Zuletzt gelesenes oder gehörtes Buch

jimbo

Administrator
Teammitglied
Ich werde mir die Bücher nie kaufen, aber ist immer interessant zu lesen.

Gibts Bücher die ihr gerne verfilmt sehen würdest?
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Beute oder Micro von Michael Crichton wären so Kandidaten.

Gerne auch mal eine wirklich buchnahe Verfilmung von Mary Shelleys Frankenstein.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Julian Barnes: Der Lärm der Zeit
Roman über einen russischen Komponisten, der in der kommunistischen Sowjetunion lebt und arbeitet. Früh schon wird das Regime unter Stalin negativ auf ihn aufmerksam und verurteilt seine Arbeit öffentlich als formalistisch. Der Komponist wartet während der Jahre der Säuberung ständig darauf, umgebracht zu werden. Doch das Regime lässt ihn leben und er muss sich mit der Macht arrangieren, welche ihn für ihre Zwecke ausnutzt. Gefiel mir sehr gut. Der Roman beschreibt den ständigen Terror, unter einem solchen Regime zu leben, ohne direkt Gewalt angetan zu bekommen, sehr eindrücklich und bringt das Dilemma der Figur gut auf den Punkt. Auch sprachlich toll geschrieben.

Julian Barnes: Die einzige Geschichte
Es war ein Zufall, dass ich gleichzeitig anfing, Julian Barnes' Roman Die einzige Geschichte als Hörbuch zu hören. Eine ganz andere Erzählung. Es geht um die Liebe eines jungen Mannes zu einer 30 Jahre älteren Frau, den Hindernissen, die ihnen und ihrer Beziehung in den Weg gelegt werden, die sie aber aufgrund der Stärke ihrer Liebe alle überwinden. Schliesslich ist es der Alkoholismus der Frau, welcher die Liebe in späteren Jahren langsam aber sicher zerstört. Ich war kurz davor den Roman abzubrechen. Die Liebesgeschichte selbst hat mich wenig interessiert. Barnes' Überlegungen zum Phänomen der Liebe sind sicherlich klug und fern ab der typischen Plattitüden, aber es interessierte mich einfach nicht, genauso wenig die Figuren. Doch die zweite Hälfte hat mich dann enorm berührt. Als die Geschichte sich mehr darum drehte, wie die Frau in die Alkoholsucht abgleitet und was das mit der Beziehung der beiden macht. Ich habe Ähnliches in der Familie erlebt und es ist wahnsinnig gewesen, wie vieles ich wirklich so krass wieder erkannt habe. Manchmal schauderte es mich richtigehend.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist von Peter Cameron
Es geht um einen 18-jährigen James, der in der Gallerie seiner Mutter arbeitet und bald aufs College soll. Nach einem psychischen Zusammenbruch auf einer schulischen Exkursion machen sich alle Sorgen um ihn. Tatsächlich ist James äusserst unglücklich mit seinem Leben. Auch die Vorstellung aufs College zu gehen behagt ihm nicht. Das Interagieren mit mit anderen Menschen, insbesondere Gleichaltrigen, fällt ihm schwer und so träumt er davon, anstatt aufs College zu gehen, irgendwo im mittleren Westen ein Haus zu kaufen, irgendeinen Job anzunehmen und den ganzen Tag zu lesen.

Nicht zu unrecht wird das Buch von Cameron auf dem Klappentext als moderner Fänger im Roggen bezeichnet. Die Parallelen sind unübersehbar. Wobei Cameron's Roman dann doch sehr viel zuversichtlicher endet (zumindest so, wie ich den Fänger in Erinnerung habe). Mir hat die Geschichte jedenfalls wirklich sehr gut gefallen. Dem Autor ist ein schönes Gleichgewicht aus beissender Ironie und Melancholie gelungen, nur an einer Stelle ist es mir etwas zu zotig gewesen. Es gibt ein paar wirklich berührende Stellen und gleichsam Zeilen, die mir ein genüssliches Grinsen abgerungen haben. Kann den Roman also sehr empfehlen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Klingt alles drei recht gut.

Preston / Child - Demon

Pendergast muss ein Küstenstädtchen untersuchen, in dem eine eingemauerte Leiche gefunden wurde. Ist um einiges kleiner und unspektakulärer als Attic, aber macht agathachristischen Spaß, Dank Pendergasts eigensinniger und dreisten Art. Ist zudem sehr kurzweilig.
 

