Zuerst einmal, wäre es nett, Du würdest in Ruhe die Sachen, die andere schreiben genau durchlesen und nicht alles mögliche hineininterpretieren. Sonst macht ne Diskussion keinen Sinn. Ich habe nie gesagt, Atheisten hätten keine Moral oder Stalinismus mit Atheismus gleichgesetzt. Ich sagte nur, es gibt auch atheistische Extremisten und Mörder, wie es religiöse Extremisten und Mörder gibt.
Monodrone schrieb:
Ein Gefühl, das Glauben auslöst, ist ebenso ein ganz klarer Einschnitt,
ein Auslöser, sich zu einem bestimmen Glauben zu positionieren. Nein,
man entscheidet sich zu glauben.
Meiner Ansicht nach kann man sich nicht für einen Glauben, sondern nur eine Konfessionen, oder für oder gegen einen Kircheneintritt bewusst entscheiden.
Monodrone schrieb:
Ich wollte nur diesen Denkfehler ausräumen, dass Nicht-Glaube ein Glaube
sei. Ich denke, dass Flynn und ich diesbezüglich klar formulierte
Argumente vorgelegt haben, denen du in deinem letzten Post mehr
ausgewichen bist, als ihnen etwas zu entgegnen.
Weiss nicht, wo ich ausgewichen bin. Sehe auch keinen Denkfehler.
Monodrone schrieb:
Die Logik des Glaubens zu beweisen, in dem du einfach einmal Gott
einwirfst, der ja alle logisch/ physikalischen Gesetze über Bord wirft,
weil er sich daran nicht halten braucht, ist schon ein ziemlich hartes
Stück.
Aber das ist ja der Witz an der Sache. Darum können wir Gott weder beweisen noch seine Nicht-Existenz beweisen. Es ist einfach nicht so, dass man sagen kann, Religion ist unlogisch. Gerade die röm.-kath. Kirche hat sich ja durch das auch hervorgetan, dass sie die Logik von Aristoteles aufnahm und weiterentwickelt hat, also die Scholastik.
Monodrone schrieb:
Zum Lexikoneintrag: "Glaube, ein Überzeugtsein nach der Art festen
Vertrauens, dass zum Verhältnis von Wissen im neuzeitlichen Sinn als
bloß subjektives Für-wahr-Halten betrachtet wird.
Ja klar, das ist Glauben. Würde ich so ja total unterschreiben. Da steht nix von irrational. Ich finde, das ist eine sehr gute Defintion.
Monodrone schrieb:
das Atheisten keine
Moral hätten, implizierst sogar du, mit dem unsäglichen wie
unvermeidbaren Stalin-Pesudo-Argument später in deinem Post
Quatsch. Mit keinem Wort. Das mit Stalin habe ich zu Anfang und in einem vorigen Post nochmal erklärt. Atheisten sind toll. Ich fühle mich den Atheisten sehr nah, würde mich aber eher zu den Agnostikern zählen, habe aber ganz viele Freunde, die sich wohl eher Atheisten nennen würden.
Monodrone schrieb:
Religion ist heute nur noch ein Anachronismus, ein
Armutszeugnis des unmündigen, denkfaulen Menschens.
Entschuldige, aber das ist wieder dermassen überheblich. Als ob all die millionen Menschen auf der Welt, die religiös sind, denkfaul wären. Als ob die alle nicht gecheckt hätten, was Du gecheckt hast. Arbeiter, Eltern, Künstler, Sportler, Wissenschaftler in allen Sparten watschst Du einfach mal denkfaul und unmüdig ab.
Monodrone schrieb:
Die Kirche hat sich stets nach Kräften
gegen jeden wissenschaftlichen und humanistischen Fortschritt gewehrt.
Wahrer von Schriften und Wissenschaften, ja klar, aber hat die Kirche
denn jemals etwas unternommen, ihre Schäfchen an diesem Wissen teilhaben
zu lassen?
