Tyler Rake: Extraction ~ Chris Hemsworth & Russo Brüder (Netflix)

Revolvermann

Well-Known Member
Grundsolider Krawallfilm, dessen Actionszenen spektakulär und wohltuend geerdet daher kommen. Da schätzt man noch große, echte Set-Pieces und Stunt-Arbeit. Das Setting ist zudem nicht allzu verbraucht.
Leider konnte ich nicht so richtig mitfiebern da sämtliche Figuren 2D Pappaufsteller aus dem Actionthriller Baukasten waren. Hemsworth hat zwar Charisma und ihn kann ich mir in Zukunft durchaus öfter in dem Genre vorstellen, wie ein echter Mensch wirkt er aber nicht.
Und wenn er dann denn 45sten NPC durch die Gegend gekickt oder in den Kopf geballert hat, stellt sich bei mir leider John Wick mäßige Langeweile ein. Denn wirklich bedrohlich wirken hier höchstens die sanitären Bedingungen in Dhaka.
 

Metroplex

Well-Known Member
So, gestern auch gesehen.
War durchgehend gut unterhalten :top: Aber gut dass er auf Netflix kam, im Kino wäre er wohl gefloppt... dafür war das ganze dann doch irgendwie zu "dünn".
Von der Stimmung her hat er mich etwas an Black Hawk Down erinnert.
 

Etom

Well-Known Member
@Revolvermann:
Witzigerweise war es bei mir genau andersrum. Die John Wick Langeweile ist bei mir nicht aufgekommen. Fand den Film deutlich abwechslungsreicher und durch den Jungen auch spannender.

Und wenn er dann denn 45sten NPC durch die Gegend gekickt oder in den Kopf geballert hat
Aber John Wick hin oder her - ist das nicht in vielen (auch guten) Action Filmen so, dass haufenweise Gegner umgenietet werden? Von Phantom Commando zu Revenge of the Warrior?
 

Revolvermann

Well-Known Member
@Etom
Bei Phantom Commando ist es schon beinahe so parodistisch, dass ich damit klar komme. Außerdem ist der Film ein Kind seiner Zeit und somit anders einzuordnen als wenn er heute erscheinen würde.
Ansonsten bin ich davon eher gelangweilt. Ein guter Actionfilm muss keinen hohen Body-Count haben. Schon gar nicht ist das eine Voraussetzung um dem Prädikat guter Actionfilm zu genügen.
Wenn es dann der Geschichte dienend doch vorkommt, kann man das interessanter gestalten und kreativ sein, anstatt seelenlose Pappfiguren im Sekundentakt umzunieten. Man schaue sich beispielsweise den ersten Stirb Langsam an. Dort hat beinahe jeder Gegner zumindest ein klein wenig Charakter, wird immer etwas (oder auch mehr) Stress und Spannung erzeugt, muss McClane immer vorsichtig oder clever vorgehen.
Bei einigen Filmen aus den letzten Jahren hat man das Gefühl, die Macher handeln nach der Prämisse, je mehr, desto besser.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
John Wick, Extraction, The Raid sind halt komplett anders gelagerte Actionfilme. Ich mag es auch, wenn Antagonisten mehr als nur eine billige Schablone sind und ich brauche auch keinen ausufernden Bodycount, aber wenn das Konzept anders angelegt ist, passt das für mich auch. Bei den drei genannten Film(reih)en ist es beispielsweise für mich der Fall.
 

Etom

Well-Known Member
Stirb Langsam stammt so gesehen auch aus einer anderen Zeit. Aber ja, sowas würde ich auch gerne mal wieder sehen. Ich mag ja weiterhin Faster mit Dwayne Johnson. Wirkt teilweise sehr Old School.

Würde Cimmerier da ja zustimmen. Die Filme setzen halt mehr auf optische Unterhaltung, mache besser und schlechter. Bei Wick war ich zum Beispiel schnell gelangweilt. Bei Extraction eigentlich gar nicht.

