Zuletzt geschauter/gesehener Film

Presko

Don Quijote des Forums
To Leslie
Das Drama handelt von der alkoholabhängigen Leslie, die eines Tages bei ihrem erwachsenen Sohn auf der Matte steht, weil sie obdachlos ist. Er nimmt sie unter der Bedingung auf, dass sie nicht trinke. Das geht nicht lange gut. Schweren Herzens setzt ihr Sohn vor die Tür nachdem sie einen Freund von ihm bestohlen hat, um Alk zu kaufen. Leslie reist in ihre Heimatstadt zurück, wo sie wegen einem weit zurückliegenden Lottogewinn, und wie sie diesen verprasst und ihren Sohn in Stich gelassen hat, bekannt ist. Dort erhält sie schliesslich vom gutmütigen Sweeney, der ein kleines Hotel leitet, ein Jobangebot. das

Andrea Riseborough in der Hauptrolle kommt in der Rolle der heruntergekommenen Leslie brutal authentisch rüber. Gerade in der ersten Hälfte tut es richtig weh, ihr zuzusehen. Sympathie für sie aufzubringen fällt schwer.

Zum Glück taucht dann Marc Maron in der Rolle des zurückhaltenden aber liebenswürdigen Sweeney auf und bildet den nötigen Gegenpol. Inhaltlich bleibt das alles recht minimalistisch, und einige Nebenfiguren fand ich in ihrem Verhalten recht unglaubwürdig. Die typischen Szenen von Entzug und wie sie später rückfallgefährdet vor einem Drink sitzt, fehlen auch nicht. Der letzte Akt wird ebenfalls etwas uninspiriert runtergespuhlt. So bin ich etwas zwiegespalten. Schauspielerisch und inszenatorisch top, inhaltlich ein wenig mau.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Rye Lane
Die Mitzanziger Dom und Yas haben beide eine schmerzliche Trennung hinter sich und treffen eines Nachmittags zufällig auf einer Unisex-Toilette aufeinander. Sie, eine selbstbewusste, quierlige Designerin, er eher schüchterner und braver Buchhalter. Die beiden verbringen den Nachmittag in London miteinander und helfen sich dabei über ihre jeweiligen Trennungen hinwegzukommen.

Hip und fresh wurde die im Grunde schlichte Story von Raine Allen-Miller. Farb- und Weitwinkelspielereien sowie ein starker Einsatz des Fischaugeneffekts geben dem Film einen eigenen Stil.Das Highlight sind aber der Cast. Vivian Oparah und David Jonsson tragen den Film mit überschäumender Spielfreude und viel Energie. Die teils überschäumenden Kritiken teile ich nicht grade, dafür war mir das oft etwas zu überinszeniert und blieb auf inhaltlicher Ebene zu dünn.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Bruiser
Der junge Darious hadert mit dem Erwachsenwerden. Der zeigt sich etwa, wenn er in immer häufiger heftige Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen gerät, oder seinem strengen Vater gegenüber respektlos auftritt. Nach einer Prügelei mit einem Schulkollegen trifft Darious auf einen Fremden, der in einem Boot zu hausen scheint. Später erfährt er, dass es sich bei dem Fremden um seinen leiblichen Vater Porter handelt, der seine Mutter hat sitzen lassen, als Darious noch ein Baby war. Nun möchte Porter, der aus der Air-Force ausgetreten ist, seinen Sohn kennen lernen. Darious mag Porter, er ist cool und rebellisch. Doch Darious Ziehvater, der Porters Jugendfreund war, ist gegen den Kontakt zwischen Darious und seinem leiblichen Vater. Darious gerät plötzlich zwischen die Fronten der beiden Männer. Während sein Ziehvater Porter vorwirft, gefährlich zu sein, treten bei ihm selbst allerdings mehr und mehr Probleme damit zutage, seinen aufkommenden Jähzorn unter Kontrolle zu behalten.

Was als klassisches Coming-of-Age-Drama beginnt, entwickelt sich im Verlaufe mehr und mehr zu einer Geschichte über (toxische) Männlichkeit. Was dem Film eine ganz eigene, gelungene Note verleiht, und mich recht überrascht hat. Toll fotografiert und mit einer atmosphärischen musikalischen Untermalung erzeugt Regisseur Miles Warren einen eigentümlichen Sog, der in einem hypnotischen Finale mündet.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Petite Maman
Im Wald in der Nähe des Hauses ihrer eben verstorbenen Grossmutter trifft die 8-jährige Nelly auf ein Mädchen Marion das ihr fast bis aufs Haar gleicht. Nicht nur trägt das Mädchen denselben Vornamen wie Nellys Mutter, als sie Nelly zu sich nach Hause einlädt, ist es das Haus von Nellys Grossmutter in dem Marion mit ihrer Mutter lebt. Céline Sciamma hat einfach ein unglaubliches Gespür für feine, hochsensible aber gleichsam niemals kitschige oder rührselige Stoffe; und das beweist sie mit dieser Perle aufs Neue, wo sie ohne grosses Aufhebens eine übernatürliche Prämisse nimmt, und damit eine absolut kleine feine und zutiefst emphatische Geschichte über Freundschaft, Trauer und Familie aus Kinderperspektive erzählt.
 

