Film
172 min Laufzeit wollen erst einmal mit einer Handlung gefüllt werden, die zudem den Zuschauer auch bei Laune hält. Cloud Atlas macht es den Zuschauer dabei nicht einfach, denn um die komplexe Geschichte von A bis Z verstehen zu können, muß man die ganze Zeit hellwach sein. Der Film beschränkt sich nämlich nicht nur auf eine Zeitlinie, sondern konfrontiert den Zuschauer gleich mit sechs verschiedenen. Das diese dann auch noch während unterschiedlichen Zeiträumen spielen, macht die Sache nicht einfacher.
So beginnt die Geschichte im Südpazifik im Jahre 1849 und findet ihren Höhepunkt im 106. Winter nach der Apokalypse. Dazwischen wird noch zu den Jahren 1936, 1973, 2012 und 2144 gesprungen. Aber nicht nur die Jahreszahlen variieren, sondern auch die Örtlichkeiten. So spielt die Handlung mal in England, dann in San Francisco und dann wieder in Neo Seoul, etc.
Dabei werden die einzelnen Erzählstränge aber nicht nach und nach erzählt und finden so einen Abschluß bevor es mit der nächsten Zeitlinie weitergeht, stattdessen, wechselt der Film munter durch die verschiedenen Zeitebenen. So ist bsw. ein Sprung von 1849 nach 2012 nichts ungewöhnliches - auch wenn die nun kommenden Szenen nur einige Sekunden lang sind. Daran sieht man schon einmal, wie komplex die Handlung aufgebaut ist. Trotz der großen Zeitunterschiede, hängen alle Geschichten irgendwie zusammen. Das wird man vielleicht nach dem ersten Anschauen noch gar nicht richtig mitbekommen haben. Cloud Atlas ist einer der Filme, die wohl beim zweiten Anschauen noch einiges offenbaren, was der Zuschauer im ersten Durchlauf gar nicht wahrgenommen hat.
Neben der verzwickten Erzählstruktur, sollte man auch die Schauspieler jeder Epoche etwas näher betrachten. Denn so sind bsw. T. Hanks (der hier nicht von Arne Elsholz gesprochen wird, sondern von Joachim Tennstedt), H. Berry, H. Grant und H. Weaving in (vielen) unterschiedlichen Rollen zu sehen. Da sie in verschiedenen Masken ihren Auftritt haben, sind sie nicht gleich in ihren Rollen ersichtlich.
Cloud Atlas hat seine große Stärke in seiner Bildsprache. Die unterschiedlichen Zeitepochen wurden bildgewaltig umgesetzt und bieten speziell bei großen projektionsflächen enormen Unterhaltungswert. So kann bsw. die Handlung um 1849 austattungsmässig genauso überzeugen, wie die am Computer geschaffene Welt von 2144. Zudem unterscheiden sich die einzelnen Epochen in ihren Actionszenen, bei denen die aus 2144 besonders viel hermachen. Etwas kindisch wird es aber in der Zeitlinie des 106. Winters. Scheinbar spricht man in der Zukunft anders als jetzt, denn die teilweise skurrilen Satzbildungen wirken unfreiwillig komisch.
Cloud Atlas fesselt den Zuschauer mit einer fantastischen Bildgewalt, fordert ihn aber gleichzeitig mit seiner Handlung und den unzähligen Zeitsprüngen zur vollen Konzentration. So kann es gut möglich sein, daß so mancher Zuschauer nach dem Filmende fragend vor der Leinwand sitzt und darüber grübelt, was er da gerade gesehen hat. Hat man das ganze dann doch verstanden, fühlt man sich, trotz der langen Laufzeit, kurzweilig unterhalten und freut sich über die riesige Abwechslung im Film.
Film - 82%