Religionsdiskussion

Woodstock

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Jeder Mensch wird irgendwann festellen was das alles soll. Spätestens wenn er stirbt wird er sehen das da was ist oder nicht. Vielleicht können wir es auch irgendwann mal so (Stoßen im All auf Gott und der meint: "Oi, dat hät ih jetzt et erwarded.").

Aber jetzt gerade können wir es noch nicht.
 
F

Flynn

Guest
Hallo Forum,

mein erster Beitrag hier. Schade, dass er ausgerechnet zu so einem Müll wie Religion sein wird.

Um Monodrone mal ein wenig in Schutz zu nehmen: Atheismus ist selbstverständlich kein Glaube, genauso wenig wie eine Glatze keine Frisur ist, Nichtrauchen keine Sucht und Nicht-Briefmarken sammeln kein Hobby ist. Monodrone hat zudem in keiner Zeile behauptet, er hätte einen stichfesten Beweis es gäbe keinen Gott. Dass habt ihr ihm unterstellt. Er hat ganz richtig angemerkt, dass Atheismus schlicht die Ablehnung des Glaubens an Gott ist, weil es keine Beweise für seine Existenz gibt. Atheismus bedeutet die Abwesenheit der Auffassung, dass es göttliche Wesen gibt, es fehlt einem einfach der Glaube. Kein richtiger Atheist der bei Verstand wäre, würde behaupten es gäbe mit Sicherheit keinen Gott. Wenn er dies täte, wäre es in der Tat eine Form von Glauben, da er ja Position bezieht. Solche Leute nennt man dann aber Antitheisten und nicht Atheisten!

MfG
Flynn
 

Presko

Don Quijote des Forums
So definiert wäre Atheismus wohl kein Glaube. Wiki (ich weiss, Wiki ist nicht immer korrekt, aber hab ich halt grad zur Hand) ist die Defintion aber eben doch, die Überzeugung, es gäbe keinen Gott - was ein Glauben ist.
"Atheismus (von altgr. ἄθεος (átheos) „ohne Gott“ bzw. „gottlos“) bezeichnet im engeren Sinne die Überzeugung, dass es keinen Gott bzw. keine Götter gibt. Zum Atheismus im weiteren Sinn werden auch andere Abgrenzungen vom Glauben an Gott gezählt, beispielsweise Ansichten, nach denen man über die Existenz von Gott oder Göttern nichts wissen kann (Agnostizismus). "

Ich fände es aber gut, dass auch Atheisten oder andere Kritiker von Kirchen oder Relgionen aufhören, wie jetzt auch Du wieder, sich so herablassend und bleidigend zu äussern und Religion bspw. einen MIst zu nennen. Wir haben hier schon diskutiert. Religion ist ein weiter Begriff, umschliesst nicht nur grosse Kirchen oder Konfessionen, wird zum Teil auch unterschiedlich ausgelegt und vor allem, ist es etwas, das nun einmal viele Menschen praktizieren. Mit solchen herablassenden und despektierlichen Aussagen wird jeder religiöse Mensch beleidigt. Zudem zeugen solche Aussagen meiner Ansicht nach von Respekt- und Toleranzlosigkeit.
 

Monodrone

New Member
Flynn, erstmal vielen Dank für den Beistand. Scheinbar kann man über alles in der Welt emotional diskutieren, nur nicht über Religion und Glaube. Da fliegen einem sofort die Vorwürfe entgegen, man sei überheblich und intolerant. Trotzdem sehe ich nach wie vor nicht ein, mich zurückzunehmen, was das Thema angeht (außerdem: keine Toleranz der Intoleranz). Ich sage meine ehrliche Meinung, ich finde Religion ist gefährlich, dumm, menschenverachtend und lebensverneinend. Von mir gibt's keinen heuchlerischen Weichspülermist zu hören, a la "ich glaube zwar nicht, aber wenn Religion den Menschen was hilft, dann ist doch alles gut." Das zu sagen wäre nämlich tausendmal arroganter, als geradeaus die Dinge nach eigener Überzeugung beim Namen zu nennen. Gut möglich, dass ich andere dadurch beleidige. Das ist aber ihr Problem. In einer offenen Gesellschaft fühle ich mich tagtäglich durch die Meinungen und Aussagen anderer beleidigt. Aber ich komme damit klar. Ist es vielleicht nicht langsam an der Zeit, dass man das auch von Gläubigen erwarten könnte? Können wir die Wattebäuschchen mal endlich im Schrank lassen?
Presko schrieb:
Sorry, aber Du bist schon ziemlich selbstgerecht. Natürlich ist das, was Du hier vertrittst auch ein Glaube. Du glaubst, es existiert kein Gott. Du kannst das weder wissen, noch beweisen. Wie Kant es schön darlegte, Du kannst weder die Existen noch seine Nichtexistenz beweisen, weil dieser Gott eh ausserhalb der wahrnehmbaren Sphäre sein würde, und wir nunmal nur das beweisen können, was wir auch wahrnehmen können. Alles, was durch unsere Wahrnehmung oder durch die Wahrnehmung von Maschinen, die wir bauen und deren "Wahrnehmung" wir auswerten können, nicht aufgefasst werden kann, ist gänzlich ausserhalb unseres Horizonts. Eben transzendental, nicht wahrnehmbar. Deswegen ist es ein Glaub und kein Wissen. Aber auch zu sagen, es gibt kein Gott, ist ein Glauben.
Man muss für Glauben auch nicht die Vernunft ausschalten. Vernunft ist nur dann ausgeschaltet, wenn man den Glauben mit Wissen verwechselt bzw. die Ebenen nicht klar trennt. Genausowenig widerspricht Glaube der Logik. Ein Glaube kann logisch schlüssig sein.
(Das geht auch gleich an Woodstocks etwas magereren Antwortpost)
Unlogisch. Bloß weil du etwas Postuliertes weder beweisen noch widerlegen kannst, heißt das noch lange nicht, dass beide Möglichkeiten gleich wahrscheinlich sind. Dann könnte ja jeder hergehen und etwa behaupten, dass im Erdkern ein Hamsterrad für die Erdrotation sorgt. Es wäre weder möglich das zu beweisen noch zu widerlegen. Willst du sagen, dass die Menschen die, die die Hamsterradtheorie für lächerlich und haltlos erklären einem vergleichbaren Glauben anhängen wie diejenigen, die sie für bare Münze nehmen?
Wenn ich wie du trennen würde zwischen einer Welt des Wahrnehmbaren und einer Welt des nicht-Wahrnehmbaren (Transzendenz hat damit nichts zu tun, und die lasse ich mir auch von keinem Gläubigen madig reden, geschweige denn nehmen), die dem Menschen für immer verschlossen bleibt, dann wären sämtliche Behauptungen und Mutmaßungen über diese Welt jenseits unseres Erfahrungshorizonts rein spekulativ. Wenn ich diese Behauptungen und Mutmaßungen aber zu einer Wahrheit erkläre (genau das tut Religion ja), dann handelt es sich um Glaube.
Nun bin ich aber nicht du, und ich sehe keinen Grund an die Existenz einer metaphysischen Welt zu glauben. Selbst wenn es sie gäbe, spielte sie sowieso keine Rolle in unserem Leben (läge ja in ihrer Natur). Ich bewege mich also in dieser Welt, in der Sphäre meiner Warhnehmung. Das ist die Grundsituation des Menschen, für einen Glauben muss man sich erst bewusst entscheiden. Und dass ich jetzt KEINEN Sprung mache in diese Sphäre außerhalb meiner Wahrnehmung, außerhalb aller physikalschen Gesetze, außerhalb aller Vernunft, das willst du mir tatsächlich als Glauben auslegen? Dass ich mich mit dem zufrieden gebe, was meine menschliche Natur mir an Wahrnehmung und Erkenntnis bereitstellt?
Tut mir leid, aber du bist auf dem totalen Holzweg was deinen Glaubensbegriff angeht.
Man
muss für Glauben auch nicht die Vernunft ausschalten. Vernunft ist nur
dann ausgeschaltet, wenn man den Glauben mit Wissen verwechselt bzw. die
Ebenen nicht klar trennt. Genausowenig widerspricht Glaube der Logik.
Ein Glaube kann logisch schlüssig sein.
Du musst deine Vernunft nicht ausschalten, wenn du glaubst, dass Jesus über Wasser gehen konnte? Dass er einen Dämonen in eine Horde Schweine weiterexorziert hat? Dass eine allmächtige Hand alles lenkt, was geschieht? Dass diese allmächtige Hand einem Furz von Planeten am Rande eines Milchstraßenarms als Zentrum seiner Schöpfung auserkoren hat? Für mich ist das mit keinem Vernunftbegriff vereinbar.
Nenne mit bitte einen Glauben, der logisch schlüssig ist. Wie gesagt, ich glaube du hast ein ernsthaftes Problem mit deinem Glaubensbegriff. Glaube ist irrational, das ist seine Natur. Wenn du das bestreitest, solltest du anfangen ein paar Lexika umzuschreiben.
Du kannst Dinge glauben, die
faktisch bewiesen sind, wie Du Dinge glauben kannst, die nicht bewiesen
sind.
Das steht hier schön da, aber es ist einfach vollkommen unsinnig. Nein, wenn etwas faktisch bewiesen ist, dann ist Glaube eben absolut gar nicht im Spiel. Ja, solange etwas nicht bewiesen ist, muss ich in einem bestimmten Ausmaß daran glauben (wohlgemerkt nicht in dem Maß, das die Schweinehorde fordert)
 