Puni

Well-Known Member
Gestern spontan einen kleinen Sam Peckinpah Abend gemacht, angefangen mit

Pat Garrett jagt Billy the Kid
Ist ein flott inszenierter, sehr auf seine Charaktere fokussierter Western und gleichzeitig auch sowas wie ein Abgesang aufs Genre und ihre "Helden". Die Zeit der Revolverhelden neigt sich ihrem Ende entgegen, Großgrundbesitzer und Firmen bekommen immer mehr Einfluss aufs Gesetz und verdrängen so die Gesetzlosen mehr und mehr. Einst selbst ein Gesetzloser kriegt Pat Garrett nun den Auftrag seinen früheren Freund und Weggefährten Billy the Kid zur Strecke zu bringen. Bei der Jagd pflastern natürlich unzählige Leichen den Weg, es gibt Peckinpah-typische blutige Shootouts und der ganze Film hat insbesondere durch den tollen Soundtrack von Bob Dylan, der auch eine coole Nebenrolle spielt, einen sehr eigenen, fast schon entspannten "Flow". Das ganze wirkt fast schon konträr zum blutigen Film, macht ihn dadurch und durch das antiklimatische Ende aber gleich noch viel bemerkenswerter und eindrucksvoller. Toller Film mit einem sehr sympathischen Cast.

Danach musste ich mich entscheiden, und ich hab spontan Wer Gewalt sät (Straw Dogs) ausgewählt, den ich auch sicherlich zehn Jahre nicht gesehen hatte. Hier beweist Peckinpah abseits der Gewalt, die seinen Filmen immer innewohnt, wieder viel Gespür für seine doch recht komplexen Charaktere. Ein Paar, das sich längst entfremdet hat, wird mit Gewalt und dadurch auch Vorstellungen von Moral und Männlichkeit konfrontiert, als ein Dorfmob ihnen ans Leder will. Ist vermutlich einer der ersten Home Invasion Filme gewesen, und gleichzeitig aufgrund seiner Substanz einer der gelungensten. Dazu super spannend und clever inszeniert mit ambivalenten Charakteren, die selbst in ihrer größten Not und Grenzerfahrung nicht mehr zueinander finden können. Und auch hier wieder mit einem Ende, das einem im Kopf bleibt.

Muss ja sagen dass mir gestern wieder aufgefallen ist, wie sehr ich Filme aus den 70ern allein von ihrer Optik, Inszenierung und Score her mag. :love:
 

Revolvermann

Well-Known Member
@Puni Oh ja, 70er Kino hat was.
Wobei 60er und 50er auch. Und auch 80er, 90er...:biggrin:
Hat schon jede Film-Epoche etwas Besonders.
Hast du The Wild Bunch gesehen?
Mochtest du den lieber als Pat Garrett... oder eher andersrum?
 
Zuletzt bearbeitet:

Presko

Don Quijote des Forums
Straw Dogs ist mir auch sehr positiv in Erinnerung geblieben, insbesondere aufgrund dieser innewohnenden Ambivalenz der Figuren und ihren Handlungen. Davon gibts ja ein Remake mit James Marsden und Kate Bosworth, das ich damals nicht mal soo schlecht fand.

Mit Wild Bunch konnte ich bis auf den phänomenalen Beginn hingegen sehr wenig anfangen. Das Finale fand ich nur noch bescheuert. Aber der Anfang - wow - Hammer.
 

Puni

Well-Known Member
The Wild Bunch ist bei mir auch zu lange her, als ich dass ich da Vergleiche ziehen könnte. War ja glaube ich recht actionlastig, falls ich mich recht erinnere?

Mein Favorit von Peckinpah war früher immer Getaway mit Steve McQueen. Vielleicht schau ich den und The Wild Bunch mal die Tage, obwohl mich auch Sacramento von ihm reizt, den kenne ich noch gar nicht.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Mich reizt besonders Pat Garrett and Billy the Kid als auch Bring me the Head of Alfredo Garcia, die ich beide noch nicht kenne.
 

