Ich hab das Gefühl Du projezierst da einen Mainstream, den es nicht gibt. Die meisten kritisieren ja genau das an Nolan, was Du auch sagst. Erzählerische Schwächen, zu distanziert und auch dass er die Inhalte seiner Filme durch möglichst komplizierte Verschachtelung klüger und komplexer wirken lassen möchte, als sie es eigentlich sind etc.
Na ja, das finde ich jetzt schon sehr gewagt. Einerseits haben die Filme schlicht Relevanz aufgrund der Reichweite, und wie sie nun mal Leute ins Kino bringen. Oppenheimer fehlende Relevanz vorzuwerfen, finde ich ebenfalls ein wenig grotesk. Nolan hat da m.M.n. viel hoch Relevantes reingepackt, nur, da bin ich wieder auf Deiner Seite, recht weniger daraus gemacht, als ich es mir gewünscht hätte. Wobei für einen Blockbuster steckt da schon viel drin. Man ihm diese vordergründige Kompliziertheit und die fehlende Emotionen vorwerfen, man kann ihm aber auch zugute halten, dass er in seinen Blockbustern ambivalenten Momenten durchaus Platz einräumt. Klar, ist er kein Kubrick, aber hebt sich damit doch von den meisten anderen Blockbusterproduktionen ab.
Und alleine schon vom Standpunkt Kino und Popkultur aus betrachtet, ist Nolan natürlich extrem relevant. Sonst würdne wir ja nicht so darüber diskutieren.
Dünkt mich recht despektierlich in Anbetracht der Schaffenskraft und wie dieser Mann das Kino in den letzten Jahrzehnten geprägt (manche würden sogar soweit gehen zu sagen, finanziell schier gerettet) und Menschen begeistert hat.
Ich finde auch, dass er oft unterkühlt inszeniert und seine Stärken nicht in den Charakteren oder dem Erzählen liegen. Ich bin aber auch nicht sicher, ob er das anders will bzw. ob das wirklich fehlendes Können ist. Und es gibt immer mal wieder Momente, wo auch er mich emotional kriegt. Ich würd sogar sagen in fast allen Filmen, Tenet hab ich aber nicht gesehen.
Braveheart erwähnst Du als gelungenes Beispiel für Emotinalität im Film. Da kommt mir bspw. schier das Würgen. Ich mag den Film gar nicht. Und gerade auch dieses erzwungene Mitreissen-Wollen des Publikum und die Emotionalisierung finde ich da schon sehr manipulativ und teils fast schon unfreiwllig komisch. Muss aber auch zugestehen, ist lange her, dass ich ihn gesehen habe.