Wie gefallen dir die Tony Jaa Filme?
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Bin eh großer Fan des asiatischen Actionfilms, daher mag ich Tony Jaa ganz allgemein gesprochen. Wobei da auch viel Ausschuss ist. Tom Yum Goong und Ong Bak sind top, genau wie Lethal Warrior. Während ich die Ong Bak Sequels allesamt sehr mau fand und Revenge of the Warrior echt mies. Bei John Wick mag ich persönlich den zweiten Teil sogar mehr als den ersten, auch wenn ich da wohl einer der wenigen bin.

Durchgängige Fressbrettpolieraction ist halt irgendwie auch ein Handwerk, welches man beherrschen muss. Das langweilt schnell und kann auch durch kreative Choreographien nur eingeschränkt aufgefangen werden. The Night Comes for Us fand ich beispielsweise eher ernüchternd, genauso wie Headshot, vom kleinen Jailbreak ganz zu schweigen. Gleichzeitg mag ich die The Raid Streifen und finde halt auch Extraction gefallen.
 

Joel.Barish

dank AF
Und wenn er dann denn 45sten NPC durch die Gegend gekickt oder in den Kopf geballert hat, stellt sich bei mir leider John Wick mäßige Langeweile ein.
Bei Phantom Commando ist es schon beinahe so parodistisch, dass ich damit klar komme.
Ging mir mit den non-stop Tötungen ähnlich. Da war man (ich) erst noch voll auf der Seite des Films, da Tyler Harke seinem Namen alle Ehre macht und besagtes Instrument zu Beginn gleich zweimal erfolgreich nutzt. Aber irgendwann wurde es wirklich ermüdend. Und frustrierend, da nicht einmal versucht wird, zumindest verbal irgendwo einen Unterschied zwischen Unterwelt Goons, Straßenpolizisten und Militärs zu sehen. Das Argument gilt streng genommen für alle drei Gruppen, aber insbesondere die letzten beiden "verdienen" in der kaltblütigen Logik dieses Films ohne Kompromisse den Tod, da sie Befehle eines korrupten Befehlshabers ausführen. Aber klar, wer schaut diese Film schon wegen solcher Nuancen?

Aber deswegen ist "Phantom Commando" auch so eine erfreuliche Ausnahme für mich, was Ballerfilme mit hohem (und größtenteils unreflektierten) Bodycount betrifft. Du deutest den parodistisch-ironischen Ton ja schon an. Der ist sehr wichtig. Für mich gleichermaßen wichtig (gerade in Kombi mit dem Ton) ist die Tatsache, dass PC Arnie durch einen fiktiven Staat mit fiktiven Leuten schickt. "Tyler Harke" ist hingegen eine US-Produktion, produziert und inszeniert von weißen westlichen Männern, die einen weißen Mann durchs "braune" reale Bangladesch schicken, um jemanden zu retten und auf dem Weg reihenweise uniforme Einheimische zu plätten. Da gibt es immer einen faden Beigeschmack, finde ich.
 

Revolvermann

Well-Known Member
ohn Wick, Extraction, The Raid sind halt komplett anders gelagerte Actionfilme. Ich mag es auch, wenn Antagonisten mehr als nur eine billige Schablone sind und ich brauche auch keinen ausufernden Bodycount, aber wenn das Konzept anders angelegt ist, passt das für mich auch. Bei den drei genannten Film(reih)en ist es beispielsweise für mich der Fall.
Klar sind diese Filme so angelegt. Derartig angelegte Filme werden mir schnell fad. Wobei beispielsweise The Raid mit dem Setting und genug Kreativität bei den einzelnen Kills, bedeutend unterhaltsamer ist als beispielsweise der erste John Wick.
Natürlich gibt es da Abstufungen. Die reine Inszenierung der Actionszenen hat mir ja auch bei Extraction durchaus gefallen. Häufig ist es für mich ein zu eintöniges Vorgehen.

