Zumindest diejenigen, die hier leben, müssten es besser wissen. Fakt ist, dass die russische Armee in die Ukraine einmarschiert ist und Wohnhäuser, Krankenhäuser und andere "zivile" Ziele bombardiert und beschossen werden. Über das gesamte russische Volk sagt es nichts aus, aber es sagt es etwas über die Befürworter aus.
Ja, aber wissen die das om Inland auch?
Die Befürworter im Ausland, welche Putin trotzdem hörig sind, schauen die westlichen Nachrichten entweder gar nicht oder tuen diese ab. Die ausländischen Wähler Erdoğans sind meist auch sehr unwissend über die Machenschaften ihres Staatsführers. Wählen ihn aber immer und immer wieder in großer Mehrheit, weil er sich mit Merkel und Europa anlegt. Es geht so weit, dass Erdoğan sich sogar auf diese Stimmen verlässt und sie wahlentscheidend sein können.
Die russischen und türkischen Bürger, welche nicht in ihrem Land leben, weisen oft einen ähnlichen politischen Kenntnisstand auf, wie die jeweilige Landbevölkerung im Inland. Meist aufgrund des fehlenden Zugangs oder dem fehlenden Vertrauen zum Zugang dem man hat.
Diese unterscheidet sich in jedem Land sehr zur Stadtbevölkerung. Auch in Deutschland. Das hat mit dem jeweiligen Alter zu tun, wenn man nur den Fernseher hat, hat man nur einseitige Quellen. Auch hat es mit dem Bildungsstand zu tun, ist aber nicht komplett ausschlaggebend. Die gewählte oder vorliegende Bubble in der man lebt, ist häufig ausschlaggebender. Diese wirkt jahrelang auf einen ein und ist viel stärker, als plötzliche Kritik von Außen.
Es ist dem Narrativ geschuldet, in den einzelnen Familien und lokalen Freundeskreisen.
Oftmals sind diese Leute, noch stark in ihren Familienbanden integriert aber leben hier schon in zweiter oder dritter Generation. Niemand aus der direkten Familie, hat also Erdoğan oder Putin als direktes Staatsoberhaupt erlebt und kennt ihn, oder das Land, von Erzählungen der Älteren, welche all das Aktuelle nicht mitkriegen, ignorieren oder als "nicht so schlimm ansehen wie dargestellt". Die Rosarote Brille ist auch ein Problem und das man jahrelang diesem Narrativ ergeben ist. Das liegt auch oft an fehlender Integration durch den Staat aber ebenfalls teils fehlendem Integrationswillen. Die Identifikation mit Gruppen im Herkunftsland oder dem Herkunftsland selbst, ist noch immer sehr stark und es ist schlichtweg unvorstellbar, dass die eigene Gruppe etwas macht, dass nicht mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt.
Es liegt eine Spaltung zwischen den eigenen Moralvorstellungen und den Vorstellungen über die Gruppe vor. Das Einzige mit dem man sich wirklich identifizieren kann droht wegzufallen, es droht der Alleingang, dass hassen Menschen, also entschließen sie sich das, durch den Westen vorgelegte, Narrativ nicht glauben und ein anderes (so ziemlich jedes) vorzuziehen.
Und der russische Staat errichtet dieses Narrativ seit Jahren sehr gekonnt. RT - Deutschland im Ausland verdreht seit über 10 Jahren die Wahrheit und die Leute sehen es als legitime Quelle an. Als Sender ist dieser jetzt weg, im Internet ist er noch da. Aber denjenigen die ihn gesehen haben sehen den Wegfall natürlich als Bestätigung des bösen Westen an.
Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass die Landbevölkerung oder die Bevölkerung im Ausland von den Sanktionen viel mitbekommen wird. In der Landbevölkerung wird frühestens die Stimmung kippen, wenn die Söhne tot zurückkehren aber an dem passenden Narrativ wird durch das Staatsfernsehen jetzt schon gearbeitet. Die Bevölkerung im Ausland kriegt dann nur das Narrativ mit, ohne die persönliche Trauer.
Die kognitive Dissonanz ist trotzdem gegeben, denn man sich zu lange darüber unterhält, bröckelt entweder die Fassade oder der Trotz schält sich ein.
Interessanterweise kriegt man auf die Frage, warum sie dann nicht zurückgehen, oftmals ein "Spinnst du? Ich könnte hier nie so leben wie hier" oder ein "Würde ich jederzeit" gehen aber dann doch nie.
Edit:
Umfragen zu Kriegszeiten sind trotzdem ein schwieriges Thema. Die vom Staat durchgeführten sind schlichtweg nicht glaubwürdig, den "unabhängigen" traue ich auch nicht richtig, da ich weder die Fragen, noch die Methoden oder die Stichprobe (Zugang) gesehen habe. Auch weiß ich nicht genau wann sie gestellt wurde. Auch kenne ich die Auftraggeber im Hintergrund nicht.