Zuletzt habe ich unter anderem gelesen:
William Gibson -
Virtuelles Licht
Ist der erste Teil der Idoru-Trilogie und spielt in einer Zukunftswelt. Es geht um eine besondere VR-Brille, die von einem Tatort gestohlen wurde, und um eine Fahrradkurierin, die in diesen Fall verwickelt wird. Eine Mischung aus Cyberpunk und Crime-Noir mit einer reichlich verworrenen Handlung, wie es sich für Noir gehört. War sehr interessant und unterhaltsam, ich bin gespannt, wie die anderen Teile der Trilogie sind.
Raymond Chandler -
Die Tote im See, Die kleine Schwester, Der lange Abschied, Playback
Die Teile 4-7 der Marlow-Reihe sind wieder gute Kriminal-Romane, wobei ich immer noch sagen würde, dass die Reihe mehr Pulp als Noir ist. Spielt aber keine große Rolle, solange es Spaß macht. Am besten von diesen vier gefiel mir "Der lange Abschied".
Helmut Krausser -
Trennungen. Verbrennungen
So etwas nennt man wohl einen "Gegenwartsroman". Eine gesellschaftskritische, aber auch unterhaltsame Geschichte, in der es unter anderem um die Emanzipation und Selbstverwirklichung der Frauen und die politische Korrektheit geht. Ein bisschen gewagt, aber nicht wirklich skandalös. Ich mag den ironischen Schreibstil von Krausser, aber zum Ende hin gab es ein paar haarsträubende Zufälle, die ich nicht besonders mag; da gefiel mir "UC" etwas besser. Unter dem Strich ein ganz nettes Buch, das ich aber kein zweites Mal lesen würde.
Thomas Bernhard -
Wittgensteins Neffe
Der Autor war mit Paul Wittgenstein, dem Neffen von Ludwig Wittgenstein eng befreundet und erzählt hier von dieser besonderen Freundschaft mit dem exzentrischen Nachkommen des Philosophen.
Wieder erstklassig und interessant geschrieben; ich habe bisher jedes Buch von Bernhard verschlungen. Knapp 160 Seiten durchgehender Text, der aus sehr langen Sätzen besteht, sich aber trotzdem sehr flüssig lesen lässt. Ich habe jede Seite genossen.
Josh Malerman -
Heute, am Tag des Schweins
Die Grundidee ist nicht verkehrt - es geht um ein Schwein mit telepatischen Fähigkeiten, das die Leute manipulieren kann. Auch das Cover fand ich sehr ansprechend. Leider ist die Umsetzung nicht gelungen, denn es ist sehr platt geschrieben (besonders die unauthentischen, dummen Dialoge) und die Handlung ist auch sehr konfus. Wenn das ein Film wäre, dann definitiv ein Trashfilm der B- oder sogar C-Klasse. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass so eine Geschichte über ein intelligentes, manipulatives Schwein an sich schon zu trashig ist, um daraus etwas halbwegs Anständiges zu machen, aber ich sehe das anders. Orwells "Farm der Tiere" diente hier offensichtlich als Vorlage und wird sogar auf dem Cover erwähnt ("So stelle ich mir Animal Farm vor, hätte Stephen King es geschrieben"). Aber dieses Buch von Malerman kann Orwells Buch bei weitem nicht das Wasser reichen, das ist wie die unterste Kreisliga im Vergleich mit der Bundesliga.
Das Buch hat ein paar nette Momente, aber der Rest ist doch sehr enttäuschend, da hätte man wirklich mehr draus machen können. Erst nach dem Lesen habe ich erfahren, dass Malerman auch die Buchvorlage zu "Bird Box" geliefert hat, und da ergab plötzlich alles einen Sinn. Genauso ein Trash (zumindest der Film) mit einer an sich interessanten Grundidee, aber einer miserablen Umsetzung.
Michel Houellebecq -
Serotonin
Das jüngste Werk von Houellebecq ist wieder sehr gut, vor allem sehr gut geschrieben. An "Elementarteilchen" und "Die Möglichkeit einer Insel" kommt es für mich aber nicht heran.
Leider kann man keine vernünftigen Inhaltsangaben seiner Texte machen. Ich könnte jetzt schreiben, dass es um Depressionen und Beziehungen geht, aber das würde einen völlig falschen Eindruck vermitteln.
Außerdem zwei Sachbücher, die mir sehr gefallen haben: "
Im Staub dieses Planeten" von Eugene Thacker und "
The Thing" von Dylan Trigg. Beide behandeln mehr oder weniger das Thema "kosmischer Horror".
Gestern The Ring von Koji Suzuki beendet. Das ist ja echt klasse, und obwohl ich beide Verfilmungen kenne, muss ich gestehen wirklich gefesselt gewesen zu sein. Bin jetzt irre gespannt auf die nächsten beiden Bücher, die ja sicher sehr anders ausfallen als die Filme.
Oh ja, die beiden anderen Teile sind wirklich anders, aber ich finde die gesamte Trilogie klasse. Jedes Teil hebt die Reihe auf eine andere Ebene (wirst du verstehen, wenn du 2 und 3 gelesen hast)