Dr Knobel
Sie nannten ihn Aufsteiger
TheRealNeo schrieb:Natürlich konnte man von diesen Problemen ausgehen, aber wer weiß wie blauäugig man da rangegangen ist? Auch wenn da erfahrene Leute sitzen...
Das ändert ja aber trotzdem nichts an den vermeidbaren Konsequenzen.
Und zu Timothy Dalton...da gibt es genügend Gerüchte, das man leider nicht mehr weiß wie genau es wirklich ablief, aber da ein dritter Film mit ihm schon so weit in der Planung war kann ich mir schon vorstellen das man noch einen weiteren Film mit ihm als James Bond durchgezogen hätte. Man hätte ja ohne Probleme die Neuausrichtung mit ihm wieder etwas zurückfahren können.
Eben weil es so viele verschiedene Aussagen gibt, kann man das nicht miteinander vergleichen. John Glen, immerhin Regisseur aller 80er-Bond-Filme, bleibt bis heute dabei, dass man mit Dalton trotz des bestehenden Vertrages nicht weiter machen wollte - eben weil man davon ausging, dass eine erneute Neuausrichtung mit Dalton nicht möglich gewesen wäre. Doch auch das ist sekundär, weil die Situation von damals mit der heutigen nicht vergleichbar ist. Der zweite Dalton spielte in den USA gerade einmal 35 Mio. Dollar ein, nachdem der Vorgänger immerhin noch 51 Mio. eingebracht hatte und die meisten Dalton ablehnten. Das ist doch heute anders.
Ob nun "profitieren" oder "brauchen", wie gesagt Sam Mendes wäre auch ohne Bond weiterhin aktiv und müsste auch nicht um Projekte kämpfen.
Doch, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Auch Regisseure wie Mendes brauchen hin und wieder einen Hit, um ihre kleineren, persönlichen Projekte finanzieren zu können. Selbst Eastwood musste das einsehen. Und Mendes hatte mit "Zeiten des Aufruhrs", der bei einem Budget von 35 Mio. Dollar in den USA nur 23 Mio. Dollar wieder einspielte, und "Away we Go", der nur 9. Mio. einspielte, zwei Misserfolge am Stück. Und dann wird es auch für einen wie Mendes allmählich eng, solche Projekte umzusetzen. Wäre seine Karriere ohne Bond vorbei gewesen? Nein. Hat es ihm geholfen? Sicherlich. Immerhin hat er bewiesen, dass er solch ein Projekt stemmen kann, dazu hat er mit dem Bonus dieses Erfolges auch größere Möglichkeiten, persönlichere Projekte zu stemmen. Das ist ja bei vielen Regisseuren so, die zwischen Kommerz und eigenen Projekten hin und her pendeln. Brauchte er Bond also? Nö. Profitierte er davon? Ja. Nochmal: Zwei verschiedene Paar Schuhe.
Ich finde es auch nicht so wichtig, dass ein Franchise auf einen Regisseur angewiesen sein muss.
ich auch nicht. Woraus ziehst du diese Annahme? Mir geht es genau um das Gegenteil. Ein Franchise wie Bond muss nicht auf DEN Filmemacher warten, das ist doch der springende Punkt. Und wenn man es doch macht, dann eben mit allen Konsequenzen, aber denen verweigert man sich ja scheinbar auch.
Du nanntest ja auch Martin Campbell, der der Reihe gleich zweimal einen fulminanten Neustart bescherte. Wer war da nun von wem abhängig? Beide doch irgendwie.
Das würde ja implizieren, dass kein anderer als Campbell dazu in der Lage gewesen wäre. Wieso? Gilt Campbell als unheimlich innovativer Regisseur? Wegen was? "Flucht aus Absolom"? "Vertical Limit"? "Die Legende des Zorro"? Ernsthaft? Ich halte Campbell für einen handwerklich sauberen Filmemacher, der unter den richtigen Umständen ordentliche Arbeit abliefert, aber mehr auch wirklich nicht. Gerade Campbell hat doch von seinen Bond-Comebacks profitiert. Vor "Casino Royale" hatte er "Jenseits aller Grenzen" (Budget 35. Mio, US-Einspiel 4 Mio Dollar) und "Die Legende des Zorro" (75 Mio. Budget, 46 Mio Einspiel) abgeliefert- beide weit unter den Erwartungen. Wenn Campbell in dieser Liga bleiben wollte, brauchte er einen Hit. Und nach Bond kam ja nun auch nichts mehr, was wirklich als Hit gewertet werden kann. Trotzdem bescherte ihm der gute Ruf noch zwei teurere Produktionen, die er ohne wohl kaum erhalten hätte nach den vorangegangenen Flops.
Und zu Danny Boyle. Es geht mir eben darum, dass er glaube ich kein Ticket in den Mainstream-Bereich sucht, und ein Bond doch nochmal ein anderes Kaliber sein kann, mittlerweile, als nur ein weiteres Franchise-Produkt nach selbem Schema.
Darüber kann man streiten/diskutieren. "Steve Jobs" oder "Trainspotting 2" waren schon Projekte, die in die Richtung Mainstream gehen, wenngleich natürlich nicht vergleichbar mit einem Franchise wie Bond. Aber klammern wir das mal aus. Mein punkt ist, dass ein Boyle es auch nicht rechtfertigen würde (!) auf ihn zu warten. Er hat noch nicht bewiesen, dass er so eine Produktion stemmen kann und hat mit dem etwas teureren "Sunshine" einen satten Flop gelandet. Zudem braucht Bond auch nicht zwangsläufig einen "Quereinsteiger-Filmemacher" wie Boyle - ein solider, erprobter Handwerker wie Campbell reicht aus, wenn alle anderen Faktoren stimmen - und damit ist ein vernünftiges Drehbuch gemeint. Und das wird jetzt wieder überarbeitet/neu geschrieben, weil immer noch nicht klar ist, wer das Ruder übernimmt. Und das sollte nicht so sein.