Quentin Tarantinos The Hateful Eight [Kritik]

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ich finde Django hatte deutlich schwerwiegendere Längen als dieser hier. Der Erzähler nach der Pause hat mir außerdem mit am Besten gefallen. :squint:
 

Woodstock

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Ich fand die Sache mit der Pause im Kino so ätzend und dann kommt der Erzähler und ich habe es geliebt. Großartig!
 

Maggi

New Member
@McKenzie: Vielen Dank für deine Antwort! :smile:

Allerdings kann ich dir in den Punkten nicht zustimmen. Ich finde es nicht ganz korrekt, dem Film zu unterstellen er hätte einige längen! Es funktionieren bisher alle Tarantino Filme nach diesem Schema und haben daher diese Art von "Längen". Die Vorstellung aller Charaktere ist genauso überladen wie bei allen anderen QT Filmen. Von daher ist es, finde ich, verkehrt zu sagen, dass der Film längen hat nur weil er sich eben auf den Aufbau seiner Charaktere konzentriert und nicht auf den Schauwert der Action, wie bei Django.
Und hier ist auch der große Unterschied, das ist kein Actioner von Tarantino (sofern Tarantino jemals einen 100%igen Actionfilm gemacht hat)!

Und das ist auch der Grund, warum viele Leute von dem Film enttäuscht sind bzw. sein werden. Die haben nämlich nach einem Feuerwerk wie Django einen Film erwartet der genau die selben Schauwerte besitzt. Aber so ist es nun mal nicht und damit muss man klar kommen! Daher kann man auch Django mit TH8 überhaupt nicht vergleichen.
Da ist das Stichwort wohl: Falsche Erwartungen :top:
 

McKenzie

Unchained
Nein nein, da missverstehst du mich :wink: Ich schrieb ja, der Film ist im Endeffekt genau so wie ich ihn erwartet hatte. Ich empfinde auch den Charakteraufbau absolut nicht als was falsches (eher dass man dann zu wenig daraus gemacht hat) oder zuviel - Nur das Pacing war in der Postkutschenszene z.B. einfach sehr gestreckt/träge. Und ja, das ist eine typische Tarantino-Trademark die ich zwar generell mag, die man aber auch übertreiben kann (Pulp Fiction ist da auch so ein Fall). In Django war's für meinen Geschmack weniger penetrant eingesetzt.
 

cyrus the_viruz

New Member
Ich war in Essen in der Roadshow und da waren die Kapiteltitel sowie die Untertitel nicht übersetzt. War das bei euch auch so oder lag es an der 70mm Version?
Hat wer die "normale" Version gesehen und war das da auch der Fall?
Zum Film:
Ich finde die Rückblende wichtig, man sieht das der General nichts mit den Bande zutun hatte.
Wenn er nicht zufällig in der Hütte gewesen wäre, hätte Jackson die Geschichte des Sohnes nicht erzählt, keiner wäre abgelenkt worden und die Vergiftung hätte so evtl. nicht funktioniert.
Im übrigen war es ja anscheinend eh anders geplant und da wäre es nun Interessant gewesen wie sich alle verhalten hätten, wenn sie länger als 1-2 Tage zusammen hocken müssten.

Im übrigen denke ich, dass die Mehrheit, die Django gut finden, Reservoir Dogs eh nicht gesehen hat und diese den Film auch nicht so feiern würden.
 

McKenzie

Unchained
cyrus the_viruz schrieb:
Im übrigen denke ich, dass die Mehrheit, die Django gut finden, Reservoir Dogs eh nicht gesehen hat und diese den Film auch nicht so feiern würden.
Das darfst du gern denken. Ich für meinen Teil finde sowohl Django als auch Reservoir Dogs großartig :rolleyes:

(Mal im ernst, Kategorisierungen á la "Mag Django, also keine Kammerspiele / Mag Reservoir Dogs, muss also auch Hateful lieben" etc. machen doch keinen Sinn. Jeder dieser Filme steht auf eigenen Beinen und kann so bewertet werden. Ich kann etwa Kammerspiele generell lieben, und dennoch etwa Drehbuchmängel feststellen. Es sind alles einfach Filme.)
 

cyrus the_viruz

New Member
McKenzie schrieb:
Das darfst du gern denken. Ich für meinen Teil finde sowohl Django als auch Reservoir Dogs großartig

Nicht das du mich falsch verstehst, ich bin da voll deiner Meinung! Ich finde beide auch großartig!
Das war nur auf die negativen Bewertungen bezogen, ich denke die "Jugend" würde man mit Dogs heutzutage nicht ins Kino locken können.
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Hab Reservoir Dogs erst vor zwei Jahren gesehen und der ist mein Lieblings Tarantino. o.O
 

serd

Well-Known Member
Konnte ein bisschen drüber schlafen und ein wenig nachdenken.

