiten ins Spiel gebracht hätten. Bis auf die Nebenmissionen - die gar nicht fordernd sind und man nur annehmen sollte, falls einem die Verfolgungen und Schießereien der Hauptmissionen noch nicht genügen, da man wirklich fast immer viel länger zu der verflixten Mission hineiern muss als diese im Endeffekt selbst dauert - und zufälliges Wahrzeichen- oder Autosammeln kann man eigentlich gar nichts in der riesigen Stadt machen. Dabei sind Optik und Detailgrad wirklich toll, Soundtrack, Radiomusik und Voiceover herausragend und das Spielprinzip innovativ und vielversprechend.
Die Handlung ist zumindest sehr solide und bei den Fällen gibt es auch einige nette Ideen. Vergleicht man die Fälle miteinander, fällt allerdings sofort auf, wie oft sich gewisse Dinge wiederholen, wie sehr alles einem bestimmten Schema A,B oder C zu folgen scheint und wie wenig Freiheit man in diesem Open World Spiel wirklich hat. Das Verhörprinzip des Spiels hat so viel Potenzial, dass es mir wehtut, wie unausgereift es ist. Ich weiß gar nicht wie oft ich mich darüber aufgeregt habe, dass es viel zu oft überhaupt nicht ersichtlich ist, welche Antwort (Anzweifeln, Wahrheit, Lüge) die richtige ist und auf welches Thema die Antwort überhaupt abzielt. Beispiel, wählt man "Lüge", erwähnt Cole auf einmal einen komplett anderen Sachverhalt auf den sich dann der vorher angepeilte Hinweis nicht mehr anwenden lässt. Dass die Gesichtsanimationen bei besseren Lügnern nicht mehr so einfach zu durchschauen sind, ist im Prinzip logisch und eigentlich eine positive Sache, aber da man oft ausschließlich auf das Verhalten der Person angewiesen ist, führte das zumindest bei mir häufig zu Frust, weil das System dadurch zu einem Trial-and-Error-Glücksspiel verkommt. Die Sinnlosigkeit des Spielprinzips zeigt sich dann aber spätestens darin, dass die eigenen Entscheidungen im Endeffekt sowieso gar keine Rolle spielen und alle Wege zum gleichen Ziel führen. Überaus schade.
Teilweise hatte ich richtig Spaß an der Detektivarbeit, besonders die wenigen Vice-Fälle sind sehr abwechslungsreich und machen viel Spaß. Größtenteils habe ich mich dann aber eher durch die Fälle zwingen müssen, um das Spiel beenden zu können. Beinahe JEDER Verdächtige flüchtet erst mal durch die halbe Stadt und verursacht dabei einen mehrstelligen Sachschaden, meist ohne einigermaßen plausiblen Grund. Die Hinweisaufnahme reduziert sich stellenweise auf schlichtes ablaufen jeder einzelnen Ecke eines begrenzten Bereichs, wobei einige Gegenstände einfach in anderen Fällen recycelt werden (Stichwort Morphium). Etwas mehr Abwechslung zu dem ständigen Hinweise sammeln - Halt Polizei - Verfolgungsjagd - Verhör - Schuldsprechung hätte ich mir dann schon gewünscht.
Summa summarum verbirgt sich hinter L.A. Noire ein ganz gutes Spiel, was leider an falschen Designentscheidungen leidet und etwas unfertig bzw. nicht komplett durchdacht wirkt.
6/10