Driver schrieb:
Also so wie ich das sehe holt man doch eine alte geliebte Marke imo aus der verstaubten Kiste hervor um alte Fans wieder ins Kino zu locken und um neue dazu zu gewinnen.
Nicht unbedingt. Es kommt immer darauf an, welche Absicht (die Absicht der Macher/Produzenten) dahintersteckt. IdR sieht man Potential, aber wahlweise Potential für eine interessante Geschichte, Potential für Erneuerungen von Effekten, Potential, eine fremdsprachige Geschichte in die heimische Kultur zu versetzen, oder ganz simpel Potential eine etablierte Marke neu auf den Markt zu werfen und Geld zu machen. Letzteres klingt schrecklich zynisch, ist es vielleicht auch, aber es ist nunmal die Situation, der wir im zunehmend global ausgerichteten (Hallo, China) Unterhaltungskino am häufigsten gegenüber stehen. Aber so eine Marke - und das ist GB zweifellos - definiert sich nicht unbedingt über die "alten Fans", über die Anhänger der ersten Stunde. Eine Marke bedeutet Wiedererkennungswert und selbst wenn man nie Ghostbusters gesehen hat, so ist man mit dem Begriff und vielleicht sogar dem Grundprinzip vertraut. Dadurch werden neue Interessierte erzeugt, nicht zwangsläufig durch Anbiederung an Fans.
Es ist eine Entscheidung der Macher und des Marketings, wie sehr man die "alten Fans" unbedingt dabei haben will. Und das wurde, wenn man mich fragt, hier zum Problem, auch wenn das kein Fan wirklich einsehen will. Dieser GB Reboot klebt viel zu sehr am Original, will viel zu sehr auch die "alten Fans" mit ins Boot holen. Kostüme, Logos, Designs, manche Figuren - so viel wurde übernommen, um auch Fans ein vertrautes Gefühl zu geben. Und dann ist der Produktion ein Irrtum unterlaufen. Sie dachten, dass GB Fans doch unmöglich so unflexibel und garstig sein können wie
Batman-Fa manche Comic-Fans. Es stellte sich aber heraus, dass einige GB Fans sehr wohl sehr aggressiv und unsachlich reagieren können, wenn ihnen eine Veränderung bzw. Weiterentwicklung ihres geliebten "Kindheitsbesitzes" missfällt.
Wir erinnern uns, der erste Trailer begann mit Texttafeln, die an die alte Truppe um Venkman und Co. erinnerte und so klang, als wäre dieser neue Film eine Fortführung (was er nicht ist). Es war total schwammig, weil das Marketing durch Bilder und Casting-News im Vorfeld schon verunsichert wurde, wie das Projekt wohl ankommt, also haben sie mit aller Macht versucht sich an die Fans anzubiedern. Der Schuss ging nach hinten los.
Driver schrieb:
Aber ähnlich wie bei Star Wars muss doch versucht werden das man die alten Fans abholt und zufriedenstellt. Aber jetzt sollen die mit aller Gewalt vertrieben werden um Platz für die neuen Fans zu machen? Habe ich das richtig verstanden?
Das hast du leider nicht richtig verstanden. Die alten Fans sollen nicht aus Prinzip vertrieben werden. Um mal in Zweitklässler-Jargon zu wechseln, was in Anbetracht so einiger Online Reaktionen zum Film gar nicht unpassend ist: "Die alten Fans haben angefangen."
Klar, so mancher wird argumentieren, dass der Geschlechterwechsel, die Besetzung, die Regie oder die Idee eines Remakes an sich schon eine Provokation darstellt und die Anti-Bewegung nur eine logische Reaktion darauf war. Ich persönlich finde allerdings schon, dass erst einige so genannte Fans das Gift reingebracht haben, weil sie das getan haben, was ich im letzten Posting angesprochen habe; sie haben "nicht für mich" mit "aktiv gegen mich" verwechselt, das Projekt als Angriff auf ihre Kindheitserinnerung und die "Ehre der Marke GB" gesehen und sind dagegen zu Felde gezogen. Die Dislike-Zahlen zum ersten Trailer werden ja gerne als "Beweis" genommen, dass dieser Film(*) ja ganz objektiv nur schlecht sein kann. Dabei gab es eine aktive und aggressive Mobilmachung der "Fans", um diesem Film bzw. dem Trailer den Stinkefinger zu zeigen.
Was in den entsprechend Diskussionsforen und Comment-Sektionen teilweise für verabscheuungswürdiger Müll stand, möchte ich weder widergeben, noch heraussuchen. Wer halbwegs in der Materie unterwegs war sollte davon etwas mitbekommen haben. Und mein Argument im letzten Post war, dass das Marketing auf diese Hetze, diese Anfeindungen und diese Anti-Bewegung reagiert, indem man sich klar davon abgrenzt und sie sprichwörtlich vor die Tür setzt. Wie gesagt, der erste Trailer versuchte noch zu betonen, dass sich gar nicht viel geändert hat, dass es immer noch "Ghostbusters" ist. Doch gegen den Hate-Mob im Internet ist kein Kraut gewachsen, man wird die meisten dieser GEgenstimmen nicht mehr für sich gewinnen können, also hat das Marketing entschieden, aus der Not eine Tugend zu machen. Nun werden Details, Zitate, Figuren und Szenen betont, als würde der Film der Hate-Mob Masse zurufen: "Wir brauchen euch nicht. Wir ziehen unser Ding durch. Wird schon genügend Leute geben, die flexibler und offener sind als ihr."
Wie gesagt, das Gift nimmt man damit nicht unbedingt aus der Situation, aber ich kann durchaus verstehen, wie bzw. warum es zu diesem Entschluss gekommen ist.
(*)bisher fand ich das Bildmaterial auch nicht berauschend, aber weit entfernt von einem Totalabsturz, einem Skandal oder sonst etwas derart.
Ich prognostiziere einfach mal ganz frech zwei Dinge:
- Überall im Internet wird man zum Kinostart solche Sätze hören: "Ich habe Ghostbusters gesehen. Ich habe eine Karte für Film XY gekauft und bin dann in den Saal für GB gewechselt, weil ich diesem Film/Dreck/etc. kein Geld geben will."
- Ghosterbusters wird der am häufigsten (oder zumindest Top 3 bis 5) illegal gestreamte, piratisierte, ge-torrent-e Film des Jahres.