Zunächst "Feuertaufe".Tyler Durden schrieb:Danke schön Hast du dir "Geschöpfe der Nacht" oder "Feuertaufe" geholt?
Darum halte ich mich von solchen Foren grundsätzlich fern. Der Büchergeschmack halte, ich für etwas recht privates. Filme und Serien sind da etwas anderes. Du bekommst auf dem Bildschirm eine Welt präsentiert, die du entweder akzeptierst oder ablehnst. Jeder sieht das Gleiche, wodurch sich leichter darüber reden lässt. Aber die Welt die du in Büchern erlebst, wie du manches deutest, dir die Personen und Orte vorstellst, das bleibt, zu einem großen Stück, gänzlich dir überlassen und das empfinde ich als sehr private Interpretation. Nur weil man gerne Geschichte über traurige Schicksale liest oder schreibt, ist man kein Monster. Ich werde wieder Martin nennen, da ich hier sicher sein kann, dass ihn die Meisten kennen. Dieser Mann versteht es Figuren schreckliche Dinge wiederfahren zu lassen aber ich glaube nicht, dass er im echten Leben das Monster ist, für das man ihn dadurch halten könnte. Es gibt natürlich Psychologen die in deine Art der Beschreibung und Geschichtswahl eine Menge hineininterpretieren würden und ich glaube eine Menge Autoren, würden dabei nicht gut wegkommen aber wie du schon sagst, schreckliche Dinge gehören zum Leben dazu und es steht dir frei sie zu integrieren oder nicht.Tyler Durden schrieb:Fakt ist, dass solche Sachen in der Realität leider vorkommen. Man kann es unter den Teppich kehren und braucht solche Bücher nicht zu lesen, wenn es einen nur deprimiert, aber man muss diejenigen, die solche Bücher lesen, nicht als pervers oder krank abstempeln. In Bücherforen stoße ich immer wieder auf solche Moralapostel, die ihre Rosamunde Pilcher Romane so wunderschön finden und dann jeden anfahren, der härtere Sachen liest.
Da ist was dran. Wenn man eine schöne Geschichte beendet hat und sich wieder in der normalen Welt wiederfindet, kann man schon melancholisch werden. Das gleiche Gefühl schält sich natürlich nicht bei einem Buch ein, welches ein schlimmes Thema behandelt aber trotzdem gut ist. Da stimme ich dir voll und ganz zu!Tyler Durden schrieb:Ich sehe es aber so: wenn man ein hartes Buch weglegt, ist man erleichtert, weil einem bewusst wird, wie schlimm es hätte sein können. Man weißt das Leben mehr zu schätzen. Nach einem wunderschönen Buch kann man von der Realiät nur enttäuscht sein. Genauso wie man nach einem schönen Traum das Aufwachen ärgerlicher findet als nach einem Alptraum.
Er wäre ein Angstträumer. Ein Happy End allein bedeutet nicht zwangsläufig, dass es nur eine "Wunschfantasie" ist. Wenn im Laufe der Geschichte mehrere Figuren sterben, die zu den Guten gehören oder gar Kinder sind, am Ende aber die Hauptfigur überlebt, kann das Ganze trotzdem realistisch sein. Die Hauptfigur muss nicht immer sterben, aber auch nicht immer überleben. Sobald in einem Buch "schreckliche Ereignisse" vorkommen, ist es eine "Angstfantasie".serd schrieb:Ich würde dir widersprechen Tyler. Eine Aufteilung in zwei, so grobe Lager wie "Alles Friede Freude" und "Alles muss realistisch sein" (jetzt bewusst schlicht formuliert), tut dem ganzen meiner Meinung nach Unrecht.
Denn, so verstehe ich es bei dir, haben die "Wunschträumer" den Wunsch nach positiven Geschichten mit gutem Ausgang und einer wohlstimmenden Aussage. Ihr Werkzeug dazu sind harmlose und harmonische Geschichten, die das Elend der Welt ausblenden und möglichst keine Schwierigen Inhalte ansprechen möchten.