Puni

Well-Known Member
Charlotte McConaghy - Zugvögel

Geht um eine Frau namens Franny in einer nicht all zu fernen Zukunft, in der die Meere so gut wie leer gefischt sind und es kaum noch Artenvielfalt gibt. In Grönland bringt sie den verrückten Kapitän Ennis und seine Crew dazu Küstenseeschwalben - den vermutlich letzten ihrer Art - bis runter in die Antartkis zu folgen. Unchronologisch wird hierbei auch Frannys Leben in Rückblicken erzählt.
Zugvögel ist ein wirklich fantastischer Roman. Selten kamen mir an so vielen Stellen in einem Buch die Tränen, während trotz der sehr düsteren, realistischen Thematik hinsichtlich Umweltzerstörung, Mental Health und Schuldbewältigung hier und da immer wieder Hoffnungen durchschimmern - und genau diese Momente sind es, die das Buch so unfassbar gut machen. Diese Odyssee wird mich wahrscheinlich noch länger beschäftigen.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Sophia, der Tod und ich.

Ganz unterhaltsam, allerdings auch Mal kitschig und etwas drüber. 6/10 :smile:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Stephen King - Das Monstrum/Tommyknockers

Ein UFO Wrack beeinflusst eine Kleinstadt.

Konzeptionell ein wenig wie In einer kleinen Stadt, Die Arena und The Stand, aber die Charaktere sind leider nicht so gelungen, es hat viel zu viel Füllermaterial und das Ende ist ähnlich dämlich wie bei The Stand. Eins seiner schwächeren Werke.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Hast du auch schon andere Inspektor Takeda Romane gelesen? Hab nur "und der leise Tod" gelesen und fand das ganz gelungen, aber es wäre jetzt kein 9er Kandidat gewesen. Aber wenn die anderen Romane sich lohnen, würde ich mir die auch mal zu Gemüte führen.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Hast du auch schon andere Inspektor Takeda Romane gelesen? Hab nur "und der leise Tod" gelesen und fand das ganz gelungen, aber es wäre jetzt kein 9er Kandidat gewesen. Aber wenn die anderen Romane sich lohnen, würde ich mir die auch mal zu Gemüte führen.
Ne, es ist mein erster. Wobei ich dazu sagen muss, das es das Hörbuch auf Spotify ist und der Sprecher Takeda einen unglaublich angenehmen und würdevollen japanischen Dialekt gibt, der nie in die falsche Richtung abdriftet.

@Cimmerier Altona würde dir sicher gefallen. Es werden viele Themen und gesellschaftliche Probleme angeschnitten von denen ich denke, dass sie dich interessieren. Ich hoffe das er noch in jedem Roman einen neuen Partner bekommt, wobei ich es schon interessant fände wenn Takeda in Deutschland in jeder Stadt Mal arbeiten würde und die Eigenheiten der unterschiedlichen Ecken kennenlernen würde.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Jim Thompson - Muttersöhnchen

Die Buchvorlage zu "Grifters" mit John Cusack. War ganz gut, aber bei weitem nicht das beste Buch von Thompson und auch im Vergleich zum Film eher mäßig, was ja nicht so oft vorkommt. Wobei es vielleicht auch nur daran liegt, dass ich den Film vor dem Buch kannte.
Thompsons Erzählstil ist aber immer wieder angenehm zu lesen.

William Gibson - Futurematic

Der dritte Teil der Idoru-Trilogie und besser als der zweite, aber schwächer als der erste. Insgesamt ein ziemlich abgefahrenes und unterhaltsames Cyberpunk-Abenteuer.

Frank T. Zumbach - Edgar Allan Poe

Eine sehr ausführliche und interessante Biografie, die mit dem notwendigen Abstand an das besondere (und besonders unglückliche) Leben des Schriftstellers herangeht, ohne ihn zu sehr zu vergöttern oder zu verteufeln. Habe dadurch wieder Lust bekommen, alle Geschichten von Poe noch einmal zu lesen.

Bruce Begout - Motel. Ort ohne Eingeschaften.

Ein seltsames Buch. Im Grunde ein Sachbuch über die Entstehungsgeschichte und die Symbolik von Motels, aber es liest sich fast wie ein Roman, in dem das Motel die Hauptfigur ist. Ohne Dialoge (wahrscheinlich auch nur, weil Motels nicht sprechen können), aber vom Schreibstil her zu kunstvoll, um ein einfaches Sachbuch zu sein. Hat mir sehr gefallen.