F

Flynn

Guest
Presko schrieb:
So definiert wäre Atheismus wohl kein Glaube. Wiki (ich weiss, Wiki ist nicht immer korrekt, aber hab ich halt grad zur Hand) ist die Defintion aber eben doch, die Überzeugung, es gäbe keinen Gott - was ein Glauben ist.
"Atheismus (von altgr. ἄθεος (átheos) „ohne Gott“ bzw. „gottlos“) bezeichnet im engeren Sinne die Überzeugung, dass es keinen Gott bzw. keine Götter gibt. Zum Atheismus im weiteren Sinn werden auch andere Abgrenzungen vom Glauben an Gott gezählt, beispielsweise Ansichten, nach denen man über die Existenz von Gott oder Göttern nichts wissen kann (Agnostizismus). "

Ich fände es aber gut, dass auch Atheisten oder andere Kritiker von Kirchen oder Relgionen aufhören, wie jetzt auch Du wieder, sich so herablassend und bleidigend zu äussern und Religion bspw. einen MIst zu nennen. Wir haben hier schon diskutiert. Religion ist ein weiter Begriff, umschliesst nicht nur grosse Kirchen oder Konfessionen, wird zum Teil auch unterschiedlich ausgelegt und vor allem, ist es etwas, das nun einmal viele Menschen praktizieren. Mit solchen herablassenden und despektierlichen Aussagen wird jeder religiöse Mensch beleidigt. Zudem zeugen solche Aussagen meiner Ansicht nach von Respekt- und Toleranzlosigkeit.
Manchmal muss man sich die Polemik zu nutze machen, um eine Sache ihrer Lächerlichkeit preiszugeben. Meiner Meinung nach darf man keine Rücksicht auf religiöse Gefühle nehmen, andere müssen sich Spott und Satire auch gefallen lassen, da stellt die Religion keine Ausnahme dar. Zudem sollte man unterscheiden zwischen Toleranz und Respekt. Toleranz bedeutet, dass man etwas duldet, was eine Last bedeutet. Dazu muss man aber erstmal wissen, dass es eine Last ist. Also Toleranz ist erst da gefragt, wo Respekt, dass heißt Annerkennung in der Form gar nicht gegeben ist. Es wäre verkehrt Respekt quasi als Blankoscheck gegenüber Weltanschauungen zu verlangen. Es kann einfach nicht sein, dass wir religiöse Gefühle unter Denkmalschutz stellen. Die Aufklärung hat seit jeher religiöse Gefühle verletzt und das war auch richtig so. Kurz gesagt: Ich toleriere jede Religion und jeden Glauben in ihrer friedlichen Form, respektiere sie aber nicht! Respekt muss man sich verdienen!

Die drei Vertreter des Monotheismus: Christentum, Judentum, Islam, beten einen Gott an, der für Ungläubige wie mich –schriftlich niedergelegt– entweder immerwährende Flammenhölle, oder die Verdammnis in der absoluten Lieblosigkeit bereithält. Sie erklärt uns Atheisten zu Menschen ohne Moral. Dies wird von den strikt Gläubigen der jeweiligen Religionen als gut, gerecht und fair erachtet. So jemanden soll ich respektieren? Auf welcher Basis? Religion beleidigt mich jeden Tag und das viel schlimmer als ich es im Gegenzug tue.

Wir Atheisten sind sogar noch viel zu tolerant! Mir geht dieses ganze Toleranz -und Respektgeplappere gegenüber den Religionen mittlerweile ziemlich auf die Nüsse. Jeder soll glauben dürfen was er will, solange er mich damit nicht belästigt und in meine Grundrechte oder die anderer eingreift. Das ist leider nicht gegeben.