Dem gegenüber wollen die "Angstträumer" ein Bildniss vom schrecken der Wirklichkeit mit schwierigen und unangenehmen Inhalten malen, etwa mit der Absicht aufzurütteln und zum NAchdenken anzuregen.
Soweit verständlich und nachvollziehbar. Was ich jedoch schwierig finde, ist es die Tatsache, dass die jeweilige Absicht nicht immer an das Werkzeug gebunden ist. Jemand kann eine Geschichte über schreckliche Erreignisse schreiben und dennoch ein positives Ende finden und den Leser mit einer erleichternen Note entlassen und dennoch zum Denken anregen. Wäre er folglich ein "Wunschträumer" (er schenkt dem Leser ein HappyEnd) oder ein "Angstträumer" (er benutzt das Werkzeug des Aufrüttelns und Unangenehmen).
Auch hier: wenn Unangenehmes aufgezeigt wird, ist es keine Wunschfantasie.Gleichfalls geht es auch in die andere Richtung: Jemand kann eine überharmonische Geschichte schreiben und damit auf Missstände hinweisen und Unangenehmes aufzeigen.
Tyler Durden schrieb:Die Wunschträumer schreiben und/oder lesen am liebsten Geschichten, in denen sie die Welt so zeigen oder sehen, wie sie sein sollte. Heißt, am Ende gewinnt immer das Gute, Kinder überleben alles, die Bösen werden bestraft. Alles hat seinen Sinn. Alles Abscheuliche wird ausgeblendet. Der größte Konflikt ist dann vielleicht die Wahl zwischen zwei potenziellen Partnern.
Die Angstträumer zeigen oder sehen die Welt so, wie sie ist - oder sein könnte. Heißt, es kann jederzeit jeden treffen, unabhängig davon, wer was verdient hätte. Die schönen Seiten des Lebens werden dabei oft ausgeblendet.
Jay schrieb:Jedenfalls, wenn es beim Lesen von Stoffen überhaupt um etwas gehen würde. Tut es ja nicht.
Das hat ja auch niemand behauptet Wie schon gesagt, es bleibt jedem selbst überlassen, wer was liest. Mir geht es nur auf die Nerven, wenn ich von Leuten wegen meines Literaturgeschmacks für pervers erklärt werde, weil die glauben, dass man nur Bücher liest, deren Inhalt man schön und wünschenswert findet. Ich verlange ja nicht, dass alle nur noch härtere Sachen lesen (das liegt natürlich nicht jedem).Ja, es gibt viel Elend in der Welt und auch düstere Seiten der
Menschheit, die in vielen Büchern interessant verarbeitet werden. Sich
damit aber zu befassen ist legitim und heißt nie gleichzeitig, dass man
das gutheißt. Es bedarf aber einer gewissen Stärke, und wer die nicht
hat, ist nicht automatisch schwach.
Das Letztere würde dann doch eher zu den Ausnahmen gehören. Und wie schon mehrfach gesagt, lassen sich natürlich nicht alle in diese zwei Kategorien einteilen.Ich denke, dass sich das schwer pauschalisieren lässt. Die Leute haben
ja unterschiedliche Gründe, wieso sie ihre Stoffe lesen. Wer eine
Romanze liest oder schaut, der sehnt sich vielleicht (wieder) danach zu
lieben und geliebt zu werden. Will sich vielleicht mit leichter
Unterhaltung beschäftigen. Will sich ablenken. Mag einfach das Gefühl
beim Lesen solcher Stoffe. Braucht es als Kontrast zur eigenen
Beziehung, zum Job, oder auch einfach zu den anderen harten, komplexen
Stoffen die man sonst liest. Oder man ist einfach generell weitläufig an
unterschiedlichsten Sachen interessiert und liest Thomas Harris, JK
Rowling und Rosamunde Pilcher im gleichen Monat.