Ich glaube wie so oft hängen diese Grabenkämpfe zwischen Leuten denen die Show noch immer super gefällt, denen die bei der letzten Staffel (bzw. den letzten Staffeln) die Krise kriegen und allen dazwischen mit dem stark polarisierten und enthemmten Online-Diskurs zusammen. In meinem privaten Umfeld kann ich die Show mit Leuten aus allen Sparten besprechen, ohne dass wir uns dabei an die Gurgel gehen. Hier im, wenn nicht privaten, dann zumindest noch relativ familiären Forum funktionieren die Diskussionen ja auch weitestgehend gut, aber sobald man sich in die raue Welt der großen, unpersönlichen, Portale begibt, sieht man ständig, wie sich Leute die Köpfe über die aktuelle Staffel einschlagen. Mir selbst vergeht dabei die Lust am diskutieren und ich denke so geht es vielen Leuten die weder die Macher hängen sehen, noch ihre makellose Lieblingsserie gegen missgünstige Jammerlappen verteidigen wollen.
Nach dem allgemeinen Teil noch ein paar Worte zu meiner Meinung zum Thema:
Ich habe die ersten Staffeln sehr genossen und war von der Welt und den Charakteren so fasziniert, dass ich mit wachsender Begeisterung Theorien, Diskussionen und Hintergrundinformationen gelesen habe. Beim Gucken selber war ich eigentlich bis Staffel 6 immer rundum zufrieden - manchmal gab es im Anschluss ein paar Stirnrunzler. In Staffel 6 ging dann langsam der Arya-bei-den-Assassinen-Handlungsstrang zuende und die Runzler fingen an, sich bereits während der Folge auf meine Stirn zu schleichen. In Staffel 7 fing es dann an, mir vermehrt aufs Gemüt zu schlagen. Plötzlich gab es nicht nur seltsame Einzelszenen, es schlich sich der Verdacht ein, dass die Macher offenbar Charaktere und Ereignisse merklich zurechtbiegen müssen, um an einen, damals noch unbekannten, Endpunkt zu kommen. In dieser Zeit habe ich dann, in einer Art Vorschuss des guten Willens gegenüber den Schreibern, versucht mir irgendwelche Szenarien für die Auflösung zurechtzulegen, die das bisher Gesehene sinnvoll unter einen Hut brachten und versucht, die Serie mit etwas mehr Abstand zu betrachten. Schauwerte, Produktion und Komplexität waren ja noch immer auf einem (im Fantasy-Serienbereich) nicht gesehenen Level. Dann kam Staffel 8 Folge 3 und mein ganzes mentales Kartenhaus ist in sich zusammengefallen weil für mich klar wurde, dass es keine cleveren, rückwirkenden Rechtfertigungen bzw. Erklärungen für vorangegangene Probleme mehr geben würde. In der Folgewoche bin ich dann fix durch so eine Art "stages-of-grief" Phase gelaufen und habe mich damit arrangiert, dass GoT leider meinen anfänglich geweckten Erwartungen nicht gerecht wird. Ich nehme an, so in etwa ging es den Lost-Fans, die das Ende beknackt fanden.
Dabei gab es in Folge 5 wieder einiges was mir beim Schauen gefiel, aber weil der Weg dort hin so verkürzt und beizeiten bescheuert war, wollte mich das Gesehene leider nicht emotional packen bzw. zu einem positiven Gesamtbild zusammensetzen. Hinzu kamen dann noch die altbekannten und mittlerweile zu erwartenden Stirnrunzler.
Es wurde ja schon zur Genüge über die Situation hinter den Kulissen gesprochen, und während ich die Beweggründe aller Beteiligten nachvollziehen kann, komme ich trotzdem nicht umhin, das Verhalten von Benioff und Weiss zu kritisieren. Die hätten sich einfach entscheiden müssen ob sie die Serie persönlich beenden wollen oder ob ihnen das bei fehlender Vorlage (nachvollziehbarer Weise) zu stressig wird. Mit diesem husch-husch Ende bei verkürzten Staffeln und demenstprechend zurechtgebrochener Handlung gibt es sicher eine ganze Menge mehr Enttäuschung als hätten die zwei beiden einfach die Zügel jemandem in die Hand gegeben, der die Zeit und die Lust hat die Story im Geiste der anfänglichen Staffeln zu beenden.