StuntmanMike schrieb:
Was stört Euch am "deutschen Film"?
So pauschal kann man das gar nicht so sagen. Ein nerviger Trend ist halt, dass sich quasi alle deutschen Produktionen scheinbar in nur drei Kategorien einteilen lassen: Komödien, (trockene) historische Dramen & TV-Filme
Natürlich ist da noch eine ganze Welt von kleineren Produktionen darunter, aber es sind halt kleinere Produktionen und dementsprechend ist da auch nicht das große Budget am Start. Klar, auch in anderen europäischen Ländern gibt es nicht wirklich die Blockbuster, wie man sie aus den Staaten kennt, aber zumindest gibt es etablierte Genre-Namen wie Alex de la Iglesia, Pascal Laugier, Matteo Garrone oder Gaspar Noe. Solche Namen fehlen mir persönlich in Deutschland derzeit.
StuntmanMike schrieb:
Was WOLLT Ihr endlich mal in einem deutschen Film sehen, inhaltlich, wie technisch.
Ich wünsche mir – natürlich auch aus späterem beruflichen Interesse – einen größeren Mut zu Genre-Produktionen. Klar, es gibt auch heute schon deutsche Genre-Filme, aber mit Ausnahme einiger weniger Filme (wie z.B. „Der Samurai“, „Der Nachtmahr“ oder „Victoria“) schaffen die es ja kaum aus dem Festival-Zirkus heraus in die Kinos.
Auch muss man natürlich sagen, dass viele dieser Filme den schlimmen Fehler machen, sich visuell und inhaltlich zu sehr am großen Vorbild zu halten und eröffnen damit Tür und Tor dafür, belächelt zu werden, weil die Imitation eben mehr als dürftig ist.
In den letzten Jahren habe ich immer mal wieder einen deutschen Film gesehen, der möglicherweise ein Vorreiter für eine Trendwende hätte sein können, aber es ist leider nicht dazu gekommen. Schade!
StuntmanMike schrieb:
Homagen an vergangene Filmgrößen - Yay or nay? - Sollte es Anspielungen auf bekannte, große Werke geben, oder ausschließlich originell sein?
Wenn Homagen- welche Szenen würdet Ihr Euch wünschen?
Es gibt großartige Hommagen, aber ich wäre da sehr vorsichtig, weil es auch hier recht schnell dazu kommen kann, dass man den Zuschauer mit solchen Anspielungen an Filme erinnert, die er oder sie lieber gucken würde, als deinen Film. Habe schon einige Studentenfilme in meinem Leben gesehen und glaub‘ mir, nichts tötet mein Interesse an einem Film mehr als Dinge wie „Carpenter Street“, „Dr. Romero“ oder „Spielberg GmbH“
Hommagen sollten subtil sein, wie z.B. die Szene in „Goodfellas“, in der Joe Pescis Figur quasi auf den Zuschauer schießt. 1-zu-1 aus „Der große Eisenbahnraub“ kopiert, aber eben für den eigenen Film passend. Es sollten Liebesbekundungen für die Filmkunst sein, aber eben auch losgelöst von dem Wissen funktionieren. Ansonsten hast du es wie in allen Marvel-Filmen, dass ein Viertel des Publikums extra laut lacht, um auch dem Letzten mitzuteilen, dass man die Referenz verstanden hat, weil man ja ein „ach so belesener Fan“ ist.
Es gibt natürlich auch plakative Hommagen, die funktionieren können, aber ich würde speziell am Anfang der Karriere darauf verzichten, wenn es nicht der Punkt des Films ist, eine Hommage zu sein.
TheUKfella schrieb:
Es gibt nicht viele deutsche Werke von denen ich positiv erzählen kann.
- Das Boot
- Der Untergang
- Das Versprechen
- Biikenbrennen - Der Fluch des Meeres (Ein sehr packender Horrorthriller)
- Bang Boom Bang
- Lammbock
- Wir sind die Neuen
Also für mehr als hundert Jahre des deutschen Films sind das erschreckend wenig Filme, wenn ich mal so ehrlich sein darf. Die Herren Herzog, Wenders und Fassbinder waren / sind dafür viel zu produktiv (gewesen), um die hier unter den Tisch fallenzulassen.
Mal ganz davon abgesehen, dass wir auch mal weiter zurückgehen können, als nur in die 70er Jahre. So Meisterwerke wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ oder „Nosferatu“ sollte man als deutschen Filmemacher schon mal gesehen haben, um sich der Ursprünge des Mediums mal bewusst zu werden. Aber es gibt auch noch eine viele andere großartige deutsche Filmemacher. Ich nenne mal: Max Ophüls, Ernst Lubitsch, Fritz Lang
Aber auch wenn man nichts mit „alten Filmen“ anfangen kann, gibt es immer noch einige deutsche Filmemacher aus den letzten Jahren, in deren Filme man zumindest mal reinschauen sollte. So Leute wie Christian Petzold Maren Ade, Andreas Dresen oder Fatih Akin machen richtig tolle Filme und werden ja glücklicherweise auch immer mal wieder für diese ins Oscar-Rennen gebracht, auch wenn es in den letzten Jahren nicht soooo gut lief.
Was ich sagen wollte: es gibt unglaubliche viele gute, sogar fantastische deutsche Filme, aber diese sind halt auf knapp 100 Jahre deutsche Filmgeschichte verteilt. Kann gerne noch ein paar konkrete Filme empfehlen, aber hier würde das vielleicht etwas den Rahmen sprengen.