Tja was soll ich sagen. Black Swan ist ein Unikat. Ein seltsamer Film, der definitiv nicht für Jeden geeignet ist.
Ich persönlich habe mich lange auf ihn gefreut. Dann las ich die Kritik von Joel und dachte mir, ich muss mal The Wrestler gucken, doch der hat mich ja eher nicht so vom Hocker gerissen, sodass ich skeptisch wurde.
Nun hab ich ihn gesehn und weiß nicht so recht, was ich von dem Film halten soll.
Filmisch gesehen gibt es rein gar nichts zu meckern, Regie und Schnitt sind überzeugend. Aronofsky schafft es den Zuschauer bis zum Ende im Unklaren zu lassen, was nun alles real ist und was nicht. Und selbst wenn man sich das Meiste denken kann, wirklich sicher ist man sich bis zum Schluss nicht. Er geht subtil vor und steigert die Szenen immer mehr, wie auch der Film an sich eine klare Spannungskurve aufbaut, die am Ende gipfelt.
Schauspielerisch ist der Film eine Wucht. Natalie Portman spielt hervorragend. Da sie eh seit Jahren meine Lieblingsschauspielerin ist, würde ich ihr den Oscar wirklich gönnen. Alle anderen sind da beinahe nur Beiwerk, spielen aber ihre Rollen auch absolut überzeugend.
Kommen wir zu den Charakteren, die für mich überraschend der einzige große Kritikpunkt sind. Während ich beim Wreslter noch mit Rourke mitfühlen konnte, habe ich hier eine gewisse Distanz zu Portman gehabt, da mir ihr Charakter einfach unsympathisch war. Dieses unsichere kleine Ding die nicht in der Lage ist ihren Mund zu öffnen und sich am liebsten verkriechen will. Natürlich ist genau das vom Film gewollt, aber auf diese Weise konnte ich einfach keine echte emotionale Bindung zur Protagonistin aufbauen, was für den Film nicht besonders gut ist, da auf diese Weise ihr Leiden und ihr Schicksal nicht so tragisch angenommen wird, wie es sollte.
Natürlich verändert sich Portmans Charakter im Laufe des Films - darum geht es ja überhaupt - aber nicht wirklich in eine sympathischere Version ihrer selbst.
Auch alle anderen Nebenrollen im Film sind nicht wirklich sympathisch und daher habe ich so gewisse Probleme. Das ist aber ganz klar mein persönlicher Geschmack, da ich von einem Film erwarte, dass ich mich gut in Charaktere hineinversetzen kann und mitfühlen kann, was hier leider gar nicht funktioniert. Das mag bei euch anders sein und vielen wird das auch gar nicht so wichtig sein.
Kommen wir zur Geschichte. Am Anfang dümpelt der Film ein wenig langweilig vor sich hin, viele werden vermutlich nach den ersten 30 Minuten keine Lust mehr haben und abschalten. Dabei ist dieser sehr sehr lange Prolog (ich bezeichne das einfach mal so) sehr wichtig um die Characktere, ihre Beziehungen untereinander und ihre Intentionen zu verstehen, nur so kann man die anschließenden Handlungen nachvollziehen.
Ab dem zweiten drittel geht der Film dann richtig los und steigert sich bis zum Finale an Spannung und Intensität, bis man am Ende bei einem echten PsychoThriller angekommen ist, dessen Ausgang man zwar erahnen kann, sich aber niemals sicher sein kann, da Aronofsky mit den Gedanken des Zuschauers spielt und immer wieder versucht falsche Fährten zu legen.
Mit Ballett kann ich eigentlich rein gar nichts anfangen, insofern kann ich die Einlagen nicht beurteilen, als Laie würde ich aber sagen, dass Portman ihren Job hervorragend erfüllt. Ich persönlich fühlte mich während der Tanzeinlagen nie Fehl am Platz und habe interessiert zugeschaut.
Die Musik des Films war an sich ziemlich grandios und hat viele Szenen perfekt unterlegt, mehr noch, viele Szenen leben nur durch die Musik.
Hat der Film mir Spass gemacht? Sicherlich nicht. Das will der Film auch gar nicht.
Musste ich viel nachträglich grübeln und schauen ob ich alles verstanden habe? Auch das nicht. Da sich gegen Ende eigentlich alles logisch zusammenfügt.
Dennoch war ich nach dem Abspann in einer seltsamen Gefühlswelt und muss als Zuschauer erstmal verdauen, was ich da eigentlich gesehen habe. Eigentlich ist es kein Film, den ich 2 mal schauen würde, dennoch wird das vielleicht irgendwann mal passieren. Jedenfalls bereue ich die Sichtung nicht.
Abschließend bleibt, wie bei The Wrestler, die Frage: Was will der Film mir sagen? Will er überhaupt was sagen?
Im Wrestler Thread habe ich ja schon eine etwas längere Diskussion geführt. The Wrestler war ein Film, der möglichst realitätsnah sein wollte und keine tiefere Botschaft an den Zuschauer hatte.
Black Swan ist da ähnlich, quellt allerdings voller Metaphern über und damit meine ich noch nicht mal die Symbolik des verwandelnden Schwans. Dennoch hat auch er keine echte Botschaft an uns, oder wie seht ihr das?
Mir ist klar dass nicht jeder Film eine Botschaft haben muss, aber die Frage, was der Autor mit dem Film bezweckt und was er uns sagen will, darf ja gestellt werden. Letztlich ist es wohl einfach ein Film, des Films wegen. Und für Portman.
Eine vernünftige Wertung ist aktuell für mich noch schwierig, ich würde es aber ungefähr so sehen:
Objektiv: 9/10
Subjektiv: 6-7/10