Die Tage wanderte wieder der Unrated Director's Cut von Wes Craven's 'Scream' in den Player. Im Zuge dessen kann ich mir eine Review nicht verkneifen:
Review:
"Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?"
"Keiner!"
"Und wenn er kommt?!"
"Dann sterben wir!"
1996 startete ein kleiner Horrorfilm in den Kinos, der den Mut besaß und das Risiko einging, mit sämtlichen Konventionen des Genres zu brechen und sich anschickte, dieses damit schlagartig zu revolutionieren und bis heute maßgeblich zu beeinflußen.
Der Film heißt 'Scream' und sein Regisseur Wes Craven, der Mann, der den Fans einige Jahre zuvor mit 'A Nightmare On Elm Street' bereits einen wegweisenden Slasher bescherte.
Geistiger Vater war allerdings ein junger, ambitionierter Autor names Kevin Williamson, dessen Drehbuch zuvor unzählige Male abgelehnt wurde, bis sich die "Weinstein Company" einen Ruck- und dem Mann eine Chance gab, sein Projekt auf die große Leinwand zu bannen.
Schließlich war das Slasher-Sub-Genre bereits offiziell für tot erklärt worden und bis dahin wollte niemand das finanzielle Risiko eingehen, Millionen von Dollar auf ein totes Pferd zu setzen, wie es so schön heißt.
Dass alles anders kam, ist hinlänglich bekannt und auch der einstige Newcomer Williamson ist inzwischen längst etabliert.
Doch hat der Film seinen Kult- und Klassiker-Status überhaupt verdient? Diese Frage beantwortet diese Review.
'Scream' ist sich durchaus seiner Rolle bewusst und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sogar bewusster, als jeder andere Horrorfilm der Kinogeschichte. Das Spiel mit den Regeln, die andere, artverwandte Filme vor ihm aufstellten, darunter auch die Filme des Regisseurs, zeichnet das Werk ebenso aus, wie seine referenzielle Verknüpfung mit der Pop-Kultur der damaligen Zeit, der Tanz mit den Meta-Ebenen, wie z.B. dem Bewußtsein, dass da draussen noch andere Slasher existieren, auf die man verweisen- und die man-, ob ihrer Oberflächlichkeit und sklavischen Schemata, auf äusserst respektvolle Art parodieren sollte.
Craven und Williamson sind sich nicht zu schade und auch nicht zu feige, den direkten Vergleich zu wagen und sich auch vor dem Weg, den Filme wie Hitchcock's 'Psycho' oder Carpenter's 'Halloween' ebneten, zu verbeugen, denn ohne sie gäbe es vermutlich ihren eigenen Film nicht, zumindest würde ihm dieser besondere Reiz, diese hintersinnige, intelligente Inszenierung und Konzeption fehlen und seine unbestreitbare Qualität erheblich mindern.
So verwundert es nicht, dass man auch in Sachen Darsteller der Konzeption folgt. Junge, gutaussehende und bis auf eine Ausnahme mehr oder weniger unbekannte Mimen schlüpfen in Rollen, die in Filmen dieser Art so oder so ähnlich zuvor von unzähligen anderen, jungen und attraktiven Schauspielern verkörpert wurden, mit dem Unterschied, dass dieser Cast bis in die kleinste Nebenrolle auf extraordinär hohem Niveau abliefert.
Und so schliesst sich wieder der Kreis, denn einerseits folgt man auch in der Besetzung den Regularien, bricht diese aber gleichzeitig, indem man das Klischee des unbegabten Seifenoper-Darstellers, der nur als Futter für die Bestie dient, ignoriert und tatsächlich auf talentierte Exemplare zurückgreift.
Der Spieltrieb der kreativen Köpfe hinter der Produktion ist sogar so stark ausgeprägt, dass sie ihr bestes und populärstes Pferd im Stall bereits im Prolog die Marschroute für den gesamten Filmverlauf, den Ton der Inszenierung und alles, was da kommen mag, lauthals und effektiv ausposaunen lassen.
Da versteht es sich von selbst, dass sich ein Komponist wie Marco Beltrami nicht zweimal bitten lässt, seine mit Abstand beste und bis heute bekannteste Arbeit abzuliefern.
Das alles lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Nie war ein Horrorfilm effektiver, eine Mörderhatz spannender und unvorhersehbarer. Nie hatte man dank der unzähligen Querverweise, pop-kulturellen Anspielungen und der selbstironischen Inszenierung soviel Spaß und war gleichzeitig aufgrund der Brutalität und Kompromisslosigkeit schockierter als während und nach 'Scream'.
Fazit:
Einer der besten-, vielleicht sogar der beste Horrorfilm aller Zeiten. Ein moderner Klassiker und ein zeitloses Meisterwerk!
10/10