Es ist recht schwierig dir relativ kurz und bündig zu antworten. Du stellst hier einfach so ganz pauschale Urteile hin. Dabei ist die Geschichte so komplex und es gibt nicht nur schwarz oder weiss. Einerseits hat die Kirche im Mittelalter Fortschritt verhindert. Indem sie einerseits alles bekämpft hat, was gegen ihre Lehrsätze verstiess und andererseits weil sie die Bürger bis zu einem gewissen Grad unmündig hielt. Gleichzeitig aber hat sie in dem Raum, den sie gab, aber auch Fortschritt betrieben. Hat selber geforscht entwickelt. Hat Universitäten unterhalten, den Leuten Lesen und Schreiben beigebracht. Je nach Ort, je nach Zeit wird sich das Verhalten der dortigen Autoritäten anders gestaltet haben. Zudem gibt es auch andere Religionen, so viele Religionen, die wir nicht mal kennen. es hat also beide Seiten. Adlige oder Bürger konnten sich in kirchlichen Bildungsinsitutionen sehr wohl sehr stark bilden. Bspw. Descartes war ein Universalgelehrter wie man ihn sich heute nicht mehr vorstellen könnte. Und auch später haben Kirchen Schulen gegründet und geleitet. Viele wenn nicht die meisten grossen Bildungsinstitutionen sind in Europa christl. Ursprungs, machen das heute noch insb. in Entwicklungsländern. In isl. Ländern wird das ähnlich sein. Gleichzeitig, da hast Du wiederum recht, war man von Kirchenseite aber auch früher auf eine gewissen Unmündigkeit angewiesen, mit Schule ging auch Lehre im rel. Glauben einher und wie gesagt, nicht gewolltes Wissen wurde bekämpft. Heute wirst Du auch auf beide Seiten stossen. Die Kirche war immer am Fortschrittlichsten in der Armenfürsorge, tut noch heute am meisten. Freiwilligenarbeit kommt auch von der Seite. Entwicklungshilfe, das Rote Kreuz alles ganz stark geprägt von rel. Einrichtungen und auch heute wird von der Seite ganz viel gemacht. Im Islam ist die die Fürsorge für Arme und Kranke ein hohes Gebot. Bei anderen Religionen kenne ich mich nicht aus, aber trotz natürlich konservativen Elementen, die sehr stark sind, ist Fortschritt dennoch auch dort vorhanden.
Monodrone schrieb:
Kant sagt, man solle die Vernunft zügeln, weil sie nach immer Wissen strebe? Ein Grund mehr, ihn in die Tonne zu treten.
Das zeigt für mich halt einfach diese Haltung, alles, was Dir nicht passt, schlecht zu machen. Kant sagt die Vernunft strebt auch immer über das Wissen hinaus. Vernunft (das ist nat. nicht das, was wir unbedingt Vernunft nennen würden) dringt eben danach Fragen wie "gibt es Unendlichkeit", "gibt es einen Gott", "gibt es die totale Freiheit" abschliessend zu beantworten. Und dadurch verschwinden dann eben die Grenzen zwischen Wissen und Glauben. Und darum gilt es, der Vernunft grenzen zu setzen, indem man sich bewusst bleibt, das ist nicht beantwortbar, da diese Fragen Bereiche betreffen, die gar nicht in unserem Wahrnehmungsbereich liegen. Kant unterscheidet da zwischen "Erscheinungen" und den "Dingen an sich". "Erscheinungen" sind raum-zeitliche Objekte, wie wir sie wahrnehmen. Die "Dinge an sich", sind die Objekte, die unsere Wahrnehmung aulsösen,die aber in Kants Vorstellung keine "raum-zeitliche Form" besitzen. Die raum-zeitliche Form ist die Art, wie wir Dinge wahrnehmen, nicht wie die Dinge an sich geformt sind. Wir können daher die Dinge an sich nicht wahrnehmen, weil wir nur raum-zeitlich (und gemäss weiteren Kategorien) wahrnehmen können. Wir können eine Idee über Dinge an sich haben, an sie glauben, über ihre Möglichkeit nachdenken, aber kein Wissen darüber gewinnen. Ich weiss nicht, ob das jetzt einigermassen verständlich ist.
Monodrone schrieb:
Ist ja schön, dass du Antike und Mittelalter anführen musst, um die
Rolle der Religion in der Gesellschaft zu verteidigen. Jetzt ist es aber
eben 2012. Was tut die Religion denn heute für den menschlichen
Fortschritt?
Die forschen, wie andere Institutionen auch. Kulturell kommen viele Leistungen von rel. Menschen und Gruppen und Institutionen. Wie gesagt im Bereich von sozialen Tätigkeiten sind sie sehr aktiv. Ein anderes Bspw., das ich aus der Recherche für eine Arbeit kenne, ist das Verhalten kirch. Kreise in den 60er und 70er Jahren in der Schweiz. Da herrschte eine aggressive fremdenfeindliche Debatte und von kirchl. Seite kam sehr viel Positives. Man hat wichtige Gruppen gebildet, die heute noch wichtig in Fragen Migration und Integration sind. Und auch heute noch gibt es Orte auf der Welt, wo Schulen, die von rel. Organisationen aufgebaut wurden, die einzige Bildungsmöglichkeit darstellen. Darunter wird es bessere und schlechtere Schulen geben, aber zumindest gibt es Schulen. Auch im Sammeln von Geld und Spenden für spezifisch soziale Aspekte sind sie sehr gut.
@Blorps: Ich kann mich da nur Mestizo anschliessen. Und bedenke, wenn es um Religion geht, es gibt ja nicht nur den Vatikan.