Schreiben

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich überlege schon seit langem, dass es ein grundsätzliches Mißverständnis zwischen zwei Arten von Lesern und Autoren gibt. Nennen wir sie "Die Wunschträumer" und "Die Angstträumer". Die Wunschträumer schreiben und/oder lesen am liebsten Geschichten, in denen sie die Welt so zeigen oder sehen, wie sie sein sollte. Heißt, am Ende gewinnt immer das Gute, Kinder überleben alles, die Bösen werden bestraft. Alles hat seinen Sinn. Alles Abscheuliche wird ausgeblendet. Der größte Konflikt ist dann vielleicht die Wahl zwischen zwei potenziellen Partnern.
Die Angstträumer zeigen oder sehen die Welt so, wie sie ist - oder sein könnte. Heißt, es kann jederzeit jeden treffen, unabhängig davon, wer was verdient hätte. Die schönen Seiten des Lebens werden dabei oft ausgeblendet.
Und natürlich gibt es Autoren und Leser, die irgendwo dazwischen liegen, aber die meisten lassen sich grob in diese zwei "Kategorien" einteilen. Die Wunschträumer sind oft empört über anstößige und "unmoralische" Bücher, weil sie unbewusst von sich auf andere schließen und davon ausgehen, dass die anderen den Inhalt dieser "schrecklichen" Bücher als wünschenswert erachten. Aber so sind diese Bücher meistens nicht gemeint. Wenn jemand z.B. über den Krieg schreibt oder liest, findet er/sie ihn nicht zwangsläufig schön. Dasselbe gilt auch für Mord und Folter und tote Tiere etc.
Fakt ist, dass solche Sachen in der Realität leider vorkommen. Man kann es unter den Teppich kehren und braucht solche Bücher nicht zu lesen, wenn es einen nur deprimiert, aber man muss diejenigen, die solche Bücher lesen, nicht als pervers oder krank abstempeln. In Bücherforen stoße ich immer wieder auf solche Moralapostel, die ihre Rosamunde Pilcher Romane so wunderschön finden und dann jeden anfahren, der härtere Sachen liest.
Zum Beispiel als ich "Willow Tree" von Hubert Selby las und in einem Forum erwähnte, dass es dort um einen Jungen geht, der mit seiner Freundin von anderen Jugendlichen überfallen wird und sie kippen ihr Säure ins Gesicht. Da hagelte es auch schon Kommentare: "Pfui, wie kann man sowas lesen!?!" Wie kann ich Bücher lesen, in denen Sachen vorkommen, die nicht wunderschön sind? Da muss ich doch krank sein!

Ich sehe es aber so: wenn man ein hartes Buch weglegt, ist man erleichtert, weil einem bewusst wird, wie schlimm es hätte sein können. Man weißt das Leben mehr zu schätzen. Nach einem wunderschönen Buch kann man von der Realiät nur enttäuscht sein. Genauso wie man nach einem schönen Traum das Aufwachen ärgerlicher findet als nach einem Alptraum.

Wie seht ihr das?

EDIT: Ich empfehle euch das Essay "Von der Unmoral der Moral" von Henry Miller :top:
 