Religionen sind gefährliche, überholte und fortschrittshinderliche Ideologien. Sie basieren komplett auf Ängsten, Wunschdenken und Indoktrination. In ihrem Namen werden weltweit seit Jahrhunderten Kriege geführt, Menschen unterdrückt (u.a. Frauen, Homosexuelle), Andersdenkende terrorisiert und verfolgt (Homosexuelle) - und die Gewaltbereitschaft wächst! Seit jeher dient sie als Katalysator für Fundamentalismus und Intoleranz. Die Kirche, eine Institution, die zu den größten Massenmördern in der Geschichte der Menschheit zählt, hat heute noch weit reichenden Einfluss auf Politik und Gesellschaft. Religion ist keine Privatsache, wie es immer heißt und eigentlich auch sein sollte. Wo du auch hingehst überall begegnest du unfreiwillig Religionen. In der Schule (Religionsunterricht, Kruzifixe an den Wänden), Kirchenglocken, Zeugen Jehovas, Kirchensteuer usw. Anhänger von Religionen sitzen in allen großen Institutionen, bestimmen Gesetze mit etc. Was dann soweit führt, dass wir Steuerzahler 30 Millionen Euro für den Papstbesuch blechen dürfen. Ein kleines Männchen, das sich hinstellt und sich für den Stellvertreter eines imaginären Superwesens hält, darf im Bundestag sprechen. WTF? Sorry, aber davon habe ich die Schnauze gestrichen voll und kämpfe dagegen an. Natürlich kann Religion aber auch gutes bewirken und Menschen Trost und Geborgenheit spenden, um dem ganzen mal eine etwas positive Note zu geben. :ugly:

Was Agnostiker angeht: Diese sind ja der Überzeugung, dass zur Existenz und zum Wesen eines unvorstellbaren Gottes keine Aussagen gemacht werden könnten. Das ist richtig. Worüber man aber Aussagen tätigen kann, sind die Vorstellungen, die sich Menschen von Gott machen, wie z.B. in der Bibel oder im Koran beschrieben. Und die kann man getrost als Müll oder auch um es netter auszudrücken als Fantasyliteratur abtun. So, jetzt hab ich mich aber genug ausgekotzt. :biggrin:

@Monodrone: Dito!

PS. Entschuldigung für alle Rechtschreibfehler und Wiederholungen im Text. Es ist spät und ich müde.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Monodrone schrieb:
Ich bewege mich also in dieser Welt, in der Sphäre meiner Warhnehmung. Das ist die Grundsituation des Menschen, für einen Glauben muss man sich erst bewusst entscheiden. Und dass ich jetzt KEINEN Sprung mache in diese Sphäre außerhalb meiner Wahrnehmung, außerhalb aller physikalschen Gesetze, außerhalb aller Vernunft, das willst du mir tatsächlich als Glauben auslegen?
Für einen Glauben muss man sich bewusst entscheiden? Nein, das halte ich für Quatsch. Du kannst so erzogen werden, Du kannst ein Gefühl haben, das in dir einen Glauben hervorruft. Viele Menschen, nicht nur religiöse haben das Gefühl, da sei noch etwas. Das ist solange nicht unvernünftig, so lange sie dieses Gefühl richtig einordnen und zwischen Wissen, Gefühl, Glauben etc. trennen können.

Was ich Dir als Glaube auslege? Schon wie Du das schreibst? Als wäre das die furchtbarste Beleidigung. Zuerst wollte ich Dir als dein Glaube auslegen, dass Du glaubst, es gäbe keinen Gott. Das steht auch in meinem Post. Wenn Du von seiner Nichtexistenz überzeugt bist, ist das ein Glaube. Dein grösster Glaube scheint in meinen Augen nun eher der zu sein, dass Glauben perse schlecht und gefährlich ist. Oder dass Religion böse ist.
Monodrone schrieb:
Du musst deine Vernunft nicht ausschalten, wenn du glaubst, dass Jesus über Wasser gehen konnte? (...)
Nenne mit bitte einen Glauben, der logisch schlüssig ist. Wie gesagt, ich glaube du hast ein ernsthaftes Problem mit deinem Glaubensbegriff. Glaube ist irrational, das ist seine Natur. Wenn du das bestreitest, solltest du anfangen ein paar Lexika umzuschreiben.
Logik am Bsp. "Jesus läuft über Wasser": Jesus ist Gottes Sohn. Gottes Söhne können über Wasser laufen, also kann Jesus über Wasser laufen. - das ist logisch schlüssig. Das Ding am Glauben ist ja, dass bereits die Prämissen im Bereich des metaphysischen angesiedelt sind. Das heisst, wenn Jesus Gottes Sohn war, kann er auch über Wasser laufen. Ich gebe Dir Recht unsere Erfahrung, unser physikalisches Wissen und die Wahrschenlichkeit sprechen dagegen. Hume schrieb ein wunderbares Kapitel über Wunder in seiner Untersuchung des menschlichen Verstandes, falls Du es nicht kennst, es würde Dir gefallen. Doch auch er kommt zum Schluss, daran glauben kann man, daran ist nichts auszusetzen, doch man darf es nicht als eine Tatsache ansehen.

Zitiere doch bitte die Lexikas, die schreiben, Glaube ist irrational. Würde mich interessieren :wink:
Flynn schrieb:
Meiner Meinung nach darf man keine Rücksicht auf religiöse Gefühle nehmen, andere müssen sich Spott und Satire auch gefallen lassen, da stellt die Religion keine Ausnahme dar. Zudem sollte man unterscheiden zwischen Toleranz und Respekt. Toleranz bedeutet, dass man etwas duldet, was eine Last bedeutet. Dazu muss man aber erstmal wissen, dass es eine Last ist. Also Toleranz ist erst da gefragt, wo Respekt, dass heißt Annerkennung in der Form gar nicht gegeben ist.
Ich weiss, was Toleranz bedeutet. Und habe bewusst den eher "schwachen" Begirff gewählt, weil ich nicht glaube, dass Du tolerant gegenüber Religionen bist, wenn Du von Müll schreibst. Müll ist etwas, was man entsorgen muss. Es ist etwas, das weggehört, nicht etwas das man dabei haben, teilhaben lässt. Müll ist Dreck und Abfall. Toleranz bedeutet im übrigen nicht nur Duldung einer Last. Ich erlaube mir aus Faulheit wieder Wiki zu zitieren: "Toleranz, auch Duldsamkeit,[1] ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten.[2]Gemeint ist damit heute häufig auch die Anerkennung einer Gleichberechtigung unterschiedlicher Individuen.[3]Das zugrundeliegende Verb tolerieren wurde im 16. Jahrhundert aus dem lateinischen tolerare („erdulden“) entlehnt.[4] Das Adjektiv tolerant in der Bedeutung „duldsam, nachsichtig, großzügig, weitherzig“ ist seit dem 18. Jahrhundert, der Zeit derAufklärung, belegt.[5] Ebenso die Gegenbildung intolerant, als „unduldsam, keine andere Meinung oder Weltanschauung gelten lassend als die eigene“.[5]

