Justice League (DCEU) (Kinofassung Joss Whedon) + Zack Snyder's Justice League (4h-Fassung) [Kritiken]

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Den s/w Hype bei FR hab ich nie verstanden. Die Farben sind doch gerade fantastisch, wieso rausnehmen? Und weder FR noch JL funktionieren als Noir Geschichten. Was meint ihr?
 

Puni

Well-Known Member
Jo, bei Logan fand ich die s/w-Fassung auch nicht sonderlich passend. Wirkt halt irgendwie..trashig?
 

Revolvermann

Well-Known Member
Einen Film in schwarz/weiß zu drehen bzw. nicht zu drehen oder zu konvertieren ist natürlich eine Stil-Frage, die bei manchen Projekten funktioniert und bei anderen nicht. Wie auch andere Stil-Fragen.
Meiner Meinung nach funktioniert es bei Logan oder Justice League nicht gut, weil diese Filme dadurch etwas verlieren, respektive einen Teil ihrer optischen Anziehungskraft aus den Farben ziehen. Nicht auf s/w ausgelegt sind. In der Inszenierung meiner Meinung nach weniger kohärent sind als beispielsweise der letzte Mad Max.
Fury Road hingegen funktioniert wunderbar in s/w, weil die Bebilderung der Story anders aufgebaut ist. Die großen Landschaftsaufnahmen wirken in sauberem, crispy schwarz/weiß irgendwie endloser. Die ganze Szenerie wirkt düsterer, auswegloser und trostloser. Was eben zum post-apokalyptischen Setting sehr gut passt und so ein bestimmtes Feeling erzeugt.
Man raubt dem Ganzen ein wenig (wirklich nur ein wenig) den Spaß. Die Buntheit wurde herausgesaugt. Das macht den Film in meinen Augen nicht besser oder schlechter, er fühlt sich halt geringfügig anders an und erfüllt damit eine tatsächliche Funktion.
So wie das schwarz/weiße Bild auch bei Der Hauptmann, The Lighthouse oder Dead Man einen Zweck erfüllt. Dafür braucht man keine Noir Geschichten erzählen oder sich generell auf das klassische schwarz/weiß-Kino beziehen, wenngleich das natürlich ein Grund sein kann.
Farbgebung, ob das ein Superheldensuit ist oder ein orangener Himmel über Mexico, ist ein kreative Entscheidung die manchmal hinhaut und manchmal nicht. Das Weglassen von Farbe ebenso.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Wenn ein director oder sonstwer mir empfiehlt den Film von dem es zwei Varianten gibt eher in schwarz weiß zu gucken, ist mein Umkehrschluss das er entweder über farbakzente oder storytelling über colorgrading vernachlässigt nachgedacht hat. Wenn ein Film von Anfang an als SW Variante konzipiert war und man dann Jahre später eine alternative Farbvariante bringt, bietet das wiederum einen Mehrwert, weil der Film plötzlich mehr Informationen beinhaltet als zuvor.

Man kann jeden Film in SW konvertieren und als künstlerische Variante zeigen, aber das ist für mich in dem Moment nicht mehr als Effekthascherei. Wie ein Instagram Filter um Dinge bedeutungsschwanger zu machen. Mache ich mir jedoch das Arbeiten mit SW zur Tugend, also das ausschöpfen des Potenzials von Licht und Schatten in einem monochromen Medium, dann sieht das schon wieder ganz anders aus. Bestes jüngeres Beispiel: der Leuchtturm.
 

McKenzie

Unchained
Darabonts Der Nebel funktionierte in S/W tatsächlich besser, weil man so mehr das Gefühl der 50er Jahre - Horrorfilme vermittelt bekam, ohne dass er voll auf alten Filmlook setzte (was zu aufgesetzt gewesen wäre). Darabont hatte den Film auch von Beginn an auf S/W ausgelegt, dem Studio bereitete die Idee halt Albträume.

Bei Parasite bezweifle ich wiederum, dass die S/W-Fassung einen Mehrwert bringt, der Film war recht deutlich colorcoded, die Farbunterschiede in den Armenvierteln und der wohlhabenden Gegend etc. Hab aber nur die Farbfassung gesehen.

Bei Fury Road sehe ich es auch nicht. Manche Einzelshots mögen damit gewinnen, insgesamt wird der so vorbildhaft bildich klar strukturierte Film für mich dadurch anstrengender zum anschauen, weil sich ohne die Farben doch alles gefühlt mehr auf eine Ebene zusammendrängt.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Gerade FR lebt doch durch seine hypergesättigten Farben und seinen Orange vs. Blau Kontrast. Der Film ist verrückt und wild und wird durch diese Borderlands-artige Farbgebung noch mehr in diesem Punkt unterstützt.

