Schwer. Stallone funktioniert fast ausschließlich in seinen "Marken", sprich Rocky und mit Abstrichen Rambo. Alles andere sonst hat auch früher nur bedingt funktioniert und seit seinem Comeback mit ROCKY BALBOA eben gar nicht oder nur sehr eigeschränkt, siehe GRUDGE MATCH und BULLET TO THE HEAD. Selbst ESCAPE PLAN ging in den Staaten unter, funktionierte aber halbwegs in Europa - wo die Fans den alten Recken seit eh und je treuer ergeben sind als in den Staaten - und eben in Asien, weswegen die DtD-Sequels ja eben von dort auch finanziert wurden.
Natürlich stechen die EXPENDABLES da etwas heraus, aber die trägt Stallone ja nicht alleine, das ist eher als Event zu sehen, weil die Fans wissen, dass es diese Ansammlung von Action-Stars sonst nie wieder zu sehen gibt, daher bleibt das etwas außen vor, und selbst da gab und gibzt es ja hitzige Diskussionen.
Fakt ist einfach, dass der Markt für ... nennen wir es mal mittelbudgetierte Filme … für Stars tot ist. Da hat sich der Markt in den letzten 20 Jahren radikal verändert. Früher gingen die Leute ins Kino, um den neuen Stallone oder den neuen Schwarzenegger zu sehen, da war es doch nun egal, ob es die CITY COBRA oder der CITY HAI war. Heute reicht es nicht mehr, einen Star auf dem Plakat zu haben, die Leute gehen für Marken und Franchises in die Kinos. Diese Lektion mussten auch andere Stars wie Will Smith oder Adam Sandler akzeptieren, die früher ihre Dinger hauptsächlich bei Sony durchziehen konnten und da mit 20 Millionen auch noch fürstlich entlohnt wurden.
Was ist denn mit Smith in den letzten Jahren passiert? HANCOCK lief in den Staaten schon schlechter als erwartet, doch dann kamen MIB 3, AFTER EARTH oder CONCUSSION. Es hat doch seinen Grund, warum er BRIGHT bei Netflix machte, obwohl sowohl Sony aber auch WB den Film finanziert hätten - nur eben nicht für die Kohle. Netflix packte mehr Kohle raus und gab kreative Freiheiten. Smith und Ayer verdienten also mehr und hatten freie Hand, doch ob das Ding bei dem von WB freigegebenem Budget von ca. 75 Millionen Dollar an den Kassen funktioniert hätte, lasse ich mal offen. Und für Netflix ist es ja egal, die rechnen anders. Auch BAD BOYS 3 kommt doch jetzt nicht ohne Grund, Smith braucht einen Franchise-Hit, und nachdem das mit MiB 3 ja schön in die Hose ging, ist es nun eben sein zweiter Versuch.
Und selbiges trifft ja auch auf Sandler zu, der einen Exklusiv-Deal bei Netflix hat.
Sony wurde von dieser Entwicklung förmlich weggepustet, sie gaben ja z.B. Spidey nicht gerne und erst recht nicht ohne Grund wieder für Marvel frei. Sie mussten jedoch einsehen, dass sie den Nerv der Fans nicht so trafen wie erwartet, siehe AMAZING SPIDER-MAN 2, der zumindest in den Staaten deutlich hinter den Erwartungen blieb. Und das ist ja das kuriose: Selbst mit so einer "Enttäuschung" machte Sony aber noch Gewinn, verloren aber gleichzeitig mit ihrem Markenkern, als Starbesetzten Dramen und Komödien gleichzeitig Verluste, siehe z.B. THAT´S MY BOY. Da kann ich es den Studios gar nicht übelnehmen, dass sie eher auf diese 200 Mio. + Dinger setzen, als auf einen höheren Output kleinerer Filme, die jeder sehen will, dafür aber nicht ins Kino geht.
Und Stallone, und da schließt sich jetzt auch wieder der Kreis, steckt in einem ähnlichen Dilemma wie Smith - er ist halt nur wesentlich älter und noch dazu deutlich klarer auf ein Genre festgelegt. Natürlich hat er kein Problem Projekte an Land zu ziehen - aber eben nicht für den Kinomarkt. Dinger wie ESCAPE PLAN 2+3 oder BACKTRACE ... da könnte er in Dauerschleife arbeiten, ähnlich wie es Bruce Willis tut. Doch Actionfilme in einem Budgetbereich von über 30 Millionen Dollar für den Kinomarkt? Das wird sehr, sehr schwierig bis unmöglich, es sei denn es handelt sich um die EXPENDABLES. Selbst bei RAMBO gibt man ihm dieses Budget nicht. JOHN RAMBO hatte noch 50 Mio. Budget und spielte das in den USA nicht ein. Der finanzierte sich durch die guten Auslandszahlen und den exzellenten DVD/BD-Absatz. Die Folge ist dann logisch: LAST BLOOD, und das als Franchise-Titel wurde für deutlich weniger umgesetzt, ich tippe auf maximal 25 Mio. Dollar, bei dem was ich höre und sehe. Und wäre es kein Franchise-Titel käme der auch nie ins Kino.
Die Lage für Stallone ist also nicht ganz so einfach, und daraus resultierte ja auch grundsätzlich die Entscheidung, Balboa Productions zu gründen. Ich denke, dass er seine eigenen Projekte stemmen will, dafür ausländisches Geld sammelt und die Filme dann verkaufen will. Er will also nicht warten, bis ein Studio auf ihn zukommt, und ihn dann sowieso nicht machen lässt, was er will, sondern selbst aktiv werden. Denn das, was ihm noch angeboten wird, ist entweder Ramsch für den schnellen Dollar oder die Fortführung der bekannten Reihen, die ihm mehr und mehr aus den Händen genommen wird.
Und in diesem Kontext sollte man auch ESCAPE PLAN 2+3 sowie BACKTRACE einordnen: Als Kapitalsammlung und etwaige Vertriebs-Vereinbarungen für kommende Projekte. Er hat vor kurzem noch gesagt, dass er es wie Clint Eastwood hätte machen sollen: Ein Film fürs Publikum, ein Film für ihn. Wenn du mich fragst, bereitet er gerade alles dafür vor, dass nun umzusetzen. Ob ihm das gelingen wird, warten wir mal ab. Denn ob es ihm tatsächlich gelingt, Investoren zu überzeugen, damit er endlich POE o.ä. machen kann, wage ich zu bezeifeln.