Die Aufklärung hat sicherlich religiöse Gefühle verletzt. Gleichzeitig sind aber viele, viele Aufklärer selbst religiöse Menschen gewesen :wink:
Flynn schrieb:
Die drei Vertreter des Monotheismus: Christentum, Judentum, Islam, beten einen Gott an, der für Ungläubige wie mich –schriftlich niedergelegt– entweder immerwährende Flammenhölle, oder die Verdammnis in der absoluten Lieblosigkeit bereithält. Sie erklärt uns Atheisten zu Menschen ohne Moral. Dies wird von den strikt Gläubigen der jeweiligen Religionen als gut, gerecht und fair erachtet.
Was ist ein "strikt Gläubiger"? Du meinst, solche, welche die Bibel buchstäblich auffassen, du meinst Extremisten und Erzkonservative? Gegen die haben die meisten Europäer was, weil deren Ansichten nicht mit unserer heutigen Ordnung übereinstimmen.
Schriftlich, das haben wir ja schon vorher mal besprochen, niedergeschrieben haben wir ja mal nur menschliche Berichte. Geschichten und Aussagen. Die Frage ist immer die, wie man diese Berichte interpretiert, wie man mit denen umgeht. Die religiösen Menschen, die ich kenne, glauben, es gibt keine Hölle und an einen Gott der Vergebung glauben. Aber auch hier wieder. Aber zu allem anderen zitier doch mal die Stellen, die belegen, dass die offizielle reformierte oder katholische Kirche heute noch sagt, Atheisten hätten keine Moral, oder sie kämen in immerwährende Flammenhölle.
Flynn schrieb:
Religionen sind gefährliche, überholte und fortschrittshinderliche Ideologien. Sie basieren komplett auf Ängsten, Wunschdenken und Indoktrination.
Darüber kann man streiten. Ich denke, es kommt ganz auf die Form an, wie die Religion praktiziert wird. Es ist heute schwierig zu sagen, inwieweit Religion historisch Fortschritt behindert oder eben gefördert hat. Sie tat wohl beides. Ein sehr schönes Buch ist "Warum Europa", indem der Autor Islamische Länder, China und das christliche Europa in seiner Entwicklung vergleicht und dabei versucht herauszufinden, warum sich die Kulturen unterschiedlich entwickelt haben. Es zeigt sich darin v.a. dass man "Religion" nicht einfach von der Menschheitgeschichte abkoppeln kann. Dass die offizielle römisch-katholische Kirche unglaublich konservativ ist, wird in diesem Forum kaum jemand bestreiten. Aber Religion ist nicht von sich aus fortschrittsfeindlich. Im Gegensatz zu Dir glaube ich, dass Religion ursprünglich aus einem Wissenswunsch entstand. Kant meinte sogar, dass es eben unsere Vernunft ist, welche weiter gehen will, eben danach drängt, auch ausserhalb des Wahrnehmbaren nach Erkenntnis zu forschen. Darum sei es Aufgabe, die Vernunft zu zügeln und ihr Schranken zu setzen.
Flynn schrieb:
In ihrem Namen werden weltweit seit Jahrhunderten Kriege geführt, Menschen unterdrückt (u.a. Frauen, Homosexuelle) (...)
Früher habe ich auch so ähnlich über Religion und insbesondere ihre Rolle in der Geschichte geredet. Inzwischen habe ich dieses Bild revidieren müssen.
Nehmen wir mal die Antike, da hatte die Religion eine ganz andere Rolle. Da wurden die Leute aus anderen Gründen verfolgt und getötet. Die ersten Christen haben nicht verfolgt, sondern wurden verfolgt. Das Mittelalter ist dann die Zeit, in der die christl. Religion am mächtigsten wurde. Und gerade da, kannst Du Religion und Politik und Kaistertum nie scharf trennen. Die berühmten Kreuzzüge sind so ein Thema. Da war religiöser Glaube ein Teil, dazu kamen aber vor allem territoriale Machtziele und der Wunsch nach Reichtum. Ein anderes Bekanntes Thema ist die Inquisition, auch jene war mindestens ein so stark politisches Instrument, wie ein Religiöses.
Religionen sind aber auch Hüter und Überbringer allerlei antiker Schriften, sie haben die Wissenschaft weiterentwickelt, gefördert, erhalten etc. Natürlich immer unter einem Dogmatismus, der nur zuliess, was mit den katholischen Lehren vereinbar war. Aber man kann nicht behaupten, dass sie fortschrittshinderlich gewesen sei. Die Chinesen bspw., die an keinen Gott glaubten, waren sehr angetan von den Erfindungen und vom Fortschritt der Europäer, als im 16. Jahrhundert die Jesuiten in China lebten und sich dort in die Gesellschaft einbrachten (im übrigen extrem friedlich und angesehen).

In der Neuzeit findest Du aber genauso viel Verfolgung von Religionen wie umgekehrt und im 20. Jahrhundert noch mehr, sowohl unter Hitler, wie unter Stalin.

Extremismus ist in jeder Form gefährlich und abzulehnen. Die Kirche hat über mehrere Jahrhunderte definitiv ihre Macht schamlos ausgenutzt und unglaublich viele Verbrechen begangen. Genauso tat es aber auch das Kaisertum, taten es Könige und Grafen. Ein tyrannischer Atheist wie Stalin ist genauso gefährlich wie ein tyrannischer Gläubiger, denn beiden geht es darum ihre Gegner auszuschalten. Das beste Mittel dagegen ist meiner Ansicht nach, eben anders zu sein und anders zu handeln. Eben nicht extremistische Positionen zu vertreten und zuerst einmal jedem zu versuchen Respekt entgegenzubringen.
 

NewLex

Well-Known Member
Bin wohl selbst auch Agnostiker, halte das Christentum trotzdem nicht für schlecht. Die 10 Gebote und das neue Testament haben uns gelehrt "gut" zu sein und auch an unsere Mitmenschen zu denken. Das Christentum zeigt uns einen Weg wie wir leben sollen, ob man nun an Gott glaubt oder nicht. Ich helfe Menschen in Not, ich töte, lüge, stehle nicht, ich bin freundlich und denk auch nicht nur stur an mich selbst!

