Don't Belive the Hype!
Denn DARK PHOENIX ist auch ohne gemessen an seiner Produktionsgeschichte, ein wirklich solider bis guter Comcifilm geworden.
Man kann zugeben, dass der Film erstmal auf ein Repertoire an etablierten Figuren und Beziehungen aufbauen darf und kann und diese zu seinem Vorteil zu nutzen weiß. Unabhängig von dem Zeitlinien-Durcheinander der Filme - im Grunde muss man aber spätestens seit DAYS OF FUTURE PAST die First Class-Linie einfach unabhängig von der 2000er-Reihe sehen - bekommt man eine in sich kohärente Welt mit Mutanten auf der Erde ohne den restlichen Marvel-Ballast. Nochmal ein letztes Mal darf Fox zeigen, dass sie mit den Figuren und ihren Hintergründen einen Nerv treffen, dass die Figuren nachvollziehbare Motivationen haben und die Gedanken die aufgeworfen durchaus noch von Interesse sind. Das es eben nicht immer die ganz großen Actionsequenzen braucht, wenn man auch mal Figuren hat mit einem gewissen Grad an Tiefe, wo es nicht nur um den Bombast geht, damit actionreicht Szenen mitreißen.
Klar hat der Film seine Probleme. Vor allen Dingen Jessica Chastains Antagonisten-Figur ist eigentlich überflüssig und nur mehr dabei um Jean Greys-Storyline weiterzuführen, doch hätte man dies auch gut ohne diesen Eingriff geschafft, weil eben schon innerhalb der X-Men Gruppe genügend Substanz für Konflikte und Auseinandersetzungen vorhanden ist. Das Jessica Chastains Figur so in der Luft hängt und ihr das Drehbuch deshalb auch kaum was mitgibt, ein Problem mit dem mitunter auch Sophie Turner zu kämpfen hat, mag daran liegen, dass man Probleme bei der Produktion hatte oder mit den Gerüchten einhergehen, dass Disney sein Veto einsetzte, dass man dafür nicht die Skrulls nimmt, doch ist dieser Punkt wohl das einzige große Makel des Films.
Der viel beschworene dritte Akt der neu gedreht werden musste, scheint laut Abspann auch mehr von Brain Smrz (24 HOURS TO LIVE) als von Simon Kinberg inszeniert worden zu sein, aber dies tut dieser Sequenz, die die Stärken der TeilnehmerInnen gekonnt einzusetzen weiß, keinen Abbruch.
Die Kritik der Film lasse dafür zu wenig Mutanten sterben ist auch eher schwammig. Muss es immer der Tod sein? Spätestens AVENGERS: ENDGAME hat ja nun den Tod von Hauptfiguren zu einer Art Fan-Service gemacht, der inhatlich nur wacklig motiviert und gerechtfertigt wird. Die Schließung dieses Films dagegen wirkt einfach stimmig. Das mag man schon fast über den Film sagen, was einem Wunder gleicht, denn klar ist der teilweise sehr holprig und vermisst man eine klare Regie, doch beispielsweise Hans Zimmers Score unterstützt es eine gewische Stimmung aufrechtzuerhalten und dem Film, der ernster angelegt ist als sonstige viele Vertreter, eine Tragik mitzugeben, die nie überstrapaziert wird oder aufgesetzt wirkt.
DARK PHOENIX lässt einem mit mindestens einem weinenden Auge zurück. Denn in dieser Form werden sie im MCU nicht mehr funktionieren und auftreten. Sie werden ein Teil von etwas Größerem sein. Doch das bräuchten sie eigentlich nicht, ganz im Gegenteil.
Der Film reiht sich ein in die Riege Filme, die schon vor Kinostart abgeschrieben wurden und wo ein Großteil der Kritik nur einer gewissen Masse hinterher zu rufen scheint, dabei sind es dann manchmal genau diese Filme, die etwas Abwechslung in den ansonsten generischen, gleichen Blockbuster-Alltag bringen.