Okay, dann will ich mal versuchen, das Ganze mit ein wenig Abstand einzuordnen, und versuche dabei überwiegend Spoilerfrei zu bleiben, was aber nicht immer gelingen wird. Vielleicht ist es ganz sinnig, mit den positiven Aspekten zu beginnen. Ich finde DARK FATE etwas besser als GENISYS. Hamilton ist eine Wucht, und Davis sogar noch besser. Gerade auf Davis setzte ich auch und besonders wegen HALT AND CATCH FIRE große Hoffnungen und wurde da auch nicht enttäuscht, Hamilton hat einige hervorragende Szenen und man merkt ihr an, dass sie scheinbar wirklich Bock auf die Rolle hatte. Ihre gemeinsamen Szenen mit Arnie sind klasse, und auch Schwarzenegger wirkt, als ob ihn nicht bloß der etwaige Ruf eines Comebacks oder eines größeren Schecks zurückgetrieben hat.
Dazu kommt der Film tatsächlich nie wirklich zur Ruhe und reiht Actionszene an Actionszene, die von Tim Miller nach heutigen Sehgewohnheiten auch ordentlich umgesetzt wurden - ob das jetzt tatsächlich ein Plus ist, dazu komme ich später nochmal.
So leid es mir tut: Das war es an positiven Faktoren. Inhaltlich ist es eine schales und kaum verstecktes Remake-Gemisch von 1+ 2, das aus dem Fakt, dass alles, was nach Teil 2 passiert ist, keinen Nutzen zieht. Skynet gibt es nicht mehr? Egal, da entstand halt was Neues, was im Umkehrschluss jedoch nichts Neues ist. John Connor, um den sich im Grunde alles drehte, derjenige, ohne den die Zukunft der Menschheit nicht möglich war? Völlig uninteressant. Der neue Terminator? Ja mei, dann teilt er sich halt und gut ist.
Bis auf Davis´ Figur, und selbst das ist ja nun kein dramaturgischer oder erzählerischer Geniestreich, gibt es da Nichts, was wirklich relevant oder wichtig wäre.
Man mag von GENISYS halten was man will: Was die Story oder die Auswirkungen für das Franchise betraf, war der in allen Belangen ambitionierter und fordernder. Dass sie sich da selbst verrannt haben und die Besetzung eine Katastrophe war: geschenkt, aber die WOLLTEN da tatsächlich die Reihe fortführen, den Wurzeln treu bleiben und gleichzeitig eine neue Richtung einschlagen. Das ging insbesondere im letzten Drittel zwar gänzlich in die Hose, aber da hatte man sich was vorgenommen. Bei DARK FATE fehlt diese Ambition komplett. Da kann Cameron noch so freudig erregt ""It's gritty, it's fast, it's intense" in die Kamera zischen: Inhaltlich ist es vor allem altbacken und komplett auf Nummer Sicher gehend. Dass ich es zudem generell überhaupt nicht mag, wenn man aus lauter Faulheit oder Verzweiflung einfach mal Teile eines Franchises komplett ignoriert, kommt noch erschwerend hinzu. Da hatte T3 z.B. Eier in der Hose, die DARK FATE nie haben wollte.
Wenn das tatsächlich der Anfang einer Trilogie sein soll, dann aber gute Nacht. Wenn einem schon im ersten Film nichts Neues einfällt, fragt man sich allen Ernstes, was im Mittelteil folgen soll.
Und dabei nehme ich ganz bewusst, die immer wieder lancierte Logik-Debatte raus. Das ist bei Zeitreisefilmen immer eine Nummer für sich, und wer da nun für alles eine schlüssige, wirtschaftlich untermauerte Erklärung braucht, war schon bei T1 raus.
Womit Cameron aber wie gesagt recht hat: Da rappelt es im Karton; vielleicht auch, um den Mangel an Handlung und Innovationen zu überdecken. Dafür grätscht diese Rasanz aber gerade die Szenen ab, die die ersten beiden Filme über den reinen Bombast hinaus in Erinnerung bleiben ließen. Man hätte gerne mehr von T-800 und Sarah gesehen, gerne auch mehr von Sarah und Grace, doch entweder wusste man nicht, wie man das umsetzen soll, oder man fürchtete, dass Publikum könnte sich langweilen.
Eine Actionszene recht zu Beginn lässt tatsächlich Erinnerungen an T2 aufkommen, setzt zumindest teilweise auf echte Stunts und wirkt daher auch wesentlich wuchtiger als der überwiegende Rest. Der ist nämlich dermaßen Over the Top und visuell so extrem künstlich ausgefallen, dass es eher wie eine Comic-Adaption wirkt. Das mag den heutigen Sehgewohnheiten und Ansprüchen des jüngeren Publikums genügen, hat aber nur bedingt mit den T-Filmen zu tun und schreckte mich in dieser Form eher ab. Das man bisweilen dann auch tricktechnisch nicht überzeugen kann, ist dann aber schon überraschend.
Das geht dann auch auf Kosten der Spannung, denn diese Dramatik wie in T1, T2 und in Ansätzen auch in T3 sucht man hier vergebens.
Was DARK FATE jedoch besonders holprig wirken lässt, sind einige Passagen, die entweder witzig, selbstironisch oder - und das wäre die schlechteste der drei Alternativen - wirklich ernst gemeint waren, und nicht funktionieren wollen. In diesen Momenten wirkt der Streifen wie eine schlechte Parodie auf sich selbst. Schon die Hintergrundgeschichte des T-800 ist dermaßen abstrus, dass ich jeden Moment darauf wartete, dass es doch noch irgendwie aufgelöst wird, und das alles nur ein Gag oder ein Vorwand für was anderes ist. War es aber nicht. Und von den Kalibern gibt es immer wieder mal, wenngleich auch kleinere Streuungen, die mich meine Nachos in der Hand zerbröseln ließen.
Unter dem Strich? Ich bin da ehrlich gesagt etwas ratlos, denn es ist bei so einem Franchise einfach nicht möglich, losgelöst von den anderen Filmen eine Einordnung zu treffen. Wären T1 und T2 - und mit großen Abstrichen auch T3, auch wenn das der Eine oder Andere anders sehen mag - nicht so gut, würde ich DARK FATE teilweise mit etwas anderen Augen sehen, und ich versuche diesen Faktor auch weitestgehend auszublenden, was aber sicherlich nicht komplett gelingen wird. Aber dann wäre das ein rasanter, extrem gut besetzter Popcorn-Streifen mit vielen Schauwerten und einigen netten Ideen. Vermutlich würde ich dem dann abhängig von Tagesform und Laune 7/10 geben.
Als Terminator-Beitrag, der so groß mit der Rückkehr des Machers und der Franchise-Ikone wirbt und nun das fixen will, was zuletzt schief gelaufen ist, würde trotz der Rasanz, trotz der einen oder anderen guten Action-Szene und trotz der Besetzung eher Enttäuschung einkehren, da man inhaltlich keinen Schritt nach vorne kommt, weil man zu offensichtlich Angst davor hatte, etwas Neues zu probieren, weil der Look zu künstlich ist und weil man eben nicht mehr erschaffen hat, als einen akzeptablen Blockbuster. Und das sollte für einen Terminator-Beitrag einfach zu wenig sein. Wären dann vermutlich 4/10. Im Durchschnitt also 5,5/10 und weil ich so begeistert bin von Davis und Hamilton runde ich das mal im Gesamtpaket zu einer 6/10 mit Ach und Krach auf.
Zur besseren Einordnung:
T1: 9,5/10
T2: 9/10
T3: 8/10
T4: 4,5/10
T5: 5,5/1