Selbstdenkende Menschen, brauchen wahrscheinlilch keinen Glauben, aber der Großteil der Menschheit braucht einen Leidfaden nach dem man sich richten kann um nicht vollkommen Wahnsinnig im Angesicht der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz zu werden.

Ich persönlich würde sehr sehr gerne an Gott oder irgendetwas anderes Glauben. Habs auch schon versucht durch Bibel lesen usw... Leider, machts in meinen Kopf einfach nicht klick und ich muss mich weiterhin mit der Sinnlosigkeit zufrieden geben...

€: Eine Sache noch zu den Kreuzzügen und den Kriegen die unter dem Vorwand der Religion geführt wurden: Würde es keine Religion geben, dann würde es trotzdem 100 andere Vorwände geben um einen Krieg anzufangen. Dann töten wir unseren Nachbarn halt weil er eine größere Nase hat oder eine andere Sprache...
 

Mestizo

Got Balls of Steel
NewLex schrieb:
[...]
Selbstdenkende Menschen, brauchen wahrscheinlilch keinen Glauben, aber der Großteil der Menschheit braucht einen Leidfaden nach dem man sich richten kann um nicht vollkommen Wahnsinnig im Angesicht der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz zu werden.
[...]

Willst du damit im Umkehrschluss sagen, dass alle Gläubigen keine selbstdenkende Menschen sind?
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
NewLex schrieb:
Die 10 Gebote und das neue Testament haben uns gelehrt "gut" zu sein und auch an unsere Mitmenschen zu denken.

Aha......und du meinst nicht, dass das Gut-Sein und an die Mitmenschen denken den meisten auch vorher schon klar war und sie entsprechend gelebt haben?


Ansonsten wollte ich nur mal folgendes einwerfen:
Spirituality is not religion. Religion divides people. Belief in something unites them.
- Aus Der Flug des Phoenix.
 

NewLex

Well-Known Member
Mestizo schrieb:
Willst du damit im Umkehrschluss sagen, dass alle Gläubigen keine selbstdenkende Menschen sind?
Also, ich spreche jetzt von meinen Eindrücken die ich von Bekannten, Freunden usw. aufgefasst habe und münze es nicht auf die gesamte Menschheit um. Was ich schreibe ist also kein Fakt, sondern nur meine Warnehmung der Dinge in meiner Umgebung. Das muss man ja fast schon immer in Diskussionsforen dazu schreiben, da man ja sehr schnell falsch verstanden wird, bzw. jemand beleidigen könnte :smile:

Wenn ich Leute frage ob sie an Gott glauben, sagen sie meistens ja. Dann frag ich wieso sie das tun und sie antworten: "Weil es nunmal so ist" oder "Darüber hab ich noch nie nachgedacht". Die Leute nehmen es einfach hin, weil es nunmal so ist und schon immer so war. Da denkt der Groteil einfach nicht drüber nach!

Also um auf deine Frage zurückzukommen: Ja, ich halte die Leute (in meiner Umgebung :wink: ) in Allgemeinen für nicht selbstdenkend, nicht nur Gläubige. Und viele wollen auch selbst gar nicht denken.
 

Monodrone

New Member
Ich
bewege mich also in dieser Welt, in der Sphäre meiner Warhnehmung. Das
ist die Grundsituation des Menschen, für einen Glauben muss man sich
erst bewusst entscheiden. Und dass ich jetzt KEINEN Sprung mache in
diese Sphäre außerhalb meiner Wahrnehmung, außerhalb aller physikalschen
Gesetze, außerhalb aller Vernunft, das willst du mir tatsächlich als
Glauben auslegen?
Für einen Glauben muss man sich
bewusst entscheiden? Nein, das halte ich für Quatsch. Du kannst so
erzogen werden, Du kannst ein Gefühl haben, das in dir einen Glauben
hervorruft. Viele Menschen, nicht nur religiöse haben das Gefühl, da sei
noch etwas. Das ist solange nicht unvernünftig, so lange sie dieses
Gefühl richtig einordnen und zwischen Wissen, Gefühl, Glauben etc.
trennen können.

Was ich Dir als Glaube auslege? Schon wie Du das
schreibst? Als wäre das die furchtbarste Beleidigung. Zuerst wollte ich
Dir als dein Glaube auslegen, dass Du glaubst, es gäbe keinen Gott. Das
steht auch in meinem Post. Wenn Du von seiner Nichtexistenz überzeugt
bist, ist das ein Glaube. Dein grösster Glaube scheint in meinen Augen
nun eher der zu sein, dass Glauben perse schlecht und gefährlich ist.
Oder dass Religion böse ist.





Die meisten Menschen, die religiös erzogen werden, hinterfragen
irgendwann ihren Glauben (genau wie sie irgendwann hinterfragen, ob es
den Weihnachtsmann denn wirklich gibt). Von demher ist ab einem
bestimmen Zeitpunkt natürlich eine bewusste Entscheidung, zu glauben.
Ein Gefühl, das Glauben auslöst, ist ebenso ein ganz klarer Einschnitt,
ein Auslöser, sich zu einem bestimmen Glauben zu positionieren. Nein,
man entscheidet sich zu glauben.


Mir ist es egal, was du mir jetzt als Glauben auslegen willst. Dass du
jetzt anfängst, Wortspielereien mit dem Begriff "Glauben" vorzutragen
(von wegen, mein Glaube sei, dass Glaube schlecht ist, also "Glaube" =
"Meinung", wie in "ich glaube Deutschland gewinnt die EM") überzeugt
mich einmal mehr, dass deine Glaubensbegriff viel zu schwammig und
undurchdacht ist.


Ich wollte nur diesen Denkfehler ausräumen, dass Nicht-Glaube ein Glaube
sei. Ich denke, dass Flynn und ich diesbezüglich klar formulierte
Argumente vorgelegt haben, denen du in deinem letzten Post mehr
ausgewichen bist, als ihnen etwas zu entgegnen.













Du musst deine Vernunft nicht ausschalten, wenn du glaubst, dass Jesus über Wasser gehen konnte? (...)
Nenne
mit bitte einen Glauben, der logisch schlüssig ist. Wie gesagt, ich
glaube du hast ein ernsthaftes Problem mit deinem Glaubensbegriff.
Glaube ist irrational, das ist seine Natur. Wenn du das bestreitest,
solltest du anfangen ein paar Lexika umzuschreiben.
Logik
am Bsp. "Jesus läuft über Wasser": Jesus ist Gottes Sohn. Gottes Söhne
können über Wasser laufen, also kann Jesus über Wasser laufen. - das ist
logisch schlüssig. Das Ding am Glauben ist ja, dass bereits die
Prämissen im Bereich des metaphysischen angesiedelt sind. Das heisst,
wenn Jesus Gottes Sohn war, kann er auch über Wasser laufen. Ich gebe
Dir Recht unsere Erfahrung, unser physikalisches Wissen und die
Wahrschenlichkeit sprechen dagegen. Hume schrieb ein wunderbares Kapitel
über Wunder in seiner Untersuchung des menschlichen Verstandes, falls
Du es nicht kennst, es würde Dir gefallen. Doch auch er kommt zum
Schluss, daran glauben kann man, daran ist nichts auszusetzen, doch man
darf es nicht als eine Tatsache ansehen.

