So, hier mal die Kritik aus dem Stadtanzeiger Hamm:
Superhelden auf der Leinwand sind momentan angesagt wie selten zuvor. Und Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon davon geträumt, selbst in die Rolle des Verbrechensbekämpfers zu schlüpfen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Die deftig-derbe Action-Komödie „Kick Ass“ zeigte uns ja schon, welche Konsequenzen es haben kann, als normaler Teenager seinen Vorbildern nachzueifern und mit Kostüm auf Patrouille zu gehen. James Gunn’s „Super“ wählt nun eine ähnliche Ausgangslage. Und ist doch vollkommen anders.
Frank (Rainn Wilson) ist ein armseliges Exemplar eines Mannes. Lediglich zwei Momente fallen ihm ein, in denen er in seinem Leben glücklich war. Als ihn seine Frau (Liv Tyler) für einen skrupellosen Gangster (Kevin Bacon) verlässt, verliert Frank auch noch das letzte bisschen Halt. Und halluziniert in einer surreal-brutalen Szene, von dem Finger Gottes berührt zu werden. Von dem Tag an zieht er als Blutroter Blitz, bewaffnet mit einer Rohrzange und dem Spruch „Halt deine Fresse, Verbrechen!“, durch die Gegend, um Drogendealer und anderes Gesocks aufzumischen. Und natürlich um seine Frau zurück zu gewinnen. Hilfe bekommt er von der Comicverkäuferin Libby (Wie immer toll: Ellen Page).
Das klingt jetzt alles nach einer locker flockigen Schenkelklopfer-Komödie. Doch hinter der scheinbar witzigen Story steckt ein kleines, dreckiges Independent-Drama mit ultrabrutalen Spitzen und dunkelschwarzem Humor. Schon das nach gekritzelten Skizzen aussehende Zeichentrickintro ist eine ungeschönte Einstimmung auf die folgenden knapp 90 Minuten: Hier wurde nichts glatt gebügelt, nichts durch die Mainstream-Presse gedrückt.
Auch nachdem Frank sich seinen selbst genähten Anzug übergestülpt hat, wird er nicht zum edelmütigen Gutmenschen. Vielmehr wirkt er wie ein gemeingefährlicher Irrer, der wahllos und unreflektiert Kriminellen den Schädel einhaut. Dass er das alles wegen seiner großen Liebe macht, den Ansporn aus einer fundamentalistisch kirchlichen Fernsehsendung hat, sind kleine satirische Einschübe, die auflachen lassen und zum Nachdenken anregen. Der wirkliche Tritt in den Magen kommt aber im Finale auf uns zu, wenn nicht nur die dargestellte Brutalität bis zur Schmerzgrenze hochgeschraubt, sondern auch die moralische Komponente aus den Angeln gehoben wird. Die Blu-Ray ist somit ein absoluter Geheimtipp für volljährige Fans des Independent-Kinos.