Gerade eben gesehen. Und was für eine Überraschung!!!
Nach den ganzen negativen Sachen, die man so gelesen hatte, war ich ja aufs Schlimmste vorbereitet und habe gebetet: "Lass ihn bitte nicht noch schlechter als 2 werden".
Meine Gebete wurden erhört. Er ist nicht schlechter als Teil 2. Nein, er ist besser als Teil 2. Viel besser!
Nach einer ganz coolen, actionreichen ersten Sequenz, die zu gefallen weiß, war ich erst etwas skeptisch. Nun sehen wir J und K wie eh und je bei der Arbeit. Aber irgendwas an dieser ersten Szene mit den beiden wirkte gewollt. Als würde man versuchen, an die alten Zeiten, die alten Dialoge, den alten Humor, die alte Chemie zwischen den beiden heranzukommen und dabei scheitern. Noch einige Minuten lang hatte ich dieses Gefühl, dass da irgendwas nicht funktioniert und das alles nicht recht zündet.
Doch schleichend wird das alles merklich besser. Und auf einmal sind wir mitten drin, in dem etwas angespannten Verhältnis der beiden alten Hasen. Etwas erhält Einzug in das Universum der Men in Black, das dort bisher nicht zu finden war: Charaktertiefe. Ja, wenn auch nicht im Maße eines Charakterdramas oder gar auf Kosten der Pointen, aber sie ist definitiv da. Agent K menschelt, ohne jedoch seine coole Fassade zu verlieren. Und spätestens nach einem Telefongespräch, das sehr viel über die Verbindung der beiden verrät, sind wir emotional mitten im Geschehen.
Was dann folgt, ist eine ungemein unterhaltsame (Zeit)reise voller unzähliger Einfälle. Der Bösewicht hat leider, wie so häufig in aktuellen Filmen, zu wenig Screentime. Aber er ist designtechnisch für meinen Geschmack echt gut gelungen. Die Idee mit der Reise zurück in die 60er funktioniert glücklicherweise richtig klasse, nicht aus allen Sachen wird ein Kalauer gemacht, aber an den richtigen Stellen dann eben doch damit gespielt. Ein außerirdischer Zeitgenosse ergänzt das Zeitreisethema dann gar noch um einige ausgefallene und komische Aspekte, sorgt damit für einige der denkwürdigsten Szenen. Und wer Andy Warhol in Wirklichkeit war, wird auch ganz nebenbei aufgedeckt.
Die sich überall tummelnden Aliens sind, wie ja schon im Vorfeld vermutet, topp und tragen einiges zum Humor dabei. (Zu was ein Alienkopf auf der Bowlingbahn alles gut ist, ist echt erstaunlich). Da entdeckt man bei erneuter Sichtung im Hintergrund sicher noch das ein oder andere geniale Exemplar.
So eine Men in Black Fortsetzung habe ich mir seit dem ersten Teil gewünscht, und gerade einmal 15 Jahre später ist sie nun endlich da. Aliendesign: Cool. Sprüche: Cool. Action: Cool. Und ja, auch der 3D Effekt: Cool 8) Und da echte Coolnes ja auch heißt, seine Gefühle nicht zu verstecken, wird auch nicht selten Herz gezeigt. Nicht so viel, um die Komödie zu zerstören oder gar kitschig zu werden. Aber doch so viel, um ans Herz zu gehen.
Heißer Anwärter auf die Position, zumindest im Hinblick auf die negativen Berichte im Vorfeld, "Überraschung des Jahres". Sicherlich nicht ohne Schwächen, aber verdammt unterhaltsam und voll irrer Einfälle. Da fragt man sich, den zweiten Teil, der eher wie ein Pilotfilm einer geplanten Serie wirkte, im Hinterkopf: Warum nicht gleich so?
7,5/10 Gläsern Schokomilch 8)