Zitiere doch bitte die Lexikas, die schreiben, Glaube ist irrational. Würde mich interessieren :wink:


Die Logik des Glaubens zu beweisen, in dem du einfach einmal Gott
einwirfst, der ja alle logisch/ physikalischen Gesetze über Bord wirft,
weil er sich daran nicht halten braucht, ist schon ein ziemlich hartes
Stück. :facepalm: Kein Kommentar.


Schön, dass auch Hume zwischen Glauben und Wissen zu unterscheiden wusste.





Zum Lexikoneintrag: "Glaube, ein Überzeugtsein nach der Art festen
Vertrauens, dass zum Verhältnis von Wissen im neuzeitlichen Sinn als
bloß subjektives Für-wahr-Halten betrachtet wird."


Klar, das Wort irrational fällt hier nicht, aber allein die
Gegenüberstellung von Glaube und "neuzeitlich" verstandenem Wissen"
(also auch im Sinne der Aufklärung, also der Ablösung des Glaubens durch
die Vernunft), und der Hinweis auf die subjektiv abgeschottete
Sichtweise des Gläubigen (daher ja auch seine Immunität gegen
vernünftige Argumente) meinen genau das, was ich unter "irrational"
verstehe. Brockhaus, übrigens.





Meiner
Meinung nach darf man keine Rücksicht auf religiöse Gefühle nehmen,
andere müssen sich Spott und Satire auch gefallen lassen, da stellt die
Religion keine Ausnahme dar. Zudem sollte man unterscheiden zwischen
Toleranz und Respekt. Toleranz bedeutet, dass man etwas duldet, was eine
Last bedeutet. Dazu muss man aber erstmal wissen, dass es eine Last
ist. Also Toleranz ist erst da gefragt, wo Respekt, dass heißt
Annerkennung in der Form gar nicht gegeben ist.
Ich
weiss, was Toleranz bedeutet. Und habe bewusst den eher "schwachen"
Begirff gewählt, weil ich nicht glaube, dass Du tolerant gegenüber
Religionen bist, wenn Du von Müll schreibst. Müll ist etwas, was man
entsorgen muss. Es ist etwas, das weggehört, nicht etwas das man dabei
haben, teilhaben lässt. Müll ist Dreck und Abfall. Toleranz bedeutet im
übrigen nicht nur Duldung einer Last. Ich erlaube mir aus Faulheit
wieder Wiki zu zitieren: "Toleranz, auch Duldsamkeit,[1] ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten.[2]Gemeint ist damit heute häufig auch die Anerkennung einer Gleichberechtigung unterschiedlicher Individuen.[3]Das zugrundeliegende Verb tolerieren wurde im 16. Jahrhundert aus dem lateinischen tolerare („erdulden“) entlehnt.[4] Das Adjektiv tolerant in der Bedeutung „duldsam, nachsichtig, großzügig, weitherzig“ ist seit dem 18. Jahrhundert, der Zeit derAufklärung, belegt.[5] Ebenso die Gegenbildung intolerant, als „unduldsam, keine andere Meinung oder Weltanschauung gelten lassend als die eigene“.[5]

Die
Aufklärung hat sicherlich religiöse Gefühle verletzt. Gleichzeitig sind
aber viele, viele Aufklärer selbst religiöse Menschen gewesen :wink:





Man kann auch Müll gegenüber tolerant sein. Und auch dein Wiki-Zitat ist
ziemlich eindeutig, wenn es auf die Wortherkunft eingeht: tolerieren
heißt erdulden. Ich toleriere auch die Kartenleser und Wahrsager auf
Sport1 zur Mittagszeit. Toleranz ist gerade deshalb so ungemein wichtig
und viel höher anzusehen als Respekt, weil Toleranz miteinschließt, dass
ich die Meinung meines Gegenübers, auch wenn ich sie als noch so
lächerlich erachte, seine Meinung sein lasse, da er jedes Recht zu
seiner Meinung hat. Diese Respekt-Meinungsgleichschalterei kann mir
gestohlen bleiben, und sie hat auch nichts mit meinem Verständnis von
Pluralismus und Meinungsfreiheit zu tun.





Aber zu allem
anderen zitier doch mal die Stellen, die belegen, dass die offizielle
reformierte oder katholische Kirche heute noch sagt, Atheisten hätten
keine Moral, oder sie kämen in immerwährende Flammenhölle.





Siehe die widerliche Rede des Papstes vor dem deutschen Bundestag. Siehe
jede TV-Diskussionsrunde zu entsprechendem Thema. Das Atheisten keine
Moral hätten, implizierst sogar du, mit dem unsäglichen wie
unvermeidbaren Stalin-Pesudo-Argument später in deinem Post, auf das ich
noch eingehen werde.
 

Monodrone

New Member
Religionen
sind gefährliche, überholte und fortschrittshinderliche Ideologien. Sie
basieren komplett auf Ängsten, Wunschdenken und Indoktrination.
Darüber
kann man streiten. Ich denke, es kommt ganz auf die Form an, wie die
Religion praktiziert wird. Es ist heute schwierig zu sagen, inwieweit
Religion historisch Fortschritt behindert oder eben gefördert hat. Sie
tat wohl beides. Ein sehr schönes Buch ist "Warum Europa", indem der
Autor Islamische Länder, China und das christliche Europa in seiner
Entwicklung vergleicht und dabei versucht herauszufinden, warum sich die
Kulturen unterschiedlich entwickelt haben. Es zeigt sich darin v.a.
dass man "Religion" nicht einfach von der Menschheitgeschichte abkoppeln
kann. Dass die offizielle römisch-katholische Kirche unglaublich
konservativ ist, wird in diesem Forum kaum jemand bestreiten. Aber
Religion ist nicht von sich aus fortschrittsfeindlich. Im Gegensatz zu
Dir glaube ich, dass Religion ursprünglich aus einem Wissenswunsch
entstand. Kant meinte sogar, dass es eben unsere Vernunft ist, welche
weiter gehen will, eben danach drängt, auch ausserhalb des Wahrnehmbaren
nach Erkenntnis zu forschen. Darum sei es Aufgabe, die Vernunft zu
zügeln und ihr Schranken zu setzen.