McKenzie

Unchained
Gestern spontan einen kleinen Sam Peckinpah Abend gemacht, angefangen mit

Pat Garrett jagt Billy the Kid
Ist ein flott inszenierter, sehr auf seine Charaktere fokussierter Western und gleichzeitig auch sowas wie ein Abgesang aufs Genre und ihre "Helden". Die Zeit der Revolverhelden neigt sich ihrem Ende entgegen, Großgrundbesitzer und Firmen bekommen immer mehr Einfluss aufs Gesetz und verdrängen so die Gesetzlosen mehr und mehr. Einst selbst ein Gesetzloser kriegt Pat Garrett nun den Auftrag seinen früheren Freund und Weggefährten Billy the Kid zur Strecke zu bringen. Bei der Jagd pflastern natürlich unzählige Leichen den Weg, es gibt Peckinpah-typische blutige Shootouts und der ganze Film hat insbesondere durch den tollen Soundtrack von Bob Dylan, der auch eine coole Nebenrolle spielt, einen sehr eigenen, fast schon entspannten "Flow". Das ganze wirkt fast schon konträr zum blutigen Film, macht ihn dadurch und durch das antiklimatische Ende aber gleich noch viel bemerkenswerter und eindrucksvoller. Toller Film mit einem sehr sympathischen Cast.

Danach musste ich mich entscheiden, und ich hab spontan Wer Gewalt sät (Straw Dogs) ausgewählt, den ich auch sicherlich zehn Jahre nicht gesehen hatte. Hier beweist Peckinpah abseits der Gewalt, die seinen Filmen immer innewohnt, wieder viel Gespür für seine doch recht komplexen Charaktere. Ein Paar, das sich längst entfremdet hat, wird mit Gewalt und dadurch auch Vorstellungen von Moral und Männlichkeit konfrontiert, als ein Dorfmob ihnen ans Leder will. Ist vermutlich einer der ersten Home Invasion Filme gewesen, und gleichzeitig aufgrund seiner Substanz einer der gelungensten. Dazu super spannend und clever inszeniert mit ambivalenten Charakteren, die selbst in ihrer größten Not und Grenzerfahrung nicht mehr zueinander finden können. Und auch hier wieder mit einem Ende, das einem im Kopf bleibt.

Muss ja sagen dass mir gestern wieder aufgefallen ist, wie sehr ich Filme aus den 70ern allein von ihrer Optik, Inszenierung und Score her mag. :love:
Straw Dogs fand ich ehrlich gesagt auch interessanter als den deutlich bekannteren Wild Bunch.

Pat Garrett sollt ich wirklich mal schauen.
 

TheUKfella

Well-Known Member
The Menu
Ralph Fiennes in einer echt gut gemachten Psycho Komödie, bei der es um wesentlich mehr als nur eine 5 Sterne Küche geht.

8/10
 

squizo

Zillion Dollar Sadist
Scream 6
Nimmt leider langsam Sawesque Formen an.. Besonders die "Unsterblichkeit" mancher Charaketer hat richtig genervt.
5/10

Hellraiser (der neue)
Gar nicht mal Übel. Besonders das Auftreten der Cenobites und wie sich die Welt darum verändert war kreativ.
6/10
 

Presko

Don Quijote des Forums
Tár
Ich hatte ein bisschen Respekt davor, ihn mir anzusehen, weil ich befürchtete, er könnte mich langweilen und mir zu "gewollt anspruchsvoll" rüberkommen. Aber gar nicht. Er hat mich von Beginn weg gepackt. Blanchett ist wirklich phänomenal. Aber auch die ganze Atmosphäre ist einfach total einnehmend. Hat mich etwas an Haneke erinnert.
 

Puni

Well-Known Member
Den hab ich sogar im Kino gesehen, einfach weil Little Children einer meiner Lieblingsfilme ist. Verstehe absolut nichts von Orchesterinszenierung aber trotzdem war das selbst am Anfang sowas von interessant und fast schon packend, obwohl der Film sich ja echt Zeit nimmt um in Fahrt zu kommen. Schade dass der bei den Oscars so vernachlässigt wurde. Und Cate Blanchett ist eh der Knaller, wer mag sie nicht? :biggrin:

Heißer Kandidat für den Film des Jahres.
 

Lunas

Well-Known Member
Her

Ein schöner/verückter/beängstigender Ausblick was Liebe/Gefühle alles sein könnten/wollen/würden mit einer KI die selbständig lernt.
Toll gespielt von Phoenix und diese wunderbare Stimme von Johannson..

8/10
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Ich glaube der Film ist aktueller als bisher zuvor.
Gerade wegen ChatGPT und Sprach KIs ist das inzwischen eine äußerst reale Idee.
 

McKenzie

Unchained
War von Tár weniger begeistert. Also, schlecht war er nicht, aber halt zum einen extrem trocken und distanziert (was natürlich zu einem gewissen Grad auch die Idee war), zum anderen kam er mir aber so unentschlossen vor - Irgendwie schwankend zwischen persönlichem Drama, Crime, Mystery, Aufstieg- und Fall, aber keines der Elemente dann so richtig rund für sich stehend. Fühlte mich am Ende eher unbefriedigt und viele Fäden nur sehr rudimentär oder gar nicht aufgelöst. Hatte das Gefühl, der Film wollte zu viel auf einmal.
 
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