Habe den auch gestern in der Vorpremiere mit dem Chef gesehen. Ich hatte mich auf zweieinhalb unterkühlte Filter lastige Yates-Potter Stunden eingestellt und wurde positiv überrascht. Locker der bisher beste von Yates und auch insgesamt sicherlich einer der drei besten Potters bisher. Glaube aber auch nicht, dass 7.2 besser wird, weil der wieder voll mit Action, Effekten und Spektakel sein wird und ich fürchte, da wird Yates einen Rückfall erleiden.
Mittlerweile kenne ich ja die Bücher und ich weiß nicht, wie es für einen Nicht-Fan ist, diesen Film zu sehen. Er ist der mit Abstand ruhigste, unspektakulärste und Charakter bezogenste Teil bisher. Und endet zudem in einer inhaltlich Ambivalenz, ohne größeres Finale. Mir gefiel das durchaus gut, aber es ist halt offensichtlich, dass dies nur ein Teil von einem zweiteiligen Gesamtfilm einer siebenteiligen Reihe ist. Die Stimmung ist, gerade im Vergleich zu den ersten zwei Stunden im Halbblut-Prinz (der ja nur ruckizucki in der letzten halben Stunde plötzlich auf den Trichter kam, dass ja eigentlich schwierige Zeiten anstehen), auffällig düster und pessimistisch. Ich hätte mir das teilweise noch stärker gewünscht.
Der Aufenthalt im Grimmauldplatz Nr. 12 hätte gerne noch ausgebaut werden können, insbesondere fand ich aber die Szenen im Wald zwar irgendwie verdammt gut, sogar besser als erwartet, weil man sich eben die nötige Zeit dafür genommen hat. Aber ein wirklich guter Regisseur hätte das noch intensiver und bedrückender hinbekommen.
Die ersten fünf Minuten, insbesondere wegen Harry und noch besonderer wegen Hermine, gehören zum Besten und Effektivsten der bisherigen Filmreihe. Damit hatte ich nicht gerechnet und plötzlich fand ich mich in einem ziemlich zufrieden stellenden Potter-Film wieder. Manchmal fand ich den Humor zu aufdringlich bzw. vom Timing nicht so toll. Eigentlich funktionierte er in diesem Film recht gut, hatte hier aber eher weniger zu suchen, finde ich. Die Ministeriums-Szene wandelt da - wie es auch schon im Buch war - auf einem schmalen Grat. Toll fand ich, dass Yates die vielen Farbfilter häufiger in der Kiste lässt. Die drei Freunde durchs mehr oder weniger natürlich wirkende London, durch Wälder und über Felsen kraxeln zu sehen, das hat mir gefallen. Aber wie gesagt, ich fürchte, wenn es in 7.2 mit Gringotts und dem Finale zurück in die rein magische Welt geht, dass Yates dann wieder zu seinem CG-lastigen Stil zurückkehrt.
Würde sagen, für diesen Teil: 7,5/10 (Tendenz nach oben, aber 7,5 erscheint mir absolut passend gerade.)
Und Lupin und Dobby erhalten den Preis für die ärmsten Säcke der Potter-Filme. Insbesondere Lupin. Die kommen seit Teil 2 bzw. 3 jedes Mal zu kurz. Dobby bis hier her vollständig, Lupin nur als besserer Komparse. Boah, das war die einzige Stelle, die ich richtig beschissen fand. Lupin und Tonks zu Beginn und dass es das mehr oder weniger mit ihnen war.