Religion ist eine treibende Kraft der Menschheitsgeschichte, das will
hier keiner abstreiten. Religion war wohl der erste Versuch einer
allgemein gültigen Ethik, Rechtsprechung, Philosophie. Das darf man
anerkennen. Aber das ist jetzt auch wieder ein paar tausend Jahre her,
und bei aller Liebe, Religion ist heute nur noch ein Anachronismus, ein
Armutszeugnis des unmündigen, denkfaulen Menschens. Sicher gab es
Phasen, in denen sich die Kirche weltoffener präsentierte, als
christliche Denker die griechische Philosophen entdeckten und sie
weiterführten (wenn man das so nennen will . . .) oder sie sich durch
Blut und Schwert das Wissen und Kultur der Araber aneignete.


Aber Religion und Glaube sind im Kern ultra-konservativ! Es geht um
ewige Wahrheiten, um absolute Erkenntnis, um Dogmen! Schlimmer
fortschrittsfeindlich geht nicht. Die Kirche hat sich stets nach Kräften
gegen jeden wissenschaftlichen und humanistischen Fortschritt gewehrt.
Wahrer von Schriften und Wissenschaften, ja klar, aber hat die Kirche
denn jemals etwas unternommen, ihre Schäfchen an diesem Wissen teilhaben
zu lassen? Von der Gründungsphase der Religionen mal abgesehen (die
wohl in der Tat aus einer Mischung aus Angst und Sehnsucht nach
Sicherheit, also auch Wissen, entstanden sind), ist Religion sehr wohl
von sich aus fortschrittsfeindlich.


Kant sagt, man solle die Vernunft zügeln, weil sie nach immer Wissen strebe? Ein Grund mehr, ihn in die Tonne zu treten.





Früher
habe ich auch so ähnlich über Religion und insbesondere ihre Rolle in
der Geschichte geredet. Inzwischen habe ich dieses Bild revidieren
müssen.
Nehmen wir mal die Antike, da hatte die Religion eine ganz
andere Rolle. Da wurden die Leute aus anderen Gründen verfolgt und
getötet. Die ersten Christen haben nicht verfolgt, sondern wurden
verfolgt. Das Mittelalter ist dann die Zeit, in der die christl.
Religion am mächtigsten wurde. Und gerade da, kannst Du Religion und
Politik und Kaistertum nie scharf trennen. Die berühmten Kreuzzüge sind
so ein Thema. Da war religiöser Glaube ein Teil, dazu kamen aber vor
allem territoriale Machtziele und der Wunsch nach Reichtum. Ein anderes
Bekanntes Thema ist die Inquisition, auch jene war mindestens ein so
stark politisches Instrument, wie ein Religiöses.
Religionen sind
aber auch Hüter und Überbringer allerlei antiker Schriften, sie haben
die Wissenschaft weiterentwickelt, gefördert, erhalten etc. Natürlich
immer unter einem Dogmatismus, der nur zuliess, was mit den katholischen
Lehren vereinbar war. Aber man kann nicht behaupten, dass sie
fortschrittshinderlich gewesen sei. Die Chinesen bspw., die an keinen
Gott glaubten, waren sehr angetan von den Erfindungen und vom
Fortschritt der Europäer, als im 16. Jahrhundert die Jesuiten in China
lebten und sich dort in die Gesellschaft einbrachten (im übrigen extrem
friedlich und angesehen).

In der Neuzeit findest Du aber genauso
viel Verfolgung von Religionen wie umgekehrt und im 20. Jahrhundert noch
mehr, sowohl unter Hitler, wie unter Stalin.

Extremismus ist in
jeder Form gefährlich und abzulehnen. Die Kirche hat über mehrere
Jahrhunderte definitiv ihre Macht schamlos ausgenutzt und unglaublich
viele Verbrechen begangen. Genauso tat es aber auch das Kaisertum, taten
es Könige und Grafen. Ein tyrannischer Atheist wie Stalin ist genauso
gefährlich wie ein tyrannischer Gläubiger, denn beiden geht es darum
ihre Gegner auszuschalten. Das beste Mittel dagegen ist meiner Ansicht
nach, eben anders zu sein und anders zu handeln. Eben nicht
extremistische Positionen zu vertreten und zuerst einmal jedem zu
versuchen Respekt entgegenzubringen.





Ist ja schön, dass du Antike und Mittelalter anführen musst, um die
Rolle der Religion in der Gesellschaft zu verteidigen. Jetzt ist es aber
eben 2012. Was tut die Religion denn heute für den menschlichen
Fortschritt?





Und dann die Bombe, Stalin der Atheist. Du sagtest:


"Ein tyrannischer Atheist wie Stalin ist genauso
gefährlich wie ein tyrannischer Gläubiger, denn beiden geht es darum
ihre Gegner auszuschalten."





warum nicht "ein tyrannischer Schnauzbartträger wie Stalin...",


oder "ein tyrannischer kleingewachsener Mann wie Stalin ..."?





Das einzig richtige wäre aber "Ein tyrannischer Kommunist wie Stalin".
Ich fass es nicht, erst muss man sich abmühen, den Atheismus vom
Glaubensvorwurf loszueisen und jetzt muss man sich auch noch anhören,
der Atheismus sei eine Ideologie? Atheismus extrem heißt also "Gegner
ausschalten"? Ist "extremer" Atheismus etwa gleichbedeutend mit
Sozialdarwinismus? Mit Steinzeitkommunismus? Mit Staatsterror? Mit
Gefühllosigkeit? Mit Mordlust? Lass dir gesagt sein, es gibt keinen
extremen Atheismus. Atheismus ist die Ablehnung der Gotteshypothese. Was
daraus folgt, ethisch und ideologisch? Rein gar nichts. Weil Atheismus
keine Ideoogie ist. Du kannst Atheist sein und gleichzeitig Humanist. Du
kannst Atheist sein und gleichzeitig Faschist. Du kannst Atheist sein
und gleichzeitig Ökoterrorist.


Willst du im Ernst sagen, dass das Stalin-Regime ein in die Tat umgesetzes atheistisches System war? Gute Nacht, gute Nacht.
 

Woodstock

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@Monodrone

Kannst du bitte endlich aufhören Dinge zu unterstellen?! Die Definition von Atheismus spricht gegen deine Behauptung Atheismus sei kein Glaube. Du bist der Überzeugung es gäbe kein höheres Wesen das unsere Schicksal lenkt obwohl du keinerlei Beweise hast. Christen haben die Überzeugung das es so ist.