Schaut man sich Tarantinos Werke an, ist dies wohl sein mutigster Film seit Death Proof. Und auch sein frustrierenster, was manche Belange angeht. Er dürfte für viele zu sperrig sein, dennoch faszinierend.

Mir hat er sehr gut gefallen, stellt er statt einem High-Konzept wieder Dialoge und Figuren in den Vordergrund, aber ich muss gestehen, mir auch mehr Rätseln versprochen zu haben. "McKenzie" drückt es sehr gut aus: Der Film geht direkt vom
Kennenlernen zum Massaker.

Ich fand es schade, dass es nicht mehr Misstrauen gab. Es war zwar zu Beginn vorhanden, aber gerade als es anziehen müsste und ein Mittelteil folgen müsste, wird dies übersprungen. Dies wird dazu unterstüzt, dass es viele lange Szenen gibt, bei denen man denkt sie führen später noch zu größeren Szenen. Oder war ich der einzige, der
nach der langen Szene mit dem Aufstellen der Stangen zum Stall und zur Toilette hin
dachte, es folge später eine
spannende Szene draußen im Sturm mit wenig Sicht
? Solche Szenen gab es meinem Empfinden nach mehrere. Daher wirken für viele, könnte ich mir vorstellen, die langen Einführungssequenzen im Vergleich zum Ende überladen.

Dafür funktionieren die Charaktere sehr gut. Sie sind grau und häufig wechselt die Sympathie von Szene zu Szene. Bestes Beispiel ist dafür der Sheriff. So ist er (zumindest im O-Ton) alleine durch den hervorragend gespielten Hillbilly-Dialekt sehr unterhaltsam, aber häufig kann man sich nicht entscheiden, ob er nun nur
Rassist ist oder mehr in ihm steckt.
Hier führt Tarantino gekonnt das Spiel mit Figuren fort, dass vor allem in Basterds so wunderbar funktionierte.

Was bei den Figuren jedoch enttäuschte, war dass
letztendlich alle "Verdächtigen" am Ende auch verdächtig und schuldig waren.Statt der langen Rückblende hätte vielleicht ein unsicherer Mittelteil den Film etwas besser ausgewogen. So enttäuscht es jeden, der sich mehr Cluedo erwartet hätte.

Abschließend ein sehr guter Film, der jedoch auch gerne sperrig und unangenehm ist. Nicht der beste Tarantino, aber definitiv in der Top 5.

PS: Habe Reservoir Dogs erst nach allen anderen gesehen. Ich bin jedoch einer der wenigen, denen die späteren Filme besser gefallen als die ersten. Sie sind für mich einfach vom Szenario, Konzept deutlich spannender, als die doch recht traditionelleren Gangsterfilme.
 

McKenzie

Unchained
@cyrus
Ja, das ist schon richtig. Django ist ganz sicher noch eher "massentauglich" als Hateful - Was per se für mich weder automatisch positiv oder negativ behaftet ist. Es kommt wie gesagt auf den Film an.

Ich geb vielleicht abends zu Hause noch eine längere Meinung ab, warum mich Hateful im Vergleich irgendwie unterwältigt hat (obwohl er natürlich gut ist), jetzt wo der Film einen Tag sacken konnte.
 

Maggi

New Member
Sind euch noch weitere Anspielungen auf anderen Tarantino Filme aufgefallen? Wie ich bereits erwähnt habe sind mir bei der Sichtung die folgenden Punkte aufgefallen:

Der Gesamtplot erinnert an Reservoir Dogs.
Ein Charakter wird Kiddo genannt. (Kill Bill)
Der Satz "a Bastards work is never done" fällt einmal. (Inglourious Basterds)
Tim Roths Charakter hat das selbe Outfit wie Dr.King Schulz. (Django Unchained)



Was ist mit Jackie Brown, Death Proof und Pulp Fiction?
 

Butch

Well-Known Member
Kennt jemand eigentlich das Ende aus der 1. Drehbuch Version? Weil das damals ja im Netz auftauchte, schrieb Tarantino das Ende um, ich meine das jedenfalls mal gelesen zu haben. Falls das jemand hier kennt wär es cool wenn man das mal hier Spoilern könnte. Ich würd gern wissen wie das Ende der Story wohl ursprünglich aussehen sollte.