Es gibt so viele schlaue Arten Farben einzusetzen, sowie es auch sehr viele schlaue Arten gibt Licht einzusetzen. Hell und dunkel im Kontrast wirkt stärker in SW. Also wenn der Film die tonwerte eng aneinander schiebt bietet sich das an. Sin City zeigt sehr gut was SW erzeugen kann. Dann gibt es noch Farben als Emotionseinsatz. Melancholie und Unmut wie in dark durch eine schwache Sättigung. Starke Emotionen durch eine starke Sättigung wie in Fury Road. Liebe und leichtfüßigkeit durch warme Farben und Pastelltöne wie zb Email für dich. Oder wechselnder farbeinsatz um die Stimmung zu wandeln wie in der HP Reihe. Oder Tristesse im setting wie in mother oder American psycho um Andersartigkeit zu betonen.

Die Möglichkeiten sind unglaublich vielfältig. Man braucht halt vorher schon eine Idee und jemand der Kenntnisse über farblehre hat. Farbe ist etwas hyperunterschwelliges was wohl so ziemlich jeder der einfach Mal los filmt am Anfang übersieht und erst später bei der Bearbeitung bemerkt, das irgendwas nicht stimmt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Constance

Well-Known Member
Gerade FR lebt doch durch seine hypergesättigten Farben und seinen Orange vs. Blau Kontrast. Der Film ist verrückt und wild und wird durch diese Borderlands-artige Farbgebung noch mehr in diesem Punkt unterstützt.

Es gibt so viele schlaue Arten Farben einzusetzen, sowie es auch sehr viele schlaue Arten gibt Licht einzusetzen. Hell und dunkel im Kontrast wirkt stärker in SW. Also wenn der Film die tonwerte eng aneinander schiebt bietet sich das an. Sin City zeigt sehr gut was SW erzeugen kann. Dann gibt es noch Farben als Emotionseinsatz. Melancholie und Unmut wie in dark durch eine schwache Sättigung. Starke Emotionen durch eine starke Sättigung wie in Fury Road. Liebe und leichtfüßigkeit durch warme Farben und Pastelltöne wie zb Email für dich. Oder wechselnder farbeinsatz um die Stimmung zu wandeln wie in der HP Reihe. Oder Tristesse im setting wie in mother oder American psycho um Andersartigkeit zu betonen.

Die Möglichkeiten sind unglaublich vielfältig. Man braucht halt vorher schon eine Idee und jemand der Kenntnisse über farblehre hat. Farbe ist etwas hyperunterschwelliges was wohl so ziemlich jeder der einfach Mal los filmt am Anfang übersieht und erst später bei der Bearbeitung bemerkt, das irgendwas nicht stimmt.

Muss ich widersprechen. Tut es nicht unbedingt.

Fury Road lebt eher von seinem Setting, seinen Designs und dessen archaische Geschichte.

Das wirklich einzige Makel an Fury Road in der Black Chrome ist lediglich, dass man sich nicht dazu entschieden hat, die Agrarkultur in der Festung grün zu lassen. In meinen Augen ist das die einzig fehlende Information.
Gerade die Fahrzeuge, deren Designs und Ausstrahlung kommen in der Black Chrome Edition exzellent rüber. Und Wüstenlandschaften atmen doch eine sehr gleichartige Wirkung aus, ob in Farbe oder nicht.

Hast du die Black Chrome Edition gesehen? Die Version ist großartig bearbeitet. Die Kontraste sind superb und bieten einen etwas anderen Fokus. Die "bemängelte" CGI Sturmfront wirkt deutlich anders und jeder Shot in ihr ist ein pures comicesques Panel.

Gut, ich komme ja aus der Mediengestaltung und fahre sowieso total auf Kontraste, Körnung & Tiefenwirkung ab. :biggrin:
 

McKenzie

Unchained
Ich hab ca. eine halbe Stunde davon bei Brawl zuhaus gesehen :cool: Und wie gesagt, momenteweise hat's immer wieder was, aber insgesamt für mich doch klar <Farbfassung.

