Alena Schröder - Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Erzählt auf drei Zeitebenen die Geschichte von drei bzw. vier Generationen an Frauen, angefangen im Deutschland der 1920er bis heute. Dabei geht die Doktorantin Hannah auf die Suche nach Gemälden, die der Familie ihrer Urgroßmutter - verheiratet mit einem jüdischen Kulturjournalisten, dessen Vater Kunsthändler war - zur Nazizeit geraubt wurde. Auch ihre Großmutter spielt dabei eine wichtige Rolle.
Klingt auf dem Papier erstmal trockener und komplexer, als die Geschichte eigentlich ist. Die Geschichte von drei sehr unterschiedlichen Frauen, die in verschiedenen Zeiten in Deutschland aufwachsen hat mich sehr gefesselt. Besonders die Nazizeit wird sehr anschaulich und bedrückend geschildert und beleuchtet, ohne in - ich sag jetzt einfach mal vorsichtig - oberflächlichen "Klischees" abzugleiten. Auch der Blick auf den Hochschulapparat und dessen Machtverhältnisse ist faszinierend. Was alle Zeitebenen gemein haben ist, dass sich Schröder einer "einfachen" Sprache bedient, die trotzdem aber eine starke Wirkung entfaltet. Man fiebert bei allen Charakteren mit und die persönlichen Situationen der Frauen sind sehr eindringlich. Toller Roman.
Margaret Atwood - Die Geschichte von Zeb
Dritter Teil der MadAddam-Trilogie, der nahtlos an den Vorgänger anknüpft. Hierbei liegt statt auf Jimmy und Toby der Fokus auf Zeb, der meiner Meinung nach interessantesten Figur der Reihe. Auch die Zeit vor der Apokalypse wird weiter ausgeleuchtet, und die Ideen von Atwood scheinen wie immer grenzenlos. Düster, brutal, teilweise sau komisch aber immer mit dem Gefühl, dass wir auf genau so eine Gesellschaft hinsteuern. Toller Abschluss mit einigen interessanten erzählerischen Kniffen, dank der Craker sogar so etwas wie Hoffnung und einem zwar berührenden, aber auch "einfachen", unspektakulärem Ende - genau wie das Leben.
Hendrik Bolz - Nullerjahre
Geht um seine Jugend in MeckPomm Ende der 90er. Fand den Roman leider nicht ganz so stark, was insbesondere an der losen Erzählstruktur liegt. Ist eher ein Sammelsurium aus Anekdoten über Drogen und Gewalt in Ostdeutschland, die zwar recht anschaulich beschrieben werden und in den Dialogen auch gefühlt sehr authentisch rüberkommen, dessen Erkenntnisgewinn am Ende aber irgendwie kaum vorhanden ist. Ich jedenfalls wüsste jetzt nicht, was diese Jugend groß von meiner oder der Millionen anderer Menschen, die überall in Deutschland aufgewachsen sind, unterscheiden soll. Trotzdem als Debüt irgendwie ganz nett, aber als Roman fehlt dann doch etwas an Tiefe.