Den Film muss ich übrigens noch mindestens einmal sehen um eine endgültige Bewertung abzugeben, im Moment wär es wohl so 7/10.
Ich bin ja ein grosser Tarantino Fan und steh eigentlich auf seine vielen Dialoge diesmal war es mir aber in der ersten Hälfte zu viel des Guten, diese war doch etwas sehr Ereignislos und zäh und auch die Rückblende empfand ich etwas unnötig lang. Aber wer weiß wie ich das nach der 2. Sichtung zu Hause auf dem Sofa sehe, von Django war ich erst auch nicht so begeister und heute würde ich dem 10/10 geben.:smile:
 

j.@.c.K

Liza Saturday
Maggi schrieb:
Sind euch noch weitere Anspielungen auf anderen Tarantino Filme aufgefallen? Wie ich bereits erwähnt habe sind mir bei der Sichtung die folgenden Punkte aufgefallen:

Der Gesamtplot erinnert an Reservoir Dogs.
Ein Charakter wird Kiddo genannt. (Kill Bill)
Der Satz "a Bastards work is never done" fällt einmal. (Inglourious Basterds)
Tim Roths Charakter hat das selbe Outfit wie Dr.King Schulz. (Django Unchained)



Was ist mit Jackie Brown, Death Proof und Pulp Fiction?

Catpenters Thing wird öfter mal zitiert. Zum einen optisch bei der Sache mit dem Seil zum Scheißhaus und auch visuell, was aber nicht überrascht, da ja Morricone den Sound gemacht hat.
 

McKenzie

Unchained
Bader schrieb:
Und Fun Fact, dass du gerade den tarantino-untypischsten Film als besten(?) Tarantino siehst, muss auch erstmal "verdaut" werden. :ugly:
Dein Zitat hat mich noch ein wenig länger nachdenken lassen, und ich möchte dazu doch ein wenig genauer Stellung beziehen. Vorneweg, ich willl niemandem unbedingt von meiner Meinung überzeugen, aber ich es kamen ein paar interessante Gedanken heraus, die ich gern teile :smile:

Also - Ja. Ich liebe Django Unchained, den untarantinoigsten Tarantino am meisten. Ich sehe auch überhaupt kein Problem damit, denn auch wenn der Film ein wenig massenkompatibler wirken mag, ist er doch zu 100% ein Tarantino-Film. Der wurde meines Wissens nicht von Studio abgeändert um irgendwelche Normen zu erfüllen, das ist eben eine Story, die Tarantino so und nicht anders erzählen wollte.

Und das macht ihn für mich in Wahrheit zu einem der mutigsten Streifen von Tarantino. Warum? Weil er sich aus seiner selbstgeschaffenen Comfort Zone herausbewegt hat (und damit zumindest riskiert hat, seine Stammklientel zu irritieren). Er hat eine straighte, ehrliche Story um zwei gute Helden erzählt, die sich (Heldenreise und so) auf den Weg machen, eine Maid aus den Klauen böser Leute zu befreien. Keine Gangster die sich gegenseitig ausbooten, keine Hauptfiguren die nur weniger böse als die Bösen sind. Einfach eine klare, aber wundervoll ausgeführte Story. Das war für Tarantino etwas wirklich neues, frisches, ich war von keinem seiner Filme so überrascht wie von diesem. Tarantino zeigte mal die Balls, einen Film zu inszenieren, in dem etliche Tarantino-Styles und Klischees zwar durchaus noch enthalten waren, diese aber nicht den Film derart für sich vereinnahmten wie bei manch anderen seiner Werke. Ich hatte bei Django noch mehr als bei Basterds dass Gefühl, dass sich Tarantino als Filmemacher weiterentwickelt und seinen stilistischen Bereich erweitert (nicht: verraten) hatte.

Für mich ist Django deshalb wie gesagt nicht der uninteressanteste Tarantino-Film, sondern in seiner Irgendwie-Sonderstellung sogar der interessanteste (und der umwerfendste und schönste und blabla, aber das ist ja Geschmackssache :hae: ).

Im Vergleich dazu fühlt sich Hateful Eight fast wie ein Rückschritt an, zu altbekannten und bereits ein wenig ausgetretenen Pfaden. Einige scheinen das mehr zu begrüßen, und mich stört es auch nicht (ich gab Hateful ja auch sehr gute 8/10, für mehr sprang der Funke nicht genug über), aber ich empfinde es keinesfalls als zwingend besser und verstünde nicht, warum das so sein sollte.
 
B

Bader

Guest
TheRealNeo schrieb:
Was hat denn Ennio Morricone mit dem Visuellen zu tun? :smile:
*sigh*

Entweder hast du den Zusammenhang nicht verstanden oder provozierst absichtlich! :nene:


Edit:
TheGreatGonzo schrieb:
Ich dachte immer, Jackie Brown sei der untarantinoigste Tarantino (Sicher aber der Schwächste).
Dachte ich auch. Also vom Hörensagen, dann habe ich den mal auf Netflix nachgeholt und muss sagen, dass der nicht nach Tarantino wirkt aber wiederum doch ziemlich. Eventuell spielt ja auch noch der Zeitgeist der 90er Jahre mit der ja Reservior Dogs und Pulp Fiction zumindest optisch vage Ähnlichkeiten auf bietet. Ich denke, hätte Tarantino Jackie Brown nach dem Millennium gemacht, wäre der noch mehr abgestunken.

