@Woodstock:
Witzig, ich habe meine DVD-Version gestern auch gesehen.
Die ersten 45 Minuten mag ich sehr, den Rest nur noch punktuell, aber insgesamt ist es ein Film, dessen Gegenwartskommentare ich für relevant und z.T. sehr klug halte (bzw. fragen möchte: welche anderen aktuellen Filme erreichen dieses reflektorische Niveau?).
"Ohne jegliche Subtilität" - nein, finde ich nicht. Etliche Kleinigkeiten sind sehr nett erdacht. Z.B. Kamerafahrt über Neos Arbeitstisch: "Matrix" ist nur noch ein preisgekröntes, legendäres Videospiel mit Spielzeugverkauf drumherum. Der Brüller ist dann, dass sogar der Mittelfinger, den er Smith einst gezeigt hat, als Gimmick dort rumsteht. Oder auch die Smith-"Büste" im Zimmer seines Chefs. Sein ganzer, einst realer Kampf ist vom System reabsorbiert worden. Man schaue sich mal Wolfgang M. Schmitts alte Matrix-Kritik an, und vergleiche sein ödes Philosophieseminar-Gerede mit diesen unterhaltsamen und gleichzeitig zum Denken anregenden Bildern.
Die Bullet-Time-Aussage des Architekten passt da perfekt rein: "ich kontrolliere dich mit der Idee, die dich definiert hat". Und gerade seine Feststellung, dass die Menschen in erschreckendem Ausmaße "jeden Scheiß" glauben, sehen wir doch spätestens seit Wahlsiegen für pathologische Lügner wie Trump. Man kann den Leuten heute sogar erzählen, dass unter der Erde Kinder gehalten werden, denen Blutkomponenten für Reiche abgezapft werden... wer hätte vor 50 (oder von mir aus auch 30) Jahren so etwas verbreiten können, im Wissen, dass er
massenhaft Zuspruch erhalten wird?
Das Zerschnipseln der alten Matrix-Szenen tut beim ersten Anschauen (oder auch danach noch) weh, aber das soll es auch. Lana Wachowski weiß, dass Matrix ein Mythos ist, und was tut sie? Sie dekonstruiert ihn. Ein Sequel dieser Art gab es wohl noch nie, auch dafür hat sie Anerkennung verdient.
Aber klar, in einer besseren Welt hätte ich mir diese Leiden gerne alle erspart, und es gäbe nur das wunderbare
The Matrix... und von mir aus noch n' Videospiel dazu