@Joel.Barish
Sehe ich ähnlich. Da musste man gerade gegen Ende moralisch recht locker aufgelegt sein, was der Film einem nicht leicht macht. Gerade weil man vorher mindestens das letzte Drittel doch bei moralischen Fragen mitfiebern soll; Ist der Junge nur ein Paket für Tyler? Hat er ein Herz? Ist der andere Typ da doch ziemlich okay?
Die lebende Actionfigur Arnie, derbe am Baumstämme tragen, mit seinen Sprüchen, in einem fiktiven Staat der auch direkt aus Hot-Shots hätte stammen können, machen einem die Sache leichter.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Mir gefiel Tyler Rake auch nur so lala, aus den gleichen Gründen. Technisch ist das schon teils echt gut umgesetzt, aber wie Revolvermann schon schreibt - Charakter fehlt. So ists nichts anderes als seelenlose Fressbrettpolieraction, bei der Chris Hemsworth dutzende nichtweiße Gesichter erschießt, erdolcht, erwürgt etc. Gut, bei John Wick gibts auch endlos Geballer und Gekloppe, aber erstens hat Keanu Reeves deutlich mehr Charisma als Hemsworth (außer wenn Hemsworth Spaß machen darf), und zweitens sind vor allem 1+2 echt stylisch inszeniert und nicht nur Hatz durch graubraundunkelgrüne Modergassen.

The Night Comes for Us und The Raid gefielen mir beide deutlich mehr. Die waren zwar noch actionreicher und brutaler, aber wesentlich packender inszeniert.

Der einzige Ha Moment in Extraction ist die Szene mit der Hake - so hätt gern der ganze Film sein können.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Dieses White Savior Gerede finde ich allerdings etwas übertrieben. Hab eher das Gefühl, dass man Indien als günstigen Drehort ausgewählt hat, als aus irgendwelchen anderen Gründen. Das mag auf den ein oder anderen so wirken, als wäre man mit einer Agenda unterwegs. Auf mich hat das nie den Eindruck erweckt. Abgesehen davon war Randeep Hoodas Charakter für mich der interessanteste im ganzen Film. Und das lag nicht an seiner Vincent Vega Frisur.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Was nun gewollt ist oder nicht, kann man nur erahnen, aber ansonsten muss man sich eben bei der Wahl eines Landes bewusst sein, dass da immer ein Politikum mitschwingt. Wenn man da keine Vewirrungen oder falschen Schlüsse haben möchte, dann sollte man es eben deutlich ins Fiktionale setzen, wie es Joel bei PHANTOM COMMANDO betont hat:

Du deutest den parodistisch-ironischen Ton ja schon an. Der ist sehr wichtig. Für mich gleichermaßen wichtig (gerade in Kombi mit dem Ton) ist die Tatsache, dass PC Arnie durch einen fiktiven Staat mit fiktiven Leuten schickt. "Tyler Harke" ist hingegen eine US-Produktion, produziert und inszeniert von weißen westlichen Männern, die einen weißen Mann durchs "braune" reale Bangladesch schicken, um jemanden zu retten und auf dem Weg reihenweise uniforme Einheimische zu plätten. Da gibt es immer einen faden Beigeschmack, finde ich.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ich halts für ein schwieriges Thema. Die Ableitungen bleiben einfach nicht aus. Wenn da ein weißer Heldensoldat in einem Land voller nichtweißer rumläuft und für irgendeine Mission rundum tötet wie er will, dann denkt man unweigerlich an die Aktionen des US-Militärs. Selbst wenn man das gar nicht erreichen will, kann es halt so wirken.

Allerdings fühl ich mich nicht automatisch besser, wenns parodistisch oder in einem fiktiven Land angesiedelt ist. Mir ist das gleich, wie mans bezeichnet, denn man braucht sich nichts vormachen: hier wir das Töten von Menschen ganz klar als Unterhaltung verkauft. Vielleicht gehört da Mut zu, das zu sagen, aber ich denke wie Tarantino, dass das generell bei Filmen und Games in Ordnung ist, daran Spaß zu haben. Man muss einfach klar unterscheiden zwischen dem echten Töten von Menschen in der Realität und dem fiktiven in Filmen oder Games, und wie es das Medium jeweils verkaufen will. Hat man damit ein Problem, dann muss mans aber auch konsequent auf alles andere runterbrechen. Dann darf man auch keine Unterhaltung mehr an 0815 Copserien wie Tatort empfinden, da da auch im Dienste der Unterhaltung schlimme Sachen passieren, dann darf man in Super Mario nicht mehr auf Kreaturen springen, deren Pixelleben damit ebenfalls zu ende ist.