Woodstock

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Ja, ich denke das du mit deiner Enschätzung soweit recht hast. Ich denke, ich würde unter die Kategorie "Angstträumer" fallen. Zwar schreibe und lese ich in beiden aber das "Schlimme" überwiegt. Ich weiß nicht ob man es Faulheit nennen kann aber ich glaube viele Autoren machen einen gewaltigen Fehler. Sie glauben, dass man eine Figur, deren Zweck erfüllt ist, umbringen muss aber ich halte das für falsch. Nur weil eine Figur keinen Zweck für den Plot mehr erfüllt muss man sie nicht töten oder einfach "fallen lassen", wie es Martin ab und an macht. Man kann jemanden auch einfach entlassen. Wenn es gut begründet ist, verstehe ich es voll und ganz, wenn eine Figur irgendwann einfach sagt: "Ich habe die Schnauze voll, ich habe genug Fälle oder Rätsel gelöst." Dabei geht es mir nicht mal um Hauptfiguren. Auch Nebenfiguren können so gehen. Der Tod ist aber nun mal immer etwas dramatischer.
Tyler Durden schrieb:
Fakt ist, dass solche Sachen in der Realität leider vorkommen. Man kann es unter den Teppich kehren und braucht solche Bücher nicht zu lesen, wenn es einen nur deprimiert, aber man muss diejenigen, die solche Bücher lesen, nicht als pervers oder krank abstempeln. In Bücherforen stoße ich immer wieder auf solche Moralapostel, die ihre Rosamunde Pilcher Romane so wunderschön finden und dann jeden anfahren, der härtere Sachen liest.
Darum halte ich mich von solchen Foren grundsätzlich fern. Der Büchergeschmack halte, ich für etwas recht privates. Filme und Serien sind da etwas anderes. Du bekommst auf dem Bildschirm eine Welt präsentiert, die du entweder akzeptierst oder ablehnst. Jeder sieht das Gleiche, wodurch sich leichter darüber reden lässt. Aber die Welt die du in Büchern erlebst, wie du manches deutest, dir die Personen und Orte vorstellst, das bleibt, zu einem großen Stück, gänzlich dir überlassen und das empfinde ich als sehr private Interpretation. Nur weil man gerne Geschichte über traurige Schicksale liest oder schreibt, ist man kein Monster. Ich werde wieder Martin nennen, da ich hier sicher sein kann, dass ihn die Meisten kennen. Dieser Mann versteht es Figuren schreckliche Dinge wiederfahren zu lassen aber ich glaube nicht, dass er im echten Leben das Monster ist, für das man ihn dadurch halten könnte. Es gibt natürlich Psychologen die in deine Art der Beschreibung und Geschichtswahl eine Menge hineininterpretieren würden und ich glaube eine Menge Autoren, würden dabei nicht gut wegkommen aber wie du schon sagst, schreckliche Dinge gehören zum Leben dazu und es steht dir frei sie zu integrieren oder nicht.
Tyler Durden schrieb:
Ich sehe es aber so: wenn man ein hartes Buch weglegt, ist man erleichtert, weil einem bewusst wird, wie schlimm es hätte sein können. Man weißt das Leben mehr zu schätzen. Nach einem wunderschönen Buch kann man von der Realiät nur enttäuscht sein. Genauso wie man nach einem schönen Traum das Aufwachen ärgerlicher findet als nach einem Alptraum.
Da ist was dran. Wenn man eine schöne Geschichte beendet hat und sich wieder in der normalen Welt wiederfindet, kann man schon melancholisch werden. Das gleiche Gefühl schält sich natürlich nicht bei einem Buch ein, welches ein schlimmes Thema behandelt aber trotzdem gut ist. Da stimme ich dir voll und ganz zu!
 

Revolvermann

Well-Known Member
Da würde ich dir grundsätzlich wohl recht geben, Tyler. Und man kann das sogar auch auf Filme beziehen. Ich empfinde es sogar so, dass die "Gelegenheitsgucker" bei Filmen, also die die mal am Wochenende sich einen Film leihen oder im Free Tv ganz gerne einen Film schauen, eher zu die Wunschträumern gehören. Hab es schon oft bei derlei Menschen erlebt das sie mit kritischen, allzu komplexem oder brutal realen Stoffen nichts anfangen können. Auch gar nicht wollen. Danach regelrecht verstört sind. Egal ob Film oder Buch. Nur ist es bei Büchern so das die Wuschträumer (um mal bei deinen Begriffen zu bleiben) es eher weglegen, wärend ein Film aufgrund des geringeren Zeitaufwandes zuende gesehen wird.
Bei den Angstträumern ist es eher so das sie gerne die großen "heile Welt" Geschichten als etwas minderwertiges abtun. Oder als Mainstream oder was weiß ich. So habe ich es zumindest schon oft wahrgenommen.
Mich selbst könnte ich aber keine der beiden Gruppen zuordnen weswegen ich nicht ganz weiß, ob man alle so einteilen könnte. Aber du schriebst ja auch selbst es gibt sicherlich viele die dazwischen liegen.
Ich finde eigentlich alles interessant und es gibt überall gute und schlechte Sachen.