Allerdings ist die Argumentation von Kenzie zu Django sehr gut und habe da keine Einwände. So erklärt kann man durchaus Hateful 8 als für mutlos bezeichnen, aber ich habe einen Tarantinofilm erwartet wie man einen kennt und bekam es auch. Eventuell fand ich Django auch etwas mau, weil ich eben nicht das bekam was ich dachte. Müsste es mal wieder angucken, vll. funktioniert der ja dann besser.

Unter dem Strich will ich immer noch n Sci-Fi Film dessen Grundplot Firefly ähnelt.
 

Maggi

New Member
McKenzie schrieb:
Also - Ja. Ich liebe Django Unchained, den untarantinoigsten Tarantino am meisten. Ich sehe auch überhaupt kein Problem damit, denn auch wenn der Film ein wenig massenkompatibler wirken mag, ist er doch zu 100% ein Tarantino-Film. Der wurde meines Wissens nicht von Studio abgeändert um irgendwelche Normen zu erfüllen, das ist eben eine Story, die Tarantino so und nicht anders erzählen wollte.

Und das macht ihn für mich in Wahrheit zu einem der mutigsten Streifen von Tarantino. Warum? Weil er sich aus seiner selbstgeschaffenen Comfort Zone herausbewegt hat (und damit zumindest riskiert hat, seine Stammklientel zu irritieren). Er hat eine straighte, ehrliche Story um zwei gute Helden erzählt, die sich (Heldenreise und so) auf den Weg machen, eine Maid aus den Klauen böser Leute zu befreien. Keine Gangster die sich gegenseitig ausbooten, keine Hauptfiguren die nur weniger böse als die Bösen sind. Einfach eine klare, aber wundervoll ausgeführte Story. Das war für Tarantino etwas wirklich neues, frisches, ich war von keinem seiner Filme so überrascht wie von diesem. Tarantino zeigte mal die Balls, einen Film zu inszenieren, in dem etliche Tarantino-Styles und Klischees zwar durchaus noch enthalten waren, diese aber nicht den Film derart für sich vereinnahmten wie bei manch anderen seiner Werke. Ich hatte bei Django noch mehr als bei Basterds dass Gefühl, dass sich Tarantino als Filmemacher weiterentwickelt und seinen stilistischen Bereich erweitert (nicht: verraten) hatte.

Für mich ist Django deshalb wie gesagt nicht der uninteressanteste Tarantino-Film, sondern in seiner Irgendwie-Sonderstellung sogar der interessanteste (und der umwerfendste und schönste und blabla, aber das ist ja Geschmackssache :hae: ).

Im Vergleich dazu fühlt sich Hateful Eight fast wie ein Rückschritt an, zu altbekannten und bereits ein wenig ausgetretenen Pfaden. Einige scheinen das mehr zu begrüßen, und mich stört es auch nicht (ich gab Hateful ja auch sehr gute 8/10, für mehr sprang der Funke nicht genug über), aber ich empfinde es keinesfalls als zwingend besser und verstünde nicht, warum das so sein sollte.
Sehr interessanter Gedanke! Allerdings sehe ich ähnliche Anklänge in diese "Mainstream" Richtung schon in Inglourious Basterds (mein liebster QT) und vor allem Kill Bill 1. Von daher würde ich nicht sagen, dass Django eben nicht so extrem heraussticht wie du es hier beschreibst. Trotzdem gebe ich dir absolut recht was die Rückkehr zu alten Pfaden angeht! Ob das jetzt stört oder nicht bzw. ob die Leute damit klar kommen oder nicht steht auf einem anderen Blatt. Da genau diese alten Pfade Tarantino erst zu dieser Legende gemacht.


Lustig das dieses Thema in eine ähnliche Richtung geht, wie ein Gespräch das ich mit einem Kollegen nach dem Film hatte. Allerdings ging es da eher um die Art des Genre-Mixes bei Django.


Eins meiner größten Probleme mit Django Unchained (zumindest zu Beginn) war diese sehr seltsame Mischung aus Blaxploitation & Western. Damit bin ich bei der ersten Sichtung einfach nicht klar gekommen. Spätestens bei der 2. hat sich das aber absolut gelegt. Für mich haben einfach diese HipHop Einflüsse im Film komplett fehl am Platz gewirkt.
 
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