Gerade bei 80er Slashern gehört zum Entertainment dazu, wie Jason und Konsorten die Jugendlichen zu Schnitzel verarbeiten, und dass sie das machen. Ohne würd immens was fehlen. Sicherlich gibt es Spinner, die gerade dasTöten an sich losgelöst toll finden oder gar als Machtfantasie a la Scarface feiern, aber da liegt das Problem bei den Individuen, nicht beim Film.

Eins der Call of Dutys hatte da einen interessanten Level zu. Undercover war man da zwischen Gangstern, die einen Flughafen überfielen. Man musste spielerisch nichts tun - nur mitgehen und das Levelende erreichen. Man konnte aber auch mitmachen und stumpf in die laufenden Massen schießen. Natürlich hat man auch die Wahl, das Spiel einfach auszumachen, zu deinstallieren und als geschmacklosen Schrott abzukanzeln. Was man tut, wie mans empfindet und wie mans mit seinem Gewissen vereinbaren kann, bleibt einem selbst überlassen.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ich fand eher das vor allem gegen Ende hin ziemlich wahllose Töten der Geschichte und dem Charakter des Tyler eher abträglich. Weil es halt an anderer Stelle viel um die Tötungsmoral dieser Söldner ging. Auch wenn man sich den White Savior Vorwurf sicher gefallen lassen muss, würde ich nicht so weit gehen, dem Film eine Agenda vorzuwerfen.
Sowas oder ähnliches lässt sich halt in jedem Film finden. Da nur noch politisch korrekte Szenarios zuzulassen wäre doch arg langweilig.
So etwas trotz allem anzusprechen gehört natürlich dazu. So soll es sein. Hier hingegen fand ich das Indien Setting sofort interessant. Man stelle sich die Handlung in Chicago oder New York vor. Sofort würde sich ein "schon tausend mal gesehen" Gefühl einstellen.
Also da verstehe ich beide Seiten. Schwierig.
 

Etom

Well-Known Member
Gut, bei John Wick gibts auch endlos Geballer und Gekloppe, aber erstens hat Keanu Reeves deutlich mehr Charisma als Hemsworth (außer wenn Hemsworth Spaß machen darf), und zweitens sind vor allem 1+2 echt stylisch inszeniert und nicht nur Hatz durch graubraundunkelgrüne Modergassen.

Auch wenn es stylisch war, bei Teil 2 war mir nach 10 Minuten langweilig, da es vom Gefühl her immer der selbe Ablauf war. Aber ja, da sind Geschmäcker halt verschieden. :smile:

White Savior höre ich zum ersten Mal und hab mir bisher noch keine Gedanken darüber gemacht und werde mir wahrscheinlich auch in Zukunft keine darüber machen. Es wurde einfach ein anderer Schauplatz gewählt. Wenn er da wieder nur auf andere US Söldner getroffen wäre, wäre das Thema erledigt?

War Phantom Commando damals als parodistisch angehauchtes Werk gedacht oder als ernster bzw. "seriöser" Action Film?
 

Deathrider

The Dude
Es wurde einfach ein anderer Schauplatz gewählt. Wenn er da wieder nur auf andere US Söldner getroffen wäre, wäre das Thema erledigt?
Ja. Ich meine, ich kann auch verstehen wie dieser Vorwurf zu Stande kommt, aber auch ich würde nicht unbedingt eine Agenda unterstellen wollen.
Wie bereits erwähnt wurde, kann es auch einfach an der Schauplatz Wahl liegen, daran dass Extras und Crew vor Ort genutzt werden (Arbeitsplätze) und dass das Ding vom Studio aus einen internationalen Star brauche um greenlit zu werden oder indische Investoren haben das Projekt rüber geholt. Gibt's alles.
Ich persönlich kann mir jedenfalls nicht vorstellen dass es Leute gibt die den Film schauen um sich drüber zu erfreuen dass da Inder verprügelt und erschossen werden. Aber vielleicht ist das auch nur meine Denkweise und ich bin naiv das zu übertragen.

War Phantom Commando damals als parodistisch angehauchtes Werk gedacht oder als ernster bzw. "seriöser" Action Film
Das ist ein Mysterium das wohl nie aufgelöst werden wird und macht den Reiz des Films ein bisschen aus. Dieses ständige "das können die doch unmöglich ernst meinen".
 
Oben