TheReelGuy
The Toxic Avenger
Vielen lieben Dank, irgendwie brannte mir das nach dem Lesen der Debatte der letzten Tage auf der Seele. Schön zu hören, dass das ankam.Ich applaudiere und gratuliere Dir zu diesem Text!
Dankeschön@TheReelGuy Chapeau!

Ich würde es vielleicht nicht nur auf den Kapitalismus schieben, weil zur Verklärung auch immer Menschen gehören, aber ja: Kapitalismus ist wohl ein/der Grundpfeiler.
Natürlich gehört da auch eine menschliche Komponente dazu, aber die braucht der "gute alte" Kapitalismus ja eben, um nicht unter der Last seiner eigenen Widersprüche zu kollabieren. Ob es dann Leute sind, die eben aktiv für den Erhalt des Systems eintreten oder nur "nützliche Idioten" sind, sei mal dahingestellt, aber beide sorgen eben dafür, dass die oberflächliche Repräsentation im Mainstream-Kino niemanden so wirklich abholt und eher spaltet, statt gemeinsam neue Perspektiven zu erhalten. Gilt natürlich nicht nur für das Kino, aber hier ist es einfacher im Diskurs zu erkennen.
Das ist ein Text den könntest du so ziemlich in jeder bubble halten und keiner könnte dir wirklich widersprechen. Das meine ich als totales Kompliment.
Danke
Es ist mir sehr wichtig, dass wir uns hier nicht in einer Debatte verbal zerfleischen, obwohl unsere Probleme mit bestimmten Werken ja eigentlich immer eher qualitativer Natur sind. Hier stört sich ja niemand daran, wenn in einer Serie eine Figur POC oder trans ist, sondern eher daran, dass diese Einbindung entweder keinen narrativen Sinn macht oder eben einfach schlecht geschrieben ist. Ich plädiere da ja lediglich dafür, dass wir von dem Kampfbegriff "woke" wegkommen und dann eher über gute und schlechte Repräsentation sprechen.

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Einen Gedanken, der mir gerade noch gekommen ist, weil ich irgendwo was zu dieser kontroversen "Cleopatra"-Serie gelesen habe: Ja, ich denke, dass man Kritik äußern darf, wenn Filme historische Ereignisse verfälscht darstellen. Jedoch bin ich grundsätzlich bei Werner Herzog und seiner Liebe für die "ekstatische Wahrheit" (einer Mischung aus Stilisierung, Inszenierung und Erfindung, um an tiefere Wahrheiten zu gelangen). In dem Fall der schwarzen Cleopatra könnte ich - ohne die Serie gesehen zu haben - so z.B. verstehen, dass man durch die gewählte Ethnie eben eine klare Unterscheidung zwischen ihr und den anderen Ägyptern schaffen wollte, um eben ihre Herkunft aus einem griechisch-makedonischen Adelsgeschlecht deutlicher anderen abzugrenzen. So dürfte auch einem Russen aus Wladiwostok oder einem Trucker aus Boise, Idaho direkt klar sein: "Oh, die ist ja anders als die anderen!"
Auch hier lassen sich mehere Dinge erwähnen: a) gibt es einfach eine Kontroverse über die Hautfarbe von Cleopatra, welche zwar eine klare Tendenz (eher hellere Haut) hat, aber es eben auch diesen gewissen (kreativen) Spielraum lässt, b) kann man auch hier das kleinste-gemeinsame-Nenner-Denken bzw. das Herunterbrechen auf simple, oberflächliches Erzählen kritisieren (und zusätzlich noch die klar kalkulierte Kontroverse, um Aufmerksamkeit zu generieren) und c) sieht man daran auch, dass gewisse Kritik an einer solchen Sache natürlich auch etwas mit tiefe liegenden und oft unschönen Denkmustern zu tun hat, die sich oft beim Namen "Rassismus" rufen lassen.
Eine Cleopatra mit dunkler Haut ist vielleicht streitbar und man kann aus vielerlei Hinsicht darüber diskutieren, aber es ist weder blackwashing, noch ist es umgedrehter Rassismus, weil eben zumindest Spielräume dafür existieren, diese Entscheidung kreativ und historisch zu begründen. Ob man dann mit der Begründung mitgeht, ist eine andere Sache und auch hier darf natürlich weiterhin diskutiert werden. Es besteht aber dann in meinen Augen schon noch ein meilenweiter Unterschied zwischen POC-Cleopatra und einem Dschingis Khan, der von John Wayne gespielt wird. Das eine kann und will ich als Ausdruck kreativer, narrativer und transformativer Entscheidungen verteidigen und das andere ist mMn nicht zu verteidigen...