Curzio Malaparte - Die Haut

Ein autobiografischer (zumindest teilweise - lässt sich nicht feststellen) Roman über die Zeit kurz nachdem das Mussolini-Regime gestürzt und Italien von Nazis befreit wurde. Wie schon "Kaputt", ist auch dieses Buch voller grotesker Szenen, die den Schrecken des Krieges (und in diesem Fall auch die der Nachkriegszeit) zeigen. Auch die Dialoge sind wieder reichlich schräg.
An "Kaputt" kommt es nicht heran und es ist auch absolut kein Wohlfühl-Buch, aber ich fand es gut.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Da es der dritte Teil einer Trilogie ist, wollte ich jetzt nicht ins Detail gehen :wink:
Aber es ist halt Cyberpunk mit einigen abgefahrenen Ideen - wie z.B. eine prominente japanische "Frau", die nur digital existiert, aber ein eigenes Bewusstsein entwickelt und sich aus dem Internet gleich an mehrere Stellen weltweit "teleportiert", wo sie dann mit einem realen Körper erscheint. Oder eine nicht mehr befahrene Brücke, auf der sich eine Siedlung und eine eigene halbanarchistische Kultur entwickelt. Solche Sachen halt.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Simone de Beauvoir: Die Unzertrennlichen
Ein wohl autobiografisch geprägter Roman über die Freundschaft zweier junger Frauen während den 1940er bis 1960er Jahren. Sylvie und Andrée sind unzertrennliche Freundinnen. Sie wehren sich gegen die Zwänge der christlich-bürgerlichen Gesellschaft, denen sie als junge Frauen ausgesetzt sind. Wobei Syilvie für Andrée eine Form der Liebe empfindet, welche so nicht erwidert wird. Simone de Beauvoir arbeitete in der Geschichte den tragischen Tod ihrer Jugendfreundin auf. Es ist ein sehr sanfter, ruhiger Roman, der erst vor einigen Jahren veröffentlicht wurde. Simone de Beauvoir soll wohl davor zurückgeschreckt sein, den so persönlichen Roman zu veröffentlichen. Sprachlich sehr gelungen, mit vielen spannenden Einsichten in das Erleben von jungen Frauen in dieser Zeit.

Oyinkan Braithwaite: Das Baby ist meins
Der Roman spielt in Nigeria während des Corona-Lockdowns. Die Hauptfigur ist ein junger Frauenheld namens Bambi, der von seiner Freundin während des Lockdowns aus der Wohnung geworfen wird und bei seiner Tante aufgenommen wird. Die Tante hat erst gerade wieder ein Kind bekommen, ihr erstes Baby war tragischerweise verstorben. Doch noch jemand ist in der Wohnung, nämlich die Geliebte seines Onkels und diese behauptet nun plötzlich, das Baby sei gar nicht das ihrer Tante, sondern das ihrige. Bambi findet sich plötzlich in einem heftigen Streit der beiden Frauen darüber wieder, wer wirklich die Mutter des Kindes ist und versucht in der Folge herauszufinden, wer von beiden die Wahrheit sagt. Es handelt sich hier um eine recht kurze und straffe Erzählung mit viel bitterbösem Humor, welche den Lockdown sehr gut in die Geschichte integriert. Leider blieben mir als Leser die Figuren selbst recht egal.



 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Preston Child - Das Relikt
Haben sie als Film recht nah umgesetzt, Story funktioniert als Buch sogar noch besser. Passt auch gut zum Nachfolger Attic. Spannend und sehr kurzweilige Monsterhatz. Im Buch heißt das allerdings Mbwun und nicht Kothoga.

Da fällt mir ein, dass ich mir noch Dan Simmons' The Terror zulegen muss.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Naoise Dolan: Aufregende Zeiten

Der Roman handelt vom einer jungen Irin, die in Hongkong englisch als Fremdsprache unterrichtet. Dort lernt sie einen englischen Banker kennen, zieht bei ihm ein und beginnt eine Affäre mit ihm. So gerät sie auch in den Kontakt zu einer ganzen Schicht neureicher Expats in Hongkong. Die Beziehung zum Banker erweist sich für sie als kompliziert, da die ständig mit ihren Gefühlen ihm gegenüber hadert, den sich entwickelnden Abhängigkeiten etc. Als er für einige Monate nach London muss, lernt sie die Hongkongerin kennen und verliebt sich in sie, verrät ihr aber nichts von ihrer Beziehung zum Banker.

Der Roman ist in einem ironisch-nachdenklichen Plauderton geschrieben. Wenig eigentliche Handlung als Reflexion über Beziehungen, Sexualität, Identität und Orientierungslosigkeit. Teilweise recht bissig und mit Sicherheit auch nicht blöd, aber am Ende hab ich mich trotzdem irgendwie gefragt: Und jetzt? Was nehme ich daraus mit?
 