Keiner hat Beweise, alle denken nur das was für sie Sinn macht oder wie sie möchten das die Welt funktioniert. Für nichts gibt es irgendeinen eindeutigen Beweis. Ihr glaubt und daran ist doch nichts schlimmes. Warum streitet ihr so stark dagegen obwohl alle Definitionen gegen euch sprechen?

Flynn schrieb:
Um Monodrone mal ein wenig in Schutz zu nehmen: Atheismus ist selbstverständlich kein Glaube, genauso wenig wie eine Glatze keine Frisur ist, Nichtrauchen keine Sucht und Nicht-Briefmarken sammeln kein Hobby ist.

Wow. Die Vergleiche scheinen ähnlich zu sein haben aber mit dem eigentlichen Thema überhaupt nichts zu tun.

Flynn schrieb:
Monodrone hat zudem in keiner Zeile behauptet, er hätte einen stichfesten Beweis es gäbe keinen Gott. Dass habt ihr ihm unterstellt.

Das wirkt jetzt lächerlich. Das hat ihm hier niemand ernsthaft unterstellt. Wie soll er auch Beweise haben? Beweise die Wissenschaftler, Philosophen, Theologen und selbsternannten Propheten nie erbringen konnten. Aber er soll sie haben? Nichts gegen Monodrone aber ich denke nicht das er sie hat.

Flynn schrieb:
Er hat ganz richtig angemerkt, dass Atheismus schlicht die Ablehnung des Glaubens an Gott ist, weil es keine Beweise für seine Existenz gibt. Atheismus bedeutet die Abwesenheit der Auffassung, dass es göttliche Wesen gibt, es fehlt einem einfach der Glaube.

Ich hasse es wenn Leute meinen ihnen fehle der Glaube und begründen das mit dem Glauben an etwas anderes auch wenn sie es nicht so nennen.

Flynn schrieb:
Kein richtiger Atheist der bei Verstand wäre, würde behaupten es gäbe mit Sicherheit keinen Gott.

Dann fehlt sehr vielen Atheisten der Verstand, denn beinahe jeder Atheist den ich kenne ist exakt dieser Überzeugung. Jeder verneint die Existenz eines Gottes.

Flynn schrieb:
Wenn er dies täte, wäre es in der Tat eine Form von Glauben, da er ja Position bezieht.

Haarspalterei. Ihr bezieht doch Position obwohl ihr keinerlei Beweise habt. Ihr seid der Überzeugung und ihr lebt danach und das alles begann mit einer Idee und dem Glauben an derren Richtigkeit.

Flynn schrieb:
Solche Leute nennt man dann aber Antitheisten und nicht Atheisten!

Antitheismus ist auch sowas tolles. Atheisten glauben oder Mutmaßen das es keinen Gott gibt (Es fehlt der Beweis oder Gegenbeweis, solange ist es nichts anderes) und Antitheisten sind der festen Überzeugung. Antitheisten sprechen sogar jegliche Nützlichkeit von Spiritualität oder Religiosität ab (Gebote usw. Moral, Nächstenliebe), Dinge die es schon vor dem christlichen Glauben gab aber schon davor durch andere religiöse Botschaften verbreitet wurden.

Damit meine ich natürlich nicht das Antitheisten automatisch böse sind. Demjenigen der mir das jetzt unterstellt, unterstelle ich einen Hirnschaden.

EDIT:
Kommt es euch auch so vor als ob man die Rollen hier ganz brutal vertauscht hat? :ugly:
 

Presko

Don Quijote des Forums
@Monodrone: ich wollte sicher nicht Atheisten mit Stalin gleichsetzen. Ich wollte sagen, dass Extremisten unter Atheisten wie unter religiösen Menschen geben kann. Ich habe überhaupt nichts gegen Atheisten. Viele Freunde von mir sind Atheisten.

Zum Rest schreibe ich später was.

@Manny: Musstes Du jetzt so ein Zitat bringen. Da kann ich nicht einfach nix schreiben, denn das ist ja wieder so pauschal :nene:

Ich meine, jeder Glaube bzw. jede Überzeugung besitzt das Potenzial zu Konflikten und zwar immer dann, wenn zwei oder mehr Überzeugungen einander widersprechen. jemand glaubt x, jemand glaubt "nicht x" - und du hast den Konflikt. Seien das nun religiöse, wissenschaftliche, ethische, politische oder sonstwelche Überzeugungen. Gewalt oder soziale Probleme entstehen doch dadurch , dass mind. ein Träger einer Überzeugung meint , die andeeren Überzeugungen seien gefährlich für ihn oder seine Genossen, oder er will unbedingt die eigene Überzeugung durchsetzen, ihr Geltungsmacht verschaffen. Ein weiterer Aspekt liegt in der menschl. Psyche. Wir suchen nach Identität udn Anerkennung, beides finden wir in der Gruppenzugehörigkeit. Familie, Partei, nation etc. Eine Gruppe definiert sich durch geteilte Merkmale und dadurch, dass es Mitglieder wie Ausgeschlossene gibt. Gruppen tragen so immer Konfliktpotenzial in sich. Der andere Spekt ist das Streben nach Macht, das in unserer Kultur vorherrscht. Macht lernen wir, ist erstrebenswert und gut. Um Macht zu erlangen oder aufrecht zu erhalten muss man aber Gegner ausschalten.

Woher kommen denn Kriege? Nehmen wir die Antike, das waren vor allem machtpolitische, territoriale Kriege (Perserkriege, penep. Krieg). Auch die röm. Bürgerkriege oder die Kriege, Konflikte vor dem Zerfall des röm. Reiches waren nicht von Religion geprägt sondern entstanden wegen dem Streit um Kaisernachfolge oder politischer Macht, oder Territorialer Ausdehnung bzw. Verteidigung. Im Mittelalter kommt die Religion hinzu. Doch gerade im Hinblick auf die östlichen Kirche oder im Islam wird heute von überwiegend interreligiöser Toleranz gesprochen. Auch die Kreuzfahrerstaaten funktionierten nur dank interreligiöser Toleranz. Anders verhält es sich mit der europ. röm-kath. Kirche. Allerdings war es auch hier weniger der Gaube an und für sich als Machtbestrebungen, welche die Triebfeder für Gewalt darstellte. Zwangsmissionierung bedeutete in erster Linie Durchsetzung der Herrschaft und auch Integration oder Unterdrückung. Eine rel. Homogenisierung sozusagen. In der Neuzeut wiederum traten schliesslich Ethnie und Nationalismus in den Vordergrund. Anstatt religiöser wurden zur ethnisch Homogenisierungsversuche unternommen.



Konflikte und Gewalt fand insb. in Religion ihren Ausdruck, weil Religion lange Zeit das Identifikationsmerkmal war, das die Menschen einte oder eben trennte.
 
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