Was ich aber auch sooo oft merke und was du auch schon anklingen lässt sind Leute, die meinen man wäre kein mündiger, rational und eigenständig denkender Mensch.
So nach dem Motto dieses und jenes sei doch "krank" oder "brainwashing". Manchmal kommt es mir vor, als seinen es gerade die Leute, die selbst sehr einfach beeinflussbar sind.
Viele verstehen dann auch einfach nicht das etwas total abscheulich und krank aber dennoch unglaublich fasziniernd sein kann, ohne sich davon beeinflussen zu lassen.
Es ist einfach so das die Welt in all ihren Fassetten unglaublich schlimm und unglaubilich schön sein kann und sich das so auch in allen Künsten wiederspiegelt.
 

serd

Well-Known Member
Ich würde dir widersprechen Tyler. Eine Aufteilung in zwei, so grobe Lager wie "Alles Friede Freude" und "Alles muss realistisch sein" (jetzt bewusst schlicht formuliert), tut dem ganzen meiner Meinung nach Unrecht.

Denn, so verstehe ich es bei dir, haben die "Wunschträumer" den Wunsch nach positiven Geschichten mit gutem Ausgang und einer wohlstimmenden Aussage. Ihr Werkzeug dazu sind harmlose und harmonische Geschichten, die das Elend der Welt ausblenden und möglichst keine Schwierigen Inhalte ansprechen möchten.

Dem gegenüber wollen die "Angstträumer" ein Bildniss vom schrecken der Wirklichkeit mit schwierigen und unangenehmen Inhalten malen, etwa mit der Absicht aufzurütteln und zum NAchdenken anzuregen.

Soweit verständlich und nachvollziehbar. Was ich jedoch schwierig finde, ist es die Tatsache, dass die jeweilige Absicht nicht immer an das Werkzeug gebunden ist. Jemand kann eine Geschichte über schreckliche Erreignisse schreiben und dennoch ein positives Ende finden und den Leser mit einer erleichternen Note entlassen und dennoch zum Denken anregen. Wäre er folglich ein "Wunschträumer" (er schenkt dem Leser ein HappyEnd) oder ein "Angstträumer" (er benutzt das Werkzeug des Aufrüttelns und Unangenehmen). Gleichfalls geht es auch in die andere Richtung: Jemand kann eine überharmonische Geschichte schreiben und damit auf Missstände hinweisen und Unangenehmes aufzeigen.


Ich gebe dir dahingehend Recht, dass wohl mehr Menschen positive Geschichten sehen wollen. Ich selbst denke, Geschichten (sei es bei Büchern, Filmen, Serien, Comics oder Spielen) hauptsähclich aus dem Aspekt der Unterhaltung zu konsumieren. Gerne darf ich mir Gedanken danch machen, darüber nachdenken und reflektieren und im Idealfall für mein Leben etwas postives mitnehmen.

Das was viele gerne als "Mitleids- und Elendspornographie" bezeichnen, darf auch mal sein, jedoch braucht es gute Argumente. Finde solche Gesichten auch in vielen Fällen handwerklich schlechter, da es meinem Empfinden nach nicht so schwer ist, einfach eine Schippe Elend nach der anderen draufzulegen. Meist wird es dann "Pseudo" und "Möchtegern". Typisch für viele Fernsehdramen der Öffentlich-Rechtlichen.

Letztendlich kommt es meiner Meinung nach immer drauf an, was die Geshichte eigentlich aussagen und erreichen will. Dann sind beide Werkzeuge gerne gesehene Mittel.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
serd schrieb:
Ich würde dir widersprechen Tyler. Eine Aufteilung in zwei, so grobe Lager wie "Alles Friede Freude" und "Alles muss realistisch sein" (jetzt bewusst schlicht formuliert), tut dem ganzen meiner Meinung nach Unrecht.

Denn, so verstehe ich es bei dir, haben die "Wunschträumer" den Wunsch nach positiven Geschichten mit gutem Ausgang und einer wohlstimmenden Aussage. Ihr Werkzeug dazu sind harmlose und harmonische Geschichten, die das Elend der Welt ausblenden und möglichst keine Schwierigen Inhalte ansprechen möchten.