Presko

Don Quijote des Forums
Alaa Al-Aswani: Die Republik der Träumer
Gesellschaftsroman über die ägyptische Revlution 2011, die damit verbundenen Träume und Hoffnungen, den Kampf um die Deutungshoheit, die mediale Manipulation der Gesellschaft und staatlichen Repressionen, und schliesslich um die Enttäuschung jener, die an vorderster Front für die Revolution gekämpft haben. Dabei erzählt Al-Aswani aus der Sicht verschiedener Figuren auf beidein Seiten. Dramaturgisch sehr geschickt aufgebaut, lässt einen als Leser an der Wut, den aufkeimenden Hoffnungen und den Enttäuschungen teilhaben. Erlaubt einem auch einen recht tiefen Einblick in eine Kultur und Gesellschaft, von der ich persönlich etwa wenig wusste, und versucht ein komplexes Bild zu zeichnen, was ihm meiner Ansicht nach auch gelingt. Es ist ein durchaus wütender Roman, der sich auch viel Zeit nimmt, die Gräuel der staatlichen Repressionen zu beschreiben. Wirklich gestört hat mich eigentlich nur das unversöhnliche Ende. Nicht unbedingt, weil es unversöhnlich ist, sondern in der Art und Weise, wie es diese darstellt. Aber wer sich für die Situation in Ägypten und insbesondere für die Revolution von 2011, ihre Ursprünge und Folgen, interessiert - unbedingt empfehlenswert.
 

Puni

Well-Known Member
Alena Schröder - Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Erzählt auf drei Zeitebenen die Geschichte von drei bzw. vier Generationen an Frauen, angefangen im Deutschland der 1920er bis heute. Dabei geht die Doktorantin Hannah auf die Suche nach Gemälden, die der Familie ihrer Urgroßmutter - verheiratet mit einem jüdischen Kulturjournalisten, dessen Vater Kunsthändler war - zur Nazizeit geraubt wurde. Auch ihre Großmutter spielt dabei eine wichtige Rolle.
Klingt auf dem Papier erstmal trockener und komplexer, als die Geschichte eigentlich ist. Die Geschichte von drei sehr unterschiedlichen Frauen, die in verschiedenen Zeiten in Deutschland aufwachsen hat mich sehr gefesselt. Besonders die Nazizeit wird sehr anschaulich und bedrückend geschildert und beleuchtet, ohne in - ich sag jetzt einfach mal vorsichtig - oberflächlichen "Klischees" abzugleiten. Auch der Blick auf den Hochschulapparat und dessen Machtverhältnisse ist faszinierend. Was alle Zeitebenen gemein haben ist, dass sich Schröder einer "einfachen" Sprache bedient, die trotzdem aber eine starke Wirkung entfaltet. Man fiebert bei allen Charakteren mit und die persönlichen Situationen der Frauen sind sehr eindringlich. Toller Roman.

Margaret Atwood - Die Geschichte von Zeb
Dritter Teil der MadAddam-Trilogie, der nahtlos an den Vorgänger anknüpft. Hierbei liegt statt auf Jimmy und Toby der Fokus auf Zeb, der meiner Meinung nach interessantesten Figur der Reihe. Auch die Zeit vor der Apokalypse wird weiter ausgeleuchtet, und die Ideen von Atwood scheinen wie immer grenzenlos. Düster, brutal, teilweise sau komisch aber immer mit dem Gefühl, dass wir auf genau so eine Gesellschaft hinsteuern. Toller Abschluss mit einigen interessanten erzählerischen Kniffen, dank der Craker sogar so etwas wie Hoffnung und einem zwar berührenden, aber auch "einfachen", unspektakulärem Ende - genau wie das Leben.

Hendrik Bolz - Nullerjahre
Geht um seine Jugend in MeckPomm Ende der 90er. Fand den Roman leider nicht ganz so stark, was insbesondere an der losen Erzählstruktur liegt. Ist eher ein Sammelsurium aus Anekdoten über Drogen und Gewalt in Ostdeutschland, die zwar recht anschaulich beschrieben werden und in den Dialogen auch gefühlt sehr authentisch rüberkommen, dessen Erkenntnisgewinn am Ende aber irgendwie kaum vorhanden ist. Ich jedenfalls wüsste jetzt nicht, was diese Jugend groß von meiner oder der Millionen anderer Menschen, die überall in Deutschland aufgewachsen sind, unterscheiden soll. Trotzdem als Debüt irgendwie ganz nett, aber als Roman fehlt dann doch etwas an Tiefe.
 
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