Fury Road ist halt für mich Mad Max - Over the Top Edition, da macht's Sinn dass auch die Farben exxxtreme! sind :biggrin:
 

Constance

Well-Known Member
Ich finde den Film ja auch in Farbe sehr geil. Aber die S/W Fassung kommt bei mir ein paar Körnchen besser weg.
Bei der Justice League wars bei mir eher wie bei dir: Ja, hat seine Momente aber da der Film an für sich schon dunkler ist, weniger gewichtig.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Die Designs gehen ja durch die Farbe nicht verloren :wink:

Gute Sets und Designs leben ja gerade von ihrer Ausgestaltung und da gehört die Farbe eben mit dazu. Wann ist alles Ton in Ton? Wann Stelle ich zwei Farben gegeneinander um einen Konflikt zu schaffen (bestes Beispiel StarWars)? Kann ich wenn Charaktere im Dialog unterschiedliche Meinungen haben das vielleicht in den Farben der Kostüme wiederspiegeln? Besonders in Fury Road wurde sehr auf farbharmonie und Kontraste geachtet. Das rausnehmen nimmt dem Film also tendenziell auch eher etwas weg, als das es ihm etwas gibt.

Hätte man gesagt: Mensch, wir haben keine Ahnung wie wir das hier alles zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen können, wäre eine schwarzweiß Version sicher eine Verbesserung. Aber so bleibt Farbvariante > Schwarzweiß Fassung.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Dann schau dir mal SHADOW OF A DOUBT von Hitchcock an, da wird auch mit Farben gearbeitet, um was über die Figuren und ihre Beziehungen zu erzählen, dabei ist der Film s/w.
 
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Reaktionen: Jay

Constance

Well-Known Member
Die Designs gehen ja durch die Farbe nicht verloren :wink:

Gute Sets und Designs leben ja gerade von ihrer Ausgestaltung und da gehört die Farbe eben mit dazu. Wann ist alles Ton in Ton? Wann Stelle ich zwei Farben gegeneinander um einen Konflikt zu schaffen (bestes Beispiel StarWars)? Kann ich wenn Charaktere im Dialog unterschiedliche Meinungen haben das vielleicht in den Farben der Kostüme wiederspiegeln? Besonders in Fury Road wurde sehr auf farbharmonie und Kontraste geachtet. Das rausnehmen nimmt dem Film also tendenziell auch eher etwas weg, als das es ihm etwas gibt.

Hätte man gesagt: Mensch, wir haben keine Ahnung wie wir das hier alles zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen können, wäre eine schwarzweiß Version sicher eine Verbesserung. Aber so bleibt Farbvariante > Schwarzweiß Fassung.

Sie gehen nicht verloren, aber ihre Ausstrahlung ist eine andere. Ich finde ja den klassischen Kalt/warm / blau/orange Komplementärkontrast absolut verbraucht. Und die Übersättigung in Fury Road ist halt krass. Natürlich gehen dir viele Informationen mit der Black Chrome verloren, aber der Punkt ist einfach, dass die Farbe kaum wichtig ist. Da finde ich jede Aufnahme des Interieurs um Meilen besser als jedwedes colorierte Bild.
Denn während die Farbe übersättigt und in seine Umgebung überstrahlt, kann man im selben Bild in der s/w Edition unglaubliche Details erkennen.

Die Farbe wird in nur einem Punkt wichtig: für den grünen Ort. Und genau da hätte es sich doch angeboten, grün auch grün bleiben zu lassen.

Anderes Problem mit der Übersättigung ist, dass sie Fehler mitbringt. In manchen Bildern gehen dir genauso Bildinformationen verloren. Kann man ganz einfach an Sättigungsreglern in jedweder App, oder am besten der Adobe Creative Cloud testen. Natürlich kann man das alles händisch korrigieren, aber hat es teilweise in Fury Road nicht.
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Du kannst ja trotzdem mit Hell und Dunkeltönen arbeiten.
Da hast du natürlich nicht soo viele Möglichkeiten, aber zumindest der Beweis, dass es auch da in gewissem Maße möglich ist. :smile:
Ja klar hat man noch Helligkeit und Kontrast, aber du und raphiw hattet doch im Vorfeld über Farben gesprochen.
Meintest du, dass Hitchcock mit Sin City artigen Farbakzenten gearbeitet hat, definierst du Schwarz/Weiß als Farben, oder steh ich irgendwie total auf'm Schlauch?
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Also ich hatte vorher noch gar nicht gesprochen. :biggrin:

Ja, man kann streiten ob Schwarz oder Weiß Farben sind und nein Hitchcock arbeitet nicht mit Farbakzenten wie in SIN CITY, sondern eben mit Hell/Dunkel-Tönen, soweit es schwarz/weiß ermöglicht.
 
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