Dem gegenüber wollen die "Angstträumer" ein Bildniss vom schrecken der Wirklichkeit mit schwierigen und unangenehmen Inhalten malen, etwa mit der Absicht aufzurütteln und zum NAchdenken anzuregen.

Soweit verständlich und nachvollziehbar. Was ich jedoch schwierig finde, ist es die Tatsache, dass die jeweilige Absicht nicht immer an das Werkzeug gebunden ist. Jemand kann eine Geschichte über schreckliche Erreignisse schreiben und dennoch ein positives Ende finden und den Leser mit einer erleichternen Note entlassen und dennoch zum Denken anregen. Wäre er folglich ein "Wunschträumer" (er schenkt dem Leser ein HappyEnd) oder ein "Angstträumer" (er benutzt das Werkzeug des Aufrüttelns und Unangenehmen).
Er wäre ein Angstträumer. Ein Happy End allein bedeutet nicht zwangsläufig, dass es nur eine "Wunschfantasie" ist. Wenn im Laufe der Geschichte mehrere Figuren sterben, die zu den Guten gehören oder gar Kinder sind, am Ende aber die Hauptfigur überlebt, kann das Ganze trotzdem realistisch sein. Die Hauptfigur muss nicht immer sterben, aber auch nicht immer überleben. Sobald in einem Buch "schreckliche Ereignisse" vorkommen, ist es eine "Angstfantasie".
Gleichfalls geht es auch in die andere Richtung: Jemand kann eine überharmonische Geschichte schreiben und damit auf Missstände hinweisen und Unangenehmes aufzeigen.
Auch hier: wenn Unangenehmes aufgezeigt wird, ist es keine Wunschfantasie.

Und wie ich schon in dem anderen Beitrag geschrieben habe, gibt es natürlich auch einige Fälle, die zwischen den beiden Extremen liegen. Mir ist schon klar, dass die gesamte Literatur bzw. alle Autoren sich nicht in zwei solche Lager aufteilen lassen :wink:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Tyler Durden schrieb:
Die Wunschträumer schreiben und/oder lesen am liebsten Geschichten, in denen sie die Welt so zeigen oder sehen, wie sie sein sollte. Heißt, am Ende gewinnt immer das Gute, Kinder überleben alles, die Bösen werden bestraft. Alles hat seinen Sinn. Alles Abscheuliche wird ausgeblendet. Der größte Konflikt ist dann vielleicht die Wahl zwischen zwei potenziellen Partnern.
Die Angstträumer zeigen oder sehen die Welt so, wie sie ist - oder sein könnte. Heißt, es kann jederzeit jeden treffen, unabhängig davon, wer was verdient hätte. Die schönen Seiten des Lebens werden dabei oft ausgeblendet.

Ich denke, dass sich das schwer pauschalisieren lässt. Die Leute haben ja unterschiedliche Gründe, wieso sie ihre Stoffe lesen. Wer eine Romanze liest oder schaut, der sehnt sich vielleicht (wieder) danach zu lieben und geliebt zu werden. Will sich vielleicht mit leichter Unterhaltung beschäftigen. Will sich ablenken. Mag einfach das Gefühl beim Lesen solcher Stoffe. Braucht es als Kontrast zur eigenen Beziehung, zum Job, oder auch einfach zu den anderen harten, komplexen Stoffen die man sonst liest. Oder man ist einfach generell weitläufig an unterschiedlichsten Sachen interessiert und liest Thomas Harris, JK Rowling und Rosamunde Pilcher im gleichen Monat.

Schwierig finde ich es immer, wenn Leute von sich auf andere schließen. Wer schon 40 Horrorromane gelesen hat, für den ist ein beschriebener Mord so 0815 wie die Morgenpost. Jutta von nebenan aber kann drei Tage nicht schlafen wenn die sowas liest. Weil sie das nicht gewohnt ist und es sehr viel intensiver auffasst.

Ja, es gibt viel Elend in der Welt und auch düstere Seiten der Menschheit, die in vielen Büchern interessant verarbeitet werden. Sich damit aber zu befassen ist legitim und heißt nie gleichzeitig, dass man das gutheißt. Es bedarf aber einer gewissen Stärke, und wer die nicht hat, ist nicht automatisch schwach. Das ist ja keine Stärke, die man haben muss, und wer die hat, braucht sich da auch gewiss nichts drauf einbilden.

Letzten Endes kommt es drauf, wer seinen Mitmenschen und seiner Nachwelt positiv entgegen tritt. Der schlaueste Durchblicker "des Systems" bringt niemanden was, wenn er allein in seiner Bude sitzt, laut Musik hört und im Internet schreibt, wie dumm doch alle anderen sind. Jutta, die nur Pilcher liest, dafür aber mal Kuchen für die anderen Mütter im Kindergarten macht, hat dann schon mehr erreicht.

Jedenfalls, wenn es beim Lesen von Stoffen überhaupt um etwas gehen würde. Tut es ja nicht.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Jay schrieb:
Jedenfalls, wenn es beim Lesen von Stoffen überhaupt um etwas gehen würde. Tut es ja nicht.

Wie genau meinst du das?
Das das Lesen von Büchern abgesehen vom eigenen Unterhaltungswert keinerlei Mehrwert besitzt?
Da würde ich dir nämlcih vehement widersprechen.
Bücher (und in vielleicht geringerer Form auch Filme) haben für die eigene intellektuelle Enfaltung, die Erweiterung von geistigen Perspektiven und die Ergründung fremder Lebensauffassungen oder Orte einen unschätzbaren Wert. Und das nicht mal nur auf persöncher Ebene sondern für die ganze Gesellschaft. Wie man auch historisch, ob in der Politik , dem Glauben oder sonstwo nicht einwandfreier sehen könnte. Da müsste man schon blind durch unsere Gesellschaft laufen wenn man der Annahme wäre, das Lesen eines Stoffes hätte keine Bedeutung. Natürlich ist nicht alles gleich bedeutsam.
Aber ich will hier jetzt auch nicht total abschweifen. Denn ich bin mir ja auch gar nicht sicher wie das nun gemeint war.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich denke, das Lesen macht einen Menschen empathischer. So kann man die Welt aus unterschiedlichsten Perspektiven betrachten und nicht nur aus der eigenen.

Ja, es gibt viel Elend in der Welt und auch düstere Seiten der
Menschheit, die in vielen Büchern interessant verarbeitet werden. Sich
damit aber zu befassen ist legitim und heißt nie gleichzeitig, dass man
das gutheißt. Es bedarf aber einer gewissen Stärke, und wer die nicht
hat, ist nicht automatisch schwach.
Das hat ja auch niemand behauptet :wink: Wie schon gesagt, es bleibt jedem selbst überlassen, wer was liest. Mir geht es nur auf die Nerven, wenn ich von Leuten wegen meines Literaturgeschmacks für pervers erklärt werde, weil die glauben, dass man nur Bücher liest, deren Inhalt man schön und wünschenswert findet. Ich verlange ja nicht, dass alle nur noch härtere Sachen lesen (das liegt natürlich nicht jedem).
Ich sage dazu: Lesen und lesen lassen.

Ich denke, dass sich das schwer pauschalisieren lässt. Die Leute haben
ja unterschiedliche Gründe, wieso sie ihre Stoffe lesen. Wer eine
Romanze liest oder schaut, der sehnt sich vielleicht (wieder) danach zu
lieben und geliebt zu werden. Will sich vielleicht mit leichter
Unterhaltung beschäftigen. Will sich ablenken. Mag einfach das Gefühl
beim Lesen solcher Stoffe. Braucht es als Kontrast zur eigenen
Beziehung, zum Job, oder auch einfach zu den anderen harten, komplexen
Stoffen die man sonst liest. Oder man ist einfach generell weitläufig an
unterschiedlichsten Sachen interessiert und liest Thomas Harris, JK
Rowling und Rosamunde Pilcher im gleichen Monat.
Das Letztere würde dann doch eher zu den Ausnahmen gehören. Und wie schon mehrfach gesagt, lassen sich natürlich nicht alle in diese zwei Kategorien einteilen.
Ich finde ja, dass man sich nur selbst quält, wenn man über Sachen liest, nach denen man sich sehnt. Das ist ja so, als würde man Kochbücher